Frontalansicht einer multiethischen fröhlichen Freundesgruppe. Sie nehmen ein Selfie zusammen in der Stadt auf.
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Die Generation Z gilt als pessimistisch und faul: "Stimmt nicht", sagt Sozialforscher Kilian Hampel.
Bildrechte: picture alliance / imageBROKER | Unai Huizi
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Die Generation Z gilt als pessimistisch und faul: "Stimmt nicht", sagt Sozialforscher Kilian Hampel.

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Forscher: "Junge Menschen haben einfach Bock auf die Zukunft"

Forscher: "Junge Menschen haben einfach Bock auf die Zukunft"

Die Generation Z gilt als pessimistisch und faul. Sozialforscher Kilian Hampel widerspricht: Die Jugend ist frustriert über Deutschland, aber optimistisch für sich selbst. Ein Paradoxon mit System.

Über dieses Thema berichtet: Possoch klärt am .

Kriegsangst, Rentenprobleme, Klimakrise – und dann wird der Jugend auch noch Faulheit vorgeworfen. Dabei zeigt die aktuelle Studie "Jugend in Deutschland 2025": Das Problem liegt woanders. Kilian Hampel ist Co-Autor der Studie "Jugend in Deutschland 2025" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt) und forscht am Future of Work Lab der Universität Konstanz.

Ist die Jugend am Ende?

BR24: Herr Hampel, die Jugend muss die Rente der Alten bezahlen, bekommt selbst keine mehr, und jetzt kommt auch noch die Wehrpflicht zurück. Ist die Jugend am A****?

Kilian Hampel: Man könnte meinen, dass die Jugend vielleicht am A**** ist, sie selbst glaubt es aber nicht grundsätzlich. Wenn man sich die Nachrichtenlage anschaut, kriegt man schon das Gefühl, da prasselt extrem viel auf junge Menschen ein. Aber manche sind trotzdem überwiegend optimistisch, was die persönliche Zukunft angeht.

Das Jugend-Paradoxon

BR24: Wie passt das zusammen – pessimistisch und optimistisch?

Hampel: Man muss unterscheiden zwischen einer gesellschaftlichen und einer persönlichen Perspektive. Gesellschaftlich sind junge Menschen wirklich frustriert. Sie haben das Gefühl, Deutschland ist seit Jahren auf einem absteigenden Ast. Gleichzeitig sind sie persönlich ziemlich optimistisch – mit ihrer finanziellen Lage, ihren beruflichen Chancen, ihrer Gesundheit. Sie erwarten, dass sich ihr Leben die nächsten Jahre verbessern wird.

BR24: Beschäftigen Krieg und Rente die Jugend überhaupt?

Hampel: Das ist überhaupt nicht weit weg, das ist realer denn je. Social Media sorgt dafür, dass man täglich mit diesen Krisen konfrontiert wird. Ganz oben in der Sorgenliste stehen die Kriege in Europa und Nahost. Diese prasseln wirklich auf sie ein, wo sie das Gefühl haben, gelähmt zu werden. Dann die drohende Kriegsangst im eigenen Land, aber auch ganz klare wirtschaftliche Sorgen – Preissteigerung, Sorge vor Altersarmut, Zusammenbruch des Rentensystems.

Im Video: Generation Lost – Ist die Jugend noch zu retten? Possoch klärt!

Warum die Ränder profitieren

BR24: Parteien der Ränder – AfD und Linke – kommen bei Jugendlichen überdurchschnittlich gut an. Warum?

Hampel: Das erkläre ich mit den Krisen der letzten Jahre. Junge Menschen sind deutlich unzufriedener. Da ist Protest drin, da ist Frust drin. Wenn junge Menschen sich nicht gehört fühlen und das Gefühl haben, dass nicht mit ihnen gesprochen wird, dann adressieren sie das auf die regierenden Parteien und bewegen sich zu anderen Parteien hin – derzeit stark zu den Rändern.

Vertrauen in Demokratie, Misstrauen gegen Regierung

BR24: Trotzdem vertrauen 75 Prozent der Jugendlichen der Demokratie. Wie passt das zusammen?

Hampel: Zum einen merkt man, dass junge Menschen den Institutionen vertrauen und das demokratische System nicht abschaffen wollen. Wir sehen nicht diesen Strom, dass alle jungen Menschen rechts- oder linksextrem sind. Gleichzeitig muss man aber sagen: Wenn wir konkret fragen "Ich vertraue darauf, dass die Regierung aktuell das Richtige tut", sagen derzeit nur 20 Prozent, dass sie das glauben.

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Sozialforscher Kilian Hampel kennt die Jugend: "Generation Faulpelz ist ein Mythos"

Psychische Belastungen nehmen zu

BR24: Stichwort mentale Gesundheit: Sind Jugendliche heute depressiver?

Hampel: Wir können erkennen, dass psychische Belastungen die letzten Jahre angestiegen sind. Stress, Unwohlsein, Antriebslosigkeit, aber auch härtere Symptome – depressive Gedanken, Suizidgedanken. 13 Prozent junger Menschen befinden sich derzeit in Behandlung, aber 24 Prozent geben an, dass sie eine Behandlung bräuchten. Corona hat Wunden hinterlassen, Social Media ist ein wichtiger Faktor – durch den ständigen Vergleich mit anderen.

Der Faulheits-Mythos

BR24: Was gibt Ihnen Hoffnung?

Hampel: Was mir persönlich Hoffnung macht: Junge Menschen haben einfach Bock auf die Zukunft. Der Mythos, dass junge Menschen faul oder lustlos sind, ist ein wirkliches Stereotyp. Wenn wir ihnen dauernd einpredigen, sie seien die faule Generation, entwickelt sich eine selbsterfüllende Prophezeiung. Aber so ist es nicht – junge Menschen haben Lust zu arbeiten, haben Lust, es anzugehen.

BR24: Danke für das Gespräch.

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