Das Bundeskabinett hat einen Gesetzentwurf gebilligt, der die Einführung der sogenannten Aktivrente ab dem 1. Januar 2026 vorsieht. Für sozialversicherungspflichtig beschäftigte Rentner sollen dann vom Verdienst bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei bleiben, wenn sie über die Regelaltersgrenze hinaus weiterarbeiten, Sozialabgaben müssen jedoch gezahlt werden. Die Gesetzesvorlage soll nun im Bundestag beraten werden.
Aktivrente ist ein teures Modell für den Staat
Im Koalitionsausschuss hatten sich die Spitzen von CDU, CSU und SPD erst in der vergangenen Woche auf letzte Details der Aktivrente geeinigt, um "zusätzliche finanzielle Anreize" für einen längeren Verbleib im Erwerbsleben zu schaffen. Die Aktivrente soll deshalb auch vom sogenannten Progressionsvorbehalt ausgenommen werden, das heißt, die steuerfreie Auszahlung erhöht nicht den Steuersatz für das restliche zu versteuernde Einkommen, insbesondere die Rente.
Für den Staat ist das ein teures Modell, denn laut Bundesfinanzministerium kostet die Aktivrente jährlich etwa 890 Millionen Euro in Form von Steuerbefreiungen. Diesen Betrag sollen vor allem Bund und Länder mit jeweils 378 Millionen Euro tragen, der Rest entfällt auf die Gemeinden.
Mit dem Wissen Älterer gegen Fachkräftemangel
Ziel sei es, mit der Aktivrente einen Anreiz dafür zu schaffen, dass in Zeiten des allgemeinen Fachkräftemangels das Erwerbspotenzial älterer Menschen besser genutzt und "Erfahrungswissen länger in den Betrieben gehalten" werde, heißt es im Gesetzentwurf.
Die Wirtschaft brauche "gerade auch die älteren und erfahrenen Arbeits- und Fachkräfte", erklärte Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) am Mittwoch. Sie könnten nun "ihr Wissen weitergeben und weiter mit anpacken".
Ob diese Ziele mit der Aktivrente tatsächlich erreicht werden, soll laut Gesetzentwurf in zwei Jahren evaluiert werden. Kritiker der Aktivrente glauben, dass gerade in Branchen mit Arbeitskräftemangel körperliche oder mentale Belastungen so hoch sind, dass nur wenige Menschen über den Renteneintritt hinaus dort arbeiten können oder wollen.
Bis zu 168.000 Beschäftigte sollen von dem Modell profitieren
Vorerst setzt die Koalition aber darauf, dass die Zahl von 672.000 Menschen im Alter ab 65 Jahren, die in Deutschland bisher noch mehr als geringfügig beschäftigt sind, durch die Aktivrente deutlich ansteigen wird. Die Regierung geht rechnerisch davon aus, dass 168.000 Beschäftigte das Modell in Anspruch nehmen könnten.
"Wer freiwillig länger arbeitet, profitiert künftig von der Aktivrente", erklärte Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) dazu. Das stärke den Arbeitsmarkt, die Wirtschaft, und sei "ein echtes Plus für alle, die beruflich aktiv bleiben wollen". Ausgenommen von der Regelung sind allerdings Selbstständige, Beamte und Minijobber sowie auch die Land- und Forstwirtschaft. Dies stieß beispielsweise im Handwerk auf Kritik, wo der Arbeitskräftemangel besonders groß ist.
Mit Informationen von AFP, epd und REUTERS.
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