Paul Mushaben ist Trump-Fan. "Ich unterstütze Trump seit Jahren", sagt Paul. Dreimal hat er für ihn gestimmt - 2016, 2020 und 2024. Seine Schwester Joyce Mushaben verachtet Trump. Für sie ist der Präsident "unehrlich, arrogant, aggressiv, rachesüchtig".
- Zum Artikel: Trump und MAGA - "USA werden zur Semi-Autokratie"
Joyce Mushaben ist Politikprofessorin in der Hauptstadt Washington. Ihr Bruder ist Rinderzüchter und Weizenfarmer im Bundesstaat Montana. Sie lebt in der Großstadt, er auf dem Land, rund 3.000 Kilometer von Washington entfernt. Warum ist Trump seiner Meinung nach bei vielen im Land so beliebt?
"Trump hat zum Beispiel im Wahlkampf gesagt: Schließt die Grenze", meint Paul. "Das hat vorher noch nie jemand so klipp und klar gesagt: Lasst uns eine Mauer bauen und die Migranten draußen halten. Die Leute lieben diese Ehrlichkeit – frontal, direkt. Sie wollen kein Wischiwaschi, keine faulen Kompromisse. So hat Trump die Menschen in Amerika für sich eingenommen."
Er hält Trump für ehrlich – sie fühlt sich bedroht
Für Joyce ist das völlig anders. Sie fühlt sich an Diktaturen erinnert, wenn Trump maskierte Beamte der Einwanderungsbehörde ICE" "Migranten festnehmen lässt. Oder wenn er Militär in Großstädte wie Washington schickt.
"Wenn acht Soldaten mit automatischen Waffen direkt vor meinem Tisch im Restaurant stehen, wenn Militär überall in der U-Bahn patrouilliert, fühle ich mich bedroht", sagt sie.
Genauso bedrohlich ist für Joyce Mushaben, wie Trump die Freiheit der Universitäten einschränkt: "Das ist mafiös, was er da macht, mit Erpressung. Dass die Universitäten jetzt einen Pakt unterzeichnen müssen, dass sie ihre Lehrpläne nach seinen politischen Vorstellungen umbauen werden, sonst bekommen sie keine Forschungsgelder. Das kann man sich nicht vorstellen."
Ihr Bruder Paul fragt dagegen in scharfem Ton: "Wenn wir ehrlich sind, wer war 30 Jahre lang dafür verantwortlich, dass unsere Jugend indoktriniert wurde?" Seine Antwort: "Die liberale Linke – an unseren Universitäten, Colleges und Schulen."
Bruder und Schwester reden nicht mehr miteinander
Die Bilanz der Geschwister ein Jahr nach Trumps Wahlsieg könnte gegensätzlicher nicht sein. Deswegen reden sie auch nicht mehr miteinander – höchstens Small Talk, wenn sie sich bei Hochzeiten oder Beerdigungen sehen.
Paul betont, Trump sei jetzt viel professioneller als in seiner ersten Amtszeit. "Er hat in wenigen Monaten mehr für dieses Land erreicht als davor Joe Biden in vier Jahren", so sein Fazit.
Joyce dagegen meint: "Was Trump uns angetan hat, ist nicht nur viel schlimmer geworden als wir gedacht haben, sondern die Spirale nach unten ist auch viel schneller gegangen als wir uns vorgestellt haben." Für Paul ist Trump effektiv und erfüllt seine Wahlversprechen. Joyce dagegen betont: "Ich habe große Angst um die Zukunft der Demokratie in diesem Land."
Seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr hat Donald Trump das Land in atemberaubendem Tempo verändert.
Hinweis: Wer mehr über die Geschwister Joyce und Paul Mushaben erfahren will, über die USA ein Jahr nach der Wiederwahl Trumps: Zu hören im Podcast "Die Entscheidung". Die neue Staffel heißt "Trump, meine Schwester und ich". Zu finden ab sofort in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

