Der Abstand war zusammengeschrumpft: Während der Koalitionsverhandlungen im April lag die Union im ARD-DeutschlandTrend nur noch zwei Prozentpunkte vor der AfD. Zum Antritt der neuen Bundesregierung ist der Vorsprung wieder auf vier Punkte gewachsen: Wenn diesen Sonntag Bundestagswahl wäre, kämen CDU und CSU zusammen auf 27 Prozent (+1 Punkt gegenüber April). Die AfD kommt auf 23 Prozent (-1).
Die anderen Parteien liegen auf dem gleichen Niveau wie im April: die SPD bei 16 Prozent, die Grünen bei 11 und die Linke bei 10 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht und die FDP stehen jeweils bei 4 Prozent, alle weiteren Parteien zusammen bei 5 Prozent.
Interaktive Grafik: Die Sonntagsfrage seit Januar 2021
Vier von zehn überzeugt von Schwarz-Rot
Die neue Koalition aus Union und SPD sieht der repräsentativen Umfrage zufolge weniger als die Hälfte der Deutschen positiv: Zum Start von Schwarz-Rot halten nur 42 Prozent dieses Bündnis für "gut" oder "sehr" gut.
Zum Vergleich: Wenige Wochen vor dem Regierungsantritt von SPD, Grünen und FDP hatten sich im Herbst 2021 vom Ampel-Modell 53 Prozent der Befragten überzeugt gezeigt.
Merz deutlich hinter Pistorius und Klingbeil
Für CDU-Chef Friedrich Merz bleibt zu Beginn seiner Kanzlerschaft beim persönlichen Zustimmungswert viel Luft nach oben: Nur 32 Prozent halten ihn für eine gute Besetzung im Kanzleramt, 59 Prozent sind gegenteiliger Meinung. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der in der Bevölkerung fast so bekannt ist wie Merz, kommt auf eine Zustimmung von 73 Prozent ("keine gute Besetzung": 16 Prozent).
Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil ist nach Meinung von 43 Prozent eine gute Besetzung als Finanzminister, 34 Prozent sehen die Personalie kritisch. Auch bei Bärbel Bas als Arbeitsministerin überwiegt mit 36 zu 26 Prozent die Zustimmung.
Beim CSU-Politiker Alexander Dobrindt ist das Verhältnis umgekehrt: 35 Prozent halten ihn als Innenminister für geeignet, für 42 Prozent ist er "keine gute Besetzung". Den neuen Außenminister Johann Wadephul und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (beide CDU) kennt rund die Hälfte der Befragten noch nicht oder hat keine Meinung zu ihnen.
Erinnerung an NS-Verbrechen ausreichend?
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist jeder Zweite (50 Prozent) der Überzeugung, dass in Deutschland an die Verbrechen des Nationalsozialismus "in angemessenem Umfang" erinnert wird. 22 Prozent wünschen sich eine stärkere Erinnerungskultur. Dagegen äußern 23 Prozent die Ansicht, dass an die NS-Verbrechen "zu viel" erinnert werde. Diese Einschätzung teilen Anhänger der AfD besonders häufig (47 Prozent).
Die Sorgen vor einem neuen Krieg in Europa sind bei 64 Prozent "groß" oder "sehr groß". Mehr als drei Viertel der Deutschen (77 Prozent) stimmen der Aussage zu, dass in erster Linie die Ukraine selbst entscheiden muss, wann sie sich auf Verhandlungen mit Russland einlässt (-1 Punkt gegenüber Dezember). Einen langfristigen Nato-Beitritt der Ukraine befürworten 48 Prozent (-1). Auf 47 Prozent zurückgegangen (-6) ist der Anteil derer, die eine Abtretung gewisser ukrainischer Gebiete an Russland für nötig halten, um den Krieg zu beenden.
ARD-DeutschlandTrend im Mai 2025
Der ARD-DeutschlandTrend
Für den aktuellen ARD-DeutschlandTrend befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap vom 5. bis 6. Mai 2025 insgesamt 1.325 Wahlberechtigte in Deutschland (790 Telefoninterviews und 535 Online-Interviews). Es handelt sich um eine repräsentative Studie unter den Wahlberechtigten in Deutschland.
Infratest dimap weist darauf hin, dass die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl aktuelle Parteipräferenzen misst und kein tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag final abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest.
- Zum Artikel: Wie funktionieren Studien und Wahlumfragen?
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