Der peruanische Weihbischof Lizardo Estrada Herrera spricht in eine Mikrofon.
Der peruanische Weihbischof Lizardo Estrada Herrera spricht in eine Mikrofon.
Bild
Der peruanische Weihbischof Lizardo Estrada Herrera ist einer von vielen: Die Bischöfe aus Afrika, Asien und Südamerika fordern Klimaschutz.
Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | ALESSIA GIULIANI
Schlagwörter
Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | ALESSIA GIULIANI
Audiobeitrag

Der peruanische Weihbischof Lizardo Estrada Herrera ist einer von vielen: Die Bischöfe aus Afrika, Asien und Südamerika fordern Klimaschutz.

Audiobeitrag
>

Appell an Baerbock: Bischöfe aus globalem Süden für Klimaschutz

Appell an Baerbock: Bischöfe aus globalem Süden für Klimaschutz

Die Bischöfe aus Afrika, Asien und Südamerika fordern von den Vereinten Nationen konsequenten Klimaschutz – und jährlich 1,8 Billionen US-Dollar für den globalen Süden. Aber kann die Kirche überhaupt globale Klimapolitik beeinflussen?

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Glauben Zweifeln Leben am .

Ungewöhnliche Post für UN-Generalsekretär António Guterres und die neue Präsidentin der UN-Vollversammlung, Annalena Baerbock: In einem gemeinsamen Brief fordern die katholischen Bischöfe aus Afrika, Südamerika und Asien in Sachen Klimaschutz "eine grundlegende ökologische Umkehr". In ihrem 34-seitigen Appell an die Vereinten Nationen kritisieren sie eine Politik, die Profit über das Leben stelle. Sie verurteilen konkret "Scheinlösungen wie den 'grünen' Kapitalismus" und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen.

Bischof aus Peru: "Sind das Echo der Schmerzensschreie der Natur"

Der Generalsekretär des lateinamerikanischen Bischofsrates und Weihbischof von Cuzco in Peru, Lizardo Estrada Herrera, sagte im Interview mit dem BR: "Es ist ein Augenblick höchster Dringlichkeit, und wir sind nur das Echo der Schmerzensschreie der Armen und der Natur." Der Brief erreicht die Vereinten Nationen damit zwei Monate vor der 30. UN-Klimakonferenz im brasilianischen Belém im November.

"Für die Kirche ist die Verteidigung oder die Sorge um den Schutz des gemeinsamen Hauses Erde ein Akt des Glaubens, der Gerechtigkeit und der christlichen Liebe", sagt Lizardo Estrada Herrera. Die Bischöfe mahnen an, das 1,5-Grad-Ziel von Paris einzuhalten und dafür den Lebensstil zu ändern – besonders in Industrienationen.

Weltkirchenrat begrüßt Appell

Die Menschen im globalen Süden seien "die ersten Opfer eines Klimawandels, den sie nicht verursacht haben, sondern der von uns und unserem Lebensstil ausgegangen ist", sagt auch Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Zentralausschusses des Weltkirchenrats. In diesem Rat sind 356 orthodoxe, evangelische und anglikanische Kirchen aus 120 Ländern mit 600 Millionen Mitgliedern vertreten.

"Als Weltkirchenrat begrüßen wir diese Aktion der Bischöfe des Südens von ganzem Herzen. Man kann sogar sagen, dass wir absolut an einem Strang ziehen", sagt der einstige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Bischöfe fordern jährlich 1,3 Billionen US-Dollar

Länder des globalen Nordens sollten sich "aus fossilen Energieträgern zurückziehen" fordern die katholischen Bischöfe in ihrem Schreiben. Außerdem sollen diese Nationen den geschädigten Ländern einen Ausgleich zahlen. Die Regierungen sollten sich wirksam verpflichten, bis 2035 jedes Jahr dafür 1,3 Billionen US-Dollar zur Verfügung zu stellen.

Entsprechende Zusagen und Fonds gibt es eigentlich längst, sagt Anika Schroeder vom katholischen Hilfswerk Misereor. Doch: "Allein für die Anpassung an die Klimakrise wäre das 10- bis 18-Fache notwendig." Signale aus der deutschen Politik, dies zu ändern, sehe sie nicht: "Wir kürzen in den Entwicklungsbudgets. Damit droht auch eine Kürzung der Klimafinanzierungsmittel, die wir bereitstellen."

Kann Kirche Klimapolitik beeinflussen?

Die Stimme der Kirche sei zum einen national wichtig, damit Deutschland seiner internationalen Verantwortung gerecht werde, meint Anika Schroeder von Misereor. Und auch international habe sie den Klimaschutz schon einmal vorangebracht. Für die Einigung auf das 1,5-Grad-Ziel beim Pariser Klimaabkommen 2015 sei auch die Positionierung von Papst Franziskus entscheidend gewesen. Kurz zuvor erschien dessen Enzyklika "Laudato Si‘". Der mittlerweile verstorbene Papst benannte darin sehr klar die drastischen Folgen des Klimawandels für Planet und Mensch.

Bisher, sagt Weihbischof Lizardo aus Peru, habe er auf den Appell der Bischöfe aus Südamerika, Asien und Afrika noch keinerlei Reaktionen erhalten. Nur weil manche nichts täten, heiße das nicht, dass sie im Süden auch tatenlos blieben, so Weihbischof Lizardo. Und dann verspricht er noch: "Wir bleiben dran."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Sie interessieren sich für Religion, Kirche, Glaube, Spiritualität oder ethische Fragen? Dann abonnieren Sie hier den Newsletter der Fachredaktion Religion und Orientierung.