In den vergangenen Jahrzehnten hatte die Bundeswehr kontinuierlich Personal und Standorte abgebaut. Ziel war es, die frei werdenden militärischen Flächen für zivile Nutzung umzuwandeln – etwa für neuen Wohnraum. Viele Städte haben bereits Wettbewerbe ausgeschrieben, wie die Areale künftig gestaltet werden könnten. Doch jetzt stoppt das Bundesverteidigungsministerium diese Entwicklung: Weil die Bundeswehr wieder wachsen soll, werden Flächen gebraucht – auch in Bayern. Die Areale sollen künftig als sogenannte "strategische Liegenschaftsreserve" dienen – für den Fall, dass sie kurzfristig wieder für militärische Zwecke gebraucht werden.
Welche Standorte in Bayern betroffen sind
Insgesamt sind 41 Standorte in Bayern betroffen, darunter sind vier aktive Liegenschaften: der Fliegerhorst Erding, der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck sowie die Jäger- und die Grüntenkaserne in Sonthofen. Hinzu kommen 37 ehemalige militärische Liegenschaften, darunter etwa frühere Kasernen in Würzburg, Obermeitingen und Regensburg. Dazu: diverse Übungsgelände und einstige Flugplätze sowie Munitionslager. Die komplette Liste finden Sie hier.
Ursprünglich war geplant, dass diese Flächen in zivile Areale umgewandelt werden. Doch schon seit einigen Monaten hat sich abgezeichnet, dass die Bundeswehr die Liegenschaften nicht abgibt, sondern selbst braucht.
CSU-Politiker Erndl: "Bundeswehr muss anwachsen"
"Die Bundeswehr muss anwachsen, weil wir unsere Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit steigern müssen im Zusammenhang mit der Bedrohung aus Russland", sagt der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Erndl. Der CSU-Politiker aus Osterhofen im Landkreis Deggendorf hat vergangene Woche Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) auf seiner Reise nach Kanada begleitet. Im Gespräch mit BR24 betont Erndl, es sei folgerichtig, "dass man jetzt erst einmal die Liegenschaften in Betracht zieht, die die Bundeswehr noch hat." Für Bayern sei das nichts Neues, meint er.
Das bestätigt auch Christian Götz (Brucker Bürgervereinigung, BBV), Oberbürgermeister von Fürstenfeldbruck. Götz hat aktuell das Schreiben mit den Informationen vom Landeskommando Bayern bekommen. Doch schon länger sei bekannt gewesen, dass der ursprünglich geplante Abzugstermin der Bundeswehr vom Fliegerhorst Fürstenfeldbruck für 2030 aufgegeben werde. Welche Folgen das hat? "Das können wir jetzt noch nicht absehen, nachdem die Liegenschaften überprüft werden auf militärische Nutzung." Solange die Prüfung nicht abgeschlossen sei, wisse er nicht, so Götz, ob die Bundeswehr die Liegenschaften tatsächlich brauche und künftig verwende.
Die Stadt hatte in den vergangenen Jahren auf dem Fliegerhorst-Areal ein neues Stadtviertel mit Wohnraum und Arbeitsplätzen geplant und dazu eine internationale Ausschreibung gestartet – ähnlich wurde auch in Erding vorgegangen. Diese Pläne liegen nun erst einmal "ad acta", sagt Götz, der im Gespräch mit BR24 eine "mangelhafte Kommunikation" kritisiert. Von einer "schlechten Kommunikation" spricht auch Bernd Buckenhofer, Geschäftsführer des Bayerischen Städtetags. Viel Geld und Aufwand sei bei den Planungen geflossen, um die Flächen sinnvoll zu nutzen: "Der vom Bundesverteidigungsministerium angekündigte Dialog mit den Ländern ist überfällig."
Standortdialog 2026: Militärische und zivile Nutzung möglich?
Das Bundesverteidigungsministerium sei sich der "Tragweite der Entscheidung sehr bewusst", wie der für die Infrastruktur zuständige Staatssekretär Nils Hilmer erklärte. Wo möglich, würden Lösungen geprüft, die sowohl militärische als auch kommunale Interessen berücksichtigen. Wie Oberbürgermeister Götz sagt, wurde vom Ministerium aus ein Standortdialog 2026 angeboten – dabei könnten Bedarfe und Wünsche platziert werden. Möglich wäre, dass Teile des Fliegerhorts Fürstenfeldbruck doch zivil genutzt werden könnten. "Dafür werde ich mich vehement einsetzen", so Götz.
Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Erndl meint: All das sei ein Prozess. Am Anfang gehe es darum, "dass man jetzt nichts abgibt, was man vielleicht in Zukunft braucht." Wenn alles abgeschlossen sei, könnte am Ende auch feststehen, dass die Bundeswehr doch nicht alle Liegenschaften braucht. Ein anderes Ergebnis könnte sein: Die Bundeswehr braucht weit mehr als die bisherigen Liegenschaften und ist auf weitere, neue Flächen angewiesen.
Der jetzt ausgerufene Umwandlungsstopp betrifft nach Ministeriumsangaben bundesweit zunächst 187 ehemalige militärische Liegenschaften, die sich im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben befinden. Hinzu kommen nach einer Liste des Verteidigungsministeriums, die dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt, weitere 13 Liegenschaften, die die Bundeswehr noch betreibt und die nun - entgegen früherer Entscheidungen - nicht aus der Nutzung genommen würden.
Im Video: Liegenschaften - Die neuen Pläne der Bundeswehr
Bundeswehr: Diese bayerischen Standorte werden nicht umgewandelt
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