Wenn Markus Amend in Kirchheim bei München ins Wohnmobil steigt, fühlt er sich frei. Immer wieder fährt er mit seiner Familie spontan für ein paar Tage in den Urlaub, ohne sich vorab um Unterkünfte kümmern zu müssen. "Es ist schön, das Auto vor der Haustür zu haben", sagt er im BR-Politikmagazin Kontrovers. "Meine Frau und ich sind keine Hotelmenschen und deswegen lieben wir einfach das Reisen mit unserem Bus."
Wohnmobile: Oftmals Ursache für Parkplatzmangel
Doch was für Menschen wie Markus Amend Freiheit bedeutet, ist für andere in der Nachbarschaft ein Problem. Denn wenn Wohnmobil-Besitzer nicht gerade mit ihren Gefährten unterwegs sind, stehen diese oft auf öffentlichen Parkplätzen. Auch bei Amend ist das der Fall. Das habe schon zu Ärger mit Anwohnern geführt, erzählt er. Der große Wagen sorgt dafür, dass sich der Parkplatzmangel in der Straße zuspitzt.
Teure Freizeit-Fahrzeuge so beliebt wie nie
Ein Problem, das in vielen bayerischen Städten und Gemeinden für Unmut sorgt. Wohnmobile boomen seit einigen Jahren wie nie. Bis zu 190.000 Euro kostet ein Gefährt, viele Händler machen seit Jahren Umsatzrekorde. Allein in Bayern sind derzeit mehr als 180.000 Wohnmobile zugelassen. Hinzu kommen Wohnwagen, Anhänger, Boote – Freizeitfahrzeuge, die oftmals ebenfalls an öffentlichen Straßen geparkt werden und zum Ärger der Anwohner teils monatelang dort stehen.
Bürgervereine fordern Parkplatz-Nachweise für Wohnmobile und Co.
In Nürnberg ist der Ärger inzwischen so groß, dass sich mehrere Bürgervereine bei der Stadt beschwert haben. Immer wieder sorgen die Langzeitparker hier für Unmut, weil sie Parkplätze blockieren und die Sicht versperren. Im Stadtteil Reichelsdorf etwa stehen seit einigen Wochen mehrere Wohnwagen direkt vor einer Kirche und einer Bücherei. Sie wurden seitdem nicht bewegt – wem sie gehören, ist unbekannt. "Es ist eine Frechheit, solche Dinger abzustellen. Wenn man sich schon so ein Gefährt kauft, sollte man einen Parkplatz oder Stellplatz nachweisen können", sagt Manfred Ratz, Vorsitzender des Bürgervereins Reichelsdorf-Mühlhof.
Fahrzeuge müssen nach zwei Wochen umgeparkt werden
Doch eine Nachweispflicht für Wohnmobile und Ähnliches gibt es in Deutschland nicht. "Ein zugelassenes Wohnmobil, das versichert und versteuert ist, darf im öffentlichen Raum unbegrenzt zeitlich abgestellt werden", erklärt Frank Jülich, Chef des Nürnberger Verkehrsplanungsamtes, auf Kontrovers-Nachfrage. Die Fahrzeuge müssten zwar nach zwei Wochen umgeparkt werden – doch wer sich nicht daran hält, erhält lediglich einen Strafzettel.
ADAC: Kommunen sollen Stellplätze für Wohnmobile einrichten
Der ADAC beschäftigt sich seit längerem mit dem Problem – und sieht dabei nicht nur die Eigentümer der Fahrzeuge in der Handlungspflicht. Kommunen könnten aktiv Lösungen anbieten, indem sie beispielsweise spezielle Flächen oder Stellplätze für Wohnmobile zur Verfügung stellen. "Und wenn eine Kommune vielleicht wirklich Platz hat, um einen gesamten Wohnmobilparkplatz auszuweisen, dann sollte man das natürlich durchaus bedenken."
Solche Versuche gab es in Bayern bereits. In Putzbrunn bei München etwa sollte ein Parkplatz für Wohnmobile entstehen, doch nach Bedenken wegen Baurecht und Lärm wurde das Vorhaben eingestellt. In Nürnberg wiederum fordern die Anwohner mehr Parkzonen nur für PKW. Doch auch diese sind nur unter bestimmten Bedingungen möglich, etwa wenn die Fahrzeuge in der Nähe von Kindergärten oder Schulen die Sicht versperren und somit zur Gefahr im Straßenverkehr werden könnten.
Wohnmobilbesitzer: "Bei uns gibt es auch Paare mit drei Autos"
Wohnmobil-Besitzer Markus Amend aus Kirchheim bei München findet: Nicht nur Wohnmobile sorgen für Parkplatz-Knappheit. "Bei uns gibt es auch Paare mit drei Autos. Die haben auch das Problem, dass eins draußen stehen muss", sagt er. Für ihn ist es von Vorteil, dass der Wagen direkt vor seinem Haus steht. Denn genau das sei der Reiz: Ohne Aufwand losfahren zu können.
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