Ein großer Reformer wird Leo XIV den Aussagen in seinem Interview zufolge eher nicht werden.
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Ein großer Reformer wird Leo XIV den Aussagen in seinem Interview zufolge eher nicht werden.
Bildrechte: picture alliance / Hans Lucas | Wilfrid Esteve
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Frauenweihe und LGBTQ-Segensfeiern: Papst drückt auf die Bremse

Frauenweihe und LGBTQ-Segensfeiern: Papst drückt auf die Bremse

Eine amerikanische Journalistin hat sich für ihre Papst-Biografie zweimal 90 Minuten lang mit dem Pontifex unterhalten. Papst Leo XIV sieht keinen Grund, das Diakonat der Frau einzuführen. Kritisch sieht er zudem die Segnung von queeren Paaren.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Nachrichten am .

Ein großer Reformer wird Leo XIV den Aussagen in seinem Interview zufolge eher nicht werden. An seine Haltung tastet sich die Journalistin Elise Anna Allen nur langsam heran. Sie fragt den neuen Papst zunächst danach, ob er sich eher den USA oder Südamerika verbunden fühlt und bei welchem Land er bei einer Fußballweltmeisterschaft mitfiebern würde: "Gute Frage, ich wäre wahrscheinlich für Peru, weil ich mich dem Land emotional sehr verbunden fühle. Ich bin aber auch ein großer Italien-Fan."

Familie war guter Grundstein für "offene Haltung"

Eigentlich, fügt der Papst aus Chicago an, würden ihn die Menschen auch als Fan der Baseball-Mannschaft White Sox kennen, damit sei er aufgewachsen. Seine Mutter sei allerdings immer Fan der Chicago Cubs gewesen.

Diese Differenzen in der Familie seien für ihn und sein jetziges Amt sehr lehrreich gewesen: "Wir haben gelernt, eine offene, dialogbasierte und freundliche, und nicht aggressive wettkämpferische Haltung bei solchen Dingen einzunehmen - natürlich auch, weil wir sonst kein Abendessen bekommen hätten."

Papst Leo sieht Polarisierung als große Herausforderung

Die Antwort des Papstes amüsiert – aber sie führt auch direkt zu einem der Themen, die Leo XIV ein großes Anliegen sind: die Polarisierung in der Gesellschaft und der Welt. Der Papst führt sie zum einen auf einen Verlust von Werten zurück: Gesellschaftlicher Zusammenhalt, die Familie, menschliches Leben, all das sei vielen Menschen immer weniger wert.

Zum anderen auf wirtschaftliche Faktoren, etwa auf immer größere Einkommensunterschiede. Ein CEO habe vor einigen Jahrzehnten sechsmal so viel wie ein Arbeiter verdient, mittlerweile verdiene er 600 Mal so viel.

"Weltsynode muss fortgesetzt werden"

Spannend wird es an dem Punkt, an dem Papst Leo über innerkirchliche Fragen spricht – Zum ersten Mal äußert er sich dazu konkret. Grundsätzlich will er die Weltsynode seines Vorgängers fortsetzen.

Papst Leo hatte bereits zu Beginn seines Pontifikats angekündigt: "Ich denke, Synodalität ist eine Haltung, eine Offenheit, ein Wille zu verstehen. Mit Blick auf die Kirche bedeutetet das, jedes Mitglied hat eine Stimme und eine Rolle, jeder kann durch Gebete und Reflexion etwas beitragen. So haben wir es auch bei der vergangenen Weltsynode gemacht."

Papst hält beim Thema Frauenweihe an bisherigem Lehramt fest

Bei der Frage nach Weiheämtern für Frauen ist der Papst dann aber recht klar: Er habe zumindest vorerst keine Absicht, das Lehramt der Kirche in dieser Hinsicht zu verändern, sagt er in einem Abschnitt des Interviews.

Und: Er sehe keinen Grund, das Diakonat der Frau einzuführen, wenn selbst das Diakonat des Mannes noch nicht in allen Teilen der Welt etabliert sei. Auch sehe er derzeit nicht, welche Probleme durch die Weihe von Frauen gelöst werden könnten. Trotzdem zieht er hier keinen Schlussstrich: Über das Thema werde weiter nachgedacht.

Kritik an Segnung von queeren Paaren

Kritisch sieht Leo XIV auch die Segnungsfeiern für queere Paare: Dazu seien bereits Handreichungen herausgeben worden. So eine Form der Ritualisierung sei aber nicht im Sinne der Kirche, auch nicht im Sinne seines Vorgängers Franziskus. Von dieser Kritik dürfte sich auch die Deutsche Bischofskonferenz angesprochen fühlen, die entsprechende Handreichungen für Segensfeiern publiziert haben.

Das heiße aber nicht, dass diese Menschen nicht willkommen seien, fügt der Papst an: "Jeder ist eingeladen, aber ich lade nicht jemanden wegen einer bestimmten Identität oder nicht-Identität ein, sondern weil er oder sie ein Sohn oder eine Tochter Gottes sind. Lasst uns einander kennenlernen und respektieren."

Wichtige Entscheidungen stehen noch bevor

Noch stehen dem Papst viele Entscheidungen bevor, auch ein erstes öffentliches Schreiben hat es noch nicht gegeben. Die kommenden Monate werden zeigen, wie er sein erstes langes Interview in der Praxis auslegt.

Im Video: Papst Leo zieht Reformbremse

Papst Leo zieht Reformbremse
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Papst Leo zieht Reformbremse

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