03.10.2025: Ein Feuerwehrmann kämpft gegen einen Waldbrand im braslianischen Bundesstaat Goiás.
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Waldbrände in Brasilien
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COP30 in Belém: Was wir von der Klimakonferenz erwarten können

COP30 in Belém: Was wir von der Klimakonferenz erwarten können

In Brasilien beginnt die 30. Weltklimakonferenz. Zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen steht die Klimadiplomatie am Scheideweg. Während der UN-Generalsekretär das 1,5-Grad-Ziel schon für gescheitert hält, sehen Experten auch positive Entwicklungen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 TV am .

Heute beginnt die 30. Weltklimakonferenz, zehn Jahre nachdem sich die Welt in Paris auf ehrgeizige Ziele zur Begrenzung der Erderwärmung geeinigt hat. Bis Mitte des Jahrhunderts wollte die Weltgemeinschaft, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzen.

1,5 Grad-Ziel bereits verfehlt?

Jetzt, zehn Jahre später, sieht der UN-Generalsekretär António Guterres die Welt beim 1,5-Grad Ziel bereits gescheitert. Von einer "bitteren Wahrheit" sprach er vergangene Woche bei einem Treffen der Staats- und Regierungschefs im Vorfeld der Klimakonferenz in Brasilien.

Klima-Experte: System von Paris bisher nicht gescheitert

Die Idee in Paris war, in regelmäßigen Abständen Zwischenziele für die Reduktion von Treibhausgasemissionen, sogenannte Nationale Klimaschutzbeiträge (engl. NDCs), vorzulegen, bis die Langfristziele erreicht sind. Laut Niklas Höhne, Leiter des New Climate Institute, war das bisher kein Misserfolg: "Vor Paris waren wir der Meinung, dass wir mit den Maßnahmen bei dreieinhalb Grad Erwärmung landen. Mit den jetzigen NDCs, die vorgelegt werden, sind es vielleicht eher zweieinhalb Grad, also ein ganzes Grad besser."

Zu wenige Länder haben Klimaschutzziele vorgelegt

2025 mussten die Staaten wieder solche Klimaschutzpläne vorlegen, doch bis Ende September hatten dies erst etwa ein Drittel der Staaten getan, obwohl die offizielle Frist bereits im Februar verstrichen war. Und auch mit der Höhe dieser Klimaziele sind Experten unzufrieden. Niklas Höhne nennt die 2025 vorgelegten Ziele "enttäuschend", dennoch könne man nicht davon sprechen, dass das ganze System nicht funktioniert habe.

EU einigt sich kurz vor knapp auf Klimaziele

Trotzdem hat sich international der Wind gedreht. Nach der Corona-Pandemie, durch Krisen wie den Krieg in der Ukraine, Aufrüstung und wirtschaftliche Probleme in vielen Industriestaaten, ist der Klimaschutz auf der politischen Agenda in den Hintergrund gerückt. Die EU hatte sich erst kurz vor knapp in der Woche vor der Klimakonferenz auf weitere Klimaziele für 2035 und 2040 geeinigt. Niklas Höhne hält sie für wenig ambitioniert.

EU geht geschwächt in die Klimaverhandlungen

Laut Lambert Schneider vom Öko Institut in Berlin liegt das vor allem an einer Komponente: Zwar will die EU die Treibhausgasemissionen bis 2040 um 90 Prozent reduzieren, lässt aber zu, dass fünf Prozent davon durch Zertifikate, also durch Finanzierung von Klimaschutz anderswo auf der Welt erreicht werden. "Fünf Prozent klingt erst mal nicht nach so einer großen Zahl", sagt Schneider, doch sein Institut hat berechnet: Im Jahr 2040 darf die EU damit ungefähr fünfzig Prozent mehr Treibhausgase ausstoßen, als ohne die Zertifikate.

Das liege daran, dass sich die fünf Prozent auf die damals viel höheren Emissionen aus dem Basisjahr 1990 beziehen. Darum sei die EU eindeutig geschwächt in ihrer Verhandlungsposition meint Niklas Höhne: "Eine Vorreiterrolle sieht anders aus". Und das in einer Zeit, in der mit dem Ausfallen der USA beim Klimaschutz unter der Trump-Regierung eine Riesenlücke entstanden sei.

Verhandlungsort bewusst gewählt

In diesem Jahr findet die Klimakonferenz wieder in einem demokratischen Land statt. Noch dazu in Brasilien, das bei UN-Verhandlungen in den vergangenen Jahren oft als Anführer und Stimme der Länder des globalen Südens aufgetreten ist. Der Gastgeber, Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, wünscht sich eine Klimakonferenz der Wahrheit und der konkreten Umsetzungen.

Der Tagungsort Belém, eine Stadt im Regenwald in der Nähe der Amazonasmündung, soll den Blick auf die besondere Bedeutung der Regenwälder beim Klimaschutz lenken. Auf der Konferenz soll auch ein von Brasilien initiierter internationaler Fonds zum Erhalt der Regenwälder gestartet werden, da diese zum Speichern von CO₂ gebraucht werden und nicht durch Rodung weitere Quelle von Emissionen werden sollen.

Die Idee bei dem Fonds ist: Internationale Gelder sollen an den Kapitalmärkten vor allem in Schwellenländern angelegt werden und mit den Renditen zum Teil ärmere Länder für den Schutz der Regenwälder belohnt werden.

Welche Bedeutung hat das Pariser Klima-Abkommen heute noch, wie geht die Autoindustrie mit ihrer Verantwortung um und warum gehen manche Menschen wegen des Klimas bis nach Karlsruhe? Diesen Fragen geht der BR-Podcast "Die Entscheidung nach" - zu finden in der ARD Audiothek.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) trifft kurz vor der Weltklimakonferenz COP30 Gastgeber Luiz Inacio Lula da Silva, Präsident von Brasilien.
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Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) trifft kurz vor der Weltklimakonferenz COP30 Gastgeber Luiz Inacio Lula da Silva, Präsident von Brasilien.

Im Video: Brasilien - UN-Klimagipfel gestartet

Wie weit kommt die Klimakonferenz wohl dieses Mal, wenn die beiden CO2-Großmächte USA und China dem Treffen fernbleiben?
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Wie weit kommt die Klimakonferenz wohl dieses Mal, wenn die beiden CO2-Großmächte USA und China dem Treffen fernbleiben?

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