Konrad Körner ist 33 Jahre alt, Rechtsanwalt und CSU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Erlangen. Er gehört zu einer Generation, die sich nicht sicher ist, ob sie im Alter noch Rente bekommt: "Ich glaube, dass wir Rente bekommen." Wissen tut er es nicht, daher meint Körner im BR24-Interview, die sogenannte Aktivrente sei ein gutes Signal: "Ich kann nur hoffen, dass das angenommen wird, weil wir alle länger arbeiten müssen."
- Zum Artikel: Aktivrente: Was "steuerfrei" konkret bedeutet
Steuerfreier Hinzuverdienst im Alter
Die Aktivrente bedeutet: Wer länger arbeitet, soll steuerlich profitieren. Rentnerinnen und Rentner sollen bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen können, wenn sie über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten. Ab 1. Januar 2026 soll das neue Modell gelten, das das Bundeskabinett beschlossen hat. Der Bundestag muss noch darüber beraten.
Ausgenommen von der Aktivrente sind Beamte, Minijobber, Gewerbetreibende, Freiberufler und Selbstständige – auch Landwirte – und damit teils Gruppen, die ohnehin häufig länger arbeiten. Dieser Kritikpunkt ist der schwarz-roten Koalition bewusst. Die Aktivrente soll daher nach zwei Jahren evaluiert werden.
Aktivrente: Prinzip Hoffnung?
Mit dem neuen Modell verfolgt die Regierung vor allem ein Ziel: den Fachkräftemangel abzufedern. Aber wie viele werden das Angebot tatsächlich nutzen und in der Rente noch arbeiten? Das Bundesfinanzministerium geht von rund 168.000 Interessenten im Jahr aus – jeder vierte Anspruchsberechtigte also.
Doch was, wenn diese Rechnung nicht aufgeht? Es handelt sich lediglich um Schätzungen – ob jemand über das Renteneintrittsalter hinaus arbeitet, ist eine individuelle Entscheidung. Einen Anspruch auf Weiterbeschäftigung schafft die Aktivrente nicht. Sie bietet lediglich steuerliche Vorteile, wenn Arbeitgeber und Beschäftigte sich einig sind.
Union und SPD erhoffen sich mehr Verteilungsgerechtigkeit
Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen: Bisher gehen die Deutschen im Schnitt mit 64,6 Jahren in Rente. 13 Prozent der Rentner arbeiten im Ruhestand weiter, das ist EU-Durchschnitt. Der häufigste Grund: finanzielle Notwendigkeit.
Für den Staat bedeutet die Aktivrente Kosten: Rund 890 Millionen Euro pro Jahr kosten die Steuererleichterungen, die sich Bund, Länder und Gemeinden teilen. Im Gegenzug hoffen sie auf eine stärkere Einbindung älterer Fachkräfte in den Arbeitsmarkt, auf das Ankurbeln der Wirtschaft.
Eine weitere Hoffnung lautet im Gesetzentwurf: "Die Aktivrente dient daher auch der Generationen- und Verteilungsgerechtigkeit", weil sie sich langfristig "auch positiv für die jüngeren abhängig Beschäftigten auswirkt". Wie sich das konkret zeigen soll, ist offen.
Rentenpaket und die Gerechtigkeitsfrage
Die Frage bleibt, wie gerecht das Rentensystem wirklich ist. Die Aktivrente ist ein Teil eines Rentenpakets der Regierung – eine Rentenreform stellt das für viele nicht dar. "Schon jetzt geht jeder vierte Euro in den Zuschuss zur Rente. Das kann nicht beliebig so weitersteigen", sagt Konrad Körner im BR24-Interview. Er und andere junge Unions-Abgeordnete wollen sich für eine generationengerechte Rente starkmachen – rebellieren derzeit gegen die Rentenpläne von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD).
Körner und den anderen jungen Abgeordneten geht es vor allem um die Frage, wie es nach 2031 mit der Rente weitergeht: "Wir haben klargemacht: Wir fühlen uns daran gebunden, den Koalitionsvertrag umzusetzen." Bedeutet: Neben der Aktivrente auch das Rentenniveau bis zum Jahr 2031 bei 48 Prozent abzusichern, die Mütterrente mitzutragen. Aber nicht mehr, "weil es finanziell nicht mehr tragbar ist", so Körner. Bas' Entwurf sehe bislang auch ein stabiles Rentenniveau über das Jahr 2031 vor. Körner und die anderen Jungen aber sagen: Die von der Regierung eingesetzte Rentenkommission solle Vorschläge für die Zeit ab 2031 machen.
Bundestag berät Rentenpaket
Bei der Frage, ob die schwarz-rote Koalition eine echte Rentenreform wagen wird, wird der 33-jährige Abgeordnete deutlich: "Wir müssen etwas umsetzen, der Druck wird höher, die Babyboomer gehen in die Rente." Wer jetzt die Augen verschließe, der renne gegen finanzielle Wände. Ob es am Donnerstag auch politisch kracht, wird sich zeigen – denn dann soll das Rentenpaket inklusive Aktivrente im Bundestag beraten werden. Und dort wartet Widerstand der jüngeren Abgeordneten.
Im Video: Kabinett beschließt Aktivrente
Gut gegen Altersarmut und Fachkräftemangel, wie Union und SPD betonen – doch es gibt auch Gegenwind.
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