Wenige Stunden nach der Entdeckung von blutigen Hakenkreuzschmierereien auf Autos und Hauswänden in Hanau hat die Polizei einen Tatverdächtigen ermittelt. Der 31-Jährige sei in seiner Hanauer Wohnung nach einem Zeugenhinweis vorläufig festgenommen worden. Ein Atemalkoholtest habe einen Wert von rund 1,2 Promille ergeben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
Verdächtiger in psychiatrischer Fachklinik
Nach ersten Erkenntnissen vermuten die Ermittler einen Zusammenhang mit einem Vorfall im beruflichen Umfeld des Rumänen. Es habe sich möglicherweise um eine Kurzschlussreaktion gehandelt. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass das gefundene Blut von dem 31-Jährigen stammt. Der Mann soll im Anschluss an die polizeilichen Maßnahmen in einer psychiatrischen Fachklinik untersucht werden.
Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Den Ermittlern zufolge hatte sich am späten Mittwochabend ein Zeuge gemeldet, der eine rötliche Flüssigkeit an seinem im Stadtteil Lamboy abgestellten Fahrzeug festgestellt habe.
Stadt Hanau geschockt
Der zuständige Polizeipräsident Daniel Muth zeigte sich erfreut über die rasche Aufklärung: "Dieses Ergebnis zeigt, wie gut unsere Polizeiarbeit funktioniert und wie entscheidend aufmerksame Hinweise von Bürgerinnen und Bürger sein können."
Die Stadt Hanau hatte geschockt auf die Entdeckung der Hakenkreuze reagiert. "Gerade in unserer Stadt, die durch den rassistischen Anschlag vom 19. Februar 2020 tief geprägt wurde, löst eine solche Tat tiefe Bestürzung aus", sagte Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD).
Hanau stehe für eine Stadtgesellschaft, die gegen Hass, Rassismus und jede Form extremistischer Symbolik eintrete, fügte er hinzu. "Was hier geschehen ist, überschreitet jede Grenze des Anstands und der Menschlichkeit."
Die Stadt stellte Strafanzeige. "Hakenkreuze haben in Hanau keinen Platz. Wir werden nicht zulassen, dass solche Zeichen Angst oder Spaltung säen", betonte Kaminsky.
Fast 50 Fahrzeuge betroffen
Die Flüssigkeit war laut den Ermittlern in Form eines Hakenkreuzes auf die Motorhaube des Wagens aufgebracht worden. Im Umfeld fanden die Beamten demnach zahlreiche weitere beschmierte Autos sowie Briefkästen und auch Hauswände. Insgesamt seien bislang fast 50 Fahrzeuge registriert worden - viele von ihnen mit dem verbotenen Symbol beschmiert. Insgesamt seien bislang fast 50 Fahrzeuge registriert worden - viele von ihnen mit dem verbotenen Symbol beschmiert.
In Hanau hatte am 19. Februar 2020 ein 43-jähriger Deutscher neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.
Studie: Vertrauen in Demokratie schwindet drastisch
Indes wurde am Donnerstag eine Studie von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlicht. Demnach steigt das Misstrauen der Menschen in Deutschland gegenüber der Demokratie - obwohl die Mehrheit weiter demokratisch eingestellt ist. Zugleich sorgen sich viele vor einem zunehmenden Rechtsextremismus.
"Das Vertrauen in Institutionen und die Umsetzung demokratischer Prinzipien schwindet drastisch", bilanzierte der Bielefelder Sozialpsychologe und Studienautor Andreas Zick. Ein Grund dafür sei, dass mehr Menschen die Funktionsweise der Demokratie in Deutschland schlecht bewerteten.
Laut der Studie bezeichnen sich 79 Prozent der Menschen in Deutschland grundsätzlich als überzeugte Demokraten. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als vier Jahre zuvor. Nur noch 52 Prozent sind jedoch der Meinung, dass die deutsche Demokratie im Großen und Ganzen ganz gut funktioniert.
Mit Informationen von dpa und KNA.
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