Petr Bysrton sitzt vor einem großen Banner, auf dem steht: "Make Europe Great Again"
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AfD-Politiker Petr Bystron steht unter Korruptionsverdacht.

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Immer wieder Petr Bystron

Immer wieder Petr Bystron

Petr Bystron will für die AfD ins Europaparlament einziehen. Aber sein Wahlkampf beginnt holprig: Er soll von einer pro-russischen Plattform Geld bekommen haben. Nicht das erste Mal, dass Bystron in der Kritik steht. 

Petr Bystron steht vor rund 60 Leuten in einem Restaurant in Augsfeld. Holzwände, auf den Tischen stehen Bier, Pommes und Braten. Es ist Anfang Mai. Der AfD-Kreisverband Haßberge/Rhön hat zur Wahlkampfveranstaltung geladen. Petr Bystron liest aus seinem Buch. „MEGA“, heißt es, kurz für: „Make Europe Great Again“. Eine Anspielung auf den Spruch von Ex-US-Präsident Donald Trump.

Genau wie Trump klingt Bystron auch, wenn er aus seinem Buch liest. Es geht um sechs Jahre alte Medienberichte. “Perfide”, sagt Bystron. Er hatte einen Preis einer Trump-nahen Stiftung bekommen. Die Medien hätten ihn danach diffamiert - mit dem Ziel, “maximalen Imageschaden” zu erreichen. Dann blickt Bystron auf. „Und damit sind wir direkt in der Gegenwart. Ich habe es gesagt: It’s Wahlkampf, Baby!“

Vorwurf: Geld von pro-Russischem Netzwerk

Anfang Juni wird in Europa gewählt. Bystron will für die AfD ins EU-Parlament einziehen. Mit Listenplatz zwei dürfte ihm das sicher sein. Dabei steht er im Zentrum einer Affäre. Es geht um das Internetportal „Voice of Europe“, eine mutmaßliche Propaganda-Plattform Russlands, die aus dem Umfeld des Kreml gesteuert worden sein soll. Mehrere rechtspopulistische und rechtsextreme Politiker aus Europa haben der Plattform ein Interview gegeben – darunter auch der AfD-Kandidat Bystron. In dem Interview kritisiert er Migration nach Deutschland, dass die Opposition in der Bundesrepublik unterdrückt werde, und die Sanktionen gegen Russland.

Der Verdacht: Bystron soll Geld von den Strippenziehern der Plattform erhalten haben. So berichtet es die tschechische Zeitung „Denik N“. Audio- und Videoaufnahmen des tschechischen Geheimdienstes sollen das belegen. Die Generalstaatsanwaltschaft in München ermittelt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit von Mandatsträgern und Geldwäsche. Bystron bestreitet die Vorwürfe. Mittlerweile hat er sich aus dem Wahlkampf zurückgezogen, betont aber: Dies geschehe aus familiären Gründen, nicht wegen der Vorwürfe.

Bystron spricht von einer Medienkampagne

„Sie sehen, wie das läuft“, sagt er in Augsfeld und klappt sein Buch zu. Es ist eine seiner ersten Wahlkampfveranstaltungen in Bayern, seit die Vorwürfe bekannt geworden sind. “Alle die, die für den Frieden in der Ukraine gekämpft haben”, sagt er, “sollen diskreditiert werden. Und wie sollen sie diskreditiert werden? Als Agent Moskaus, als Freund Putins!“ Ein Raunen geht durch den Saal. Bystron spricht weiter, von einer Kampagne der NATO, mit bezahlten NGOs und Geheimdiensten. Belege liefert er nicht.

Ein Muster, das sich wiederholt. Gegen Bystron werden Vorwürfe bekannt. Er spricht von einer Kampagne. Und von politischer Verfolgung. Dann zieht er eine Parallele zu seiner Vergangenheit.

2017: Unter Beobachtung des Verfassungsschutzes

Geboren wird Bystron 1972 in Olmütz in der damaligen Tschechoslowakei. Mit 16 flieht er zusammen mit seiner Mutter nach Deutschland und bekommt in Bayern Asyl. Er tritt 2005 in die FDP ein. 2013, als die AfD gegründet wird, wechselt er.

2017 will Bystron in den Bundestag. Da wird bekannt, dass der bayerische Verfassungsschutz ihn beobachtet. Wegen seiner Nähe zur „Identitären Bewegung“ (IB), die als rechtsextremistisch eingestuft wird. Eigentlich steht die IB auch auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD. Bystron aber schreibt in verschiedenen Posts, die in einem Gutachten des Verfassungsschutzes nachzulesen sind: Die AfD müsse „Schutzschild für diese Organisation“ sein. Oder: „Getrennt marschieren, gemeinsam zuschlagen.“

Auch AfD-intern kritisieren das einige. Bystron, damals Landeschef in Bayern, zieht dennoch in den Bundestag ein. Der Verfassungsschutz stellt dann seine Beobachtung ein, weil Abgeordnete nur unter sehr strengen Voraussetzungen beobachtet werden dürfen. Bystron führt das bis heute auf seiner Website an, unter der Rubrik „Persönlich“. Er habe sich in Bayern ähnlicher Verfolgung ausgesetzt gesehen, wie früher in der Tschechoslowakei. Dabei sagt er auch bis heute: Die “Identitäre Bewegung” müsse von der AfD “unterstützt” werden.

Einer der Radikalsten in der AfD

In der AfD fürchten einige, dass Bystrons Positionen der Partei schaden und er potenzielle Wähler verschrecken könnte. Er gilt als einer der Radikalsten in der AfD. 2018 etwa nennt Bystron den damals frisch angenommen Migrationspakt der UN ein „Abkommen zur systematischen Umvolkung“. In seiner Bewerbungsrede beim Europaparteitag der AfD in Magdeburg, spricht er von „Globalisten“, die die Menschen „zwangsimpfen wollen, die uns enteignen wollen, die uns im Prinzip versklaven wollen.“ Nicht zuletzt sind es auch Bystrons Reisen – oder genauer, seine Abstecher dabei –, die für Aufsehen sorgen.

Vernetzung mit Rechtspopulisten

Da ist zum Beispiel die Abgeordnetenreise 2018 nach Südafrika. Am Rande der Reise trifft er sich mit der Organisation „Suidlanders“. Die Gruppe aus weißen Farmern bereitet sich nach eigenen Angaben auf einen „Rassenkrieg“ vor, macht regelmäßig Schießtrainings. Bystron geht mit den Farmern auf den Schießstand.

Oder 2021. Bystron ist unter anderem mit AfD-Fraktions- und Parteichefin Alice Weidel in Moskau. Anstelle des geplanten Programms nimmt er zum Teil eigene Termine wahr. Weidel selbst kritisiert das später in der BILD-Zeitung. Sie habe den Eindruck gehabt, Bystron habe sie auf Termine abseits des Programmes lotsen wollen. Bystron sagt: Die Kritik sei ihm ein Rätsel. Die Reise sei „fantastisch“ gewesen. Sie hätten nur einen Teil getrennt gemacht. Was er aber in dieser Zeit gemacht hat, will Bystron nicht mehr wissen. “Finanzministerium, glaube ich”, sagt er.

Oder 2022. Da macht Bystron eine Dienstreise nach Litauen und reist von dort aus nach Belarus weiter, von wo wenige Monate zuvor russische Truppen in die Ukraine einmarschiert waren. Machthaber Alexander Lukaschenko gilt als ein enger Verbündeter von Putin. Bystron sagt: Die Reise nach Belarus sei „legal, legitim und sinnvoll“ gewesen.

Hinzu kommen Reisen zur Vernetzung: mit Trumps ehemaligem Chef-Strategen Steve Bannon nach Prag, zu Nationalisten nach Serbien, zur rechtsextremen ungarischen Partei Mi Haz’ank (Unsere Heimat) nach Budapest.

„Der Moloch EU muss sterben, damit Europa frei leben kann.“

Es ist einer der Gründe, die Bystron auch nach Brüssel ziehen. Dort will er weiterführen, was er angefangen hat. “Die Vernetzung der Parteien!”, sagt er. Und meint die rechten Parteien in Europa. Er sitzt dabei am Main. Hinter ihm rauscht der Fluss. Bystron grinst. “Mir macht das Spaß!” Dabei kriselt es innerhalb der rechten Fraktion "Identität und Demokratie" im EU-Parlament. Die ID-Fraktion hat die AfD ausgeschlossen.

- Und was will er für die EU? “Der Moloch EU muss sterben, damit Europa endlich frei leben kann.” Eine Anspielung auf ein Satz von Björn Höcke.

- Wie? “Sie wissen ja: Politik ist das langsame Bohren von harten Brettern. Das heißt wir können nur das machen, was dieser Rahmen ermöglicht: gegen die falschen Gesetze stimmen, versuchen, vielleicht auch mal ein paar Gesetze wieder zu kippen.”

Seine Wahlkampfveranstaltung in Augsfeld bewirbt Bystron mit dem “Dexit”, also dem Austritt Deutschlands aus der EU. Den könnte er aber – wenn überhaupt - nur aus dem Bundestag heraus erreichen, in dem er jetzt ist. Aus dem Europaparlament, in das er rein will, ginge das nicht. Aber das erwähnt Bystron vor seinem Publikum nicht.