Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft, Inflation und Generationen-Ungerechtigkeit: Allein wirtschaftlich lastet auf der Jugend ein enormer Druck. Während sich die Großeltern noch eine Immobilie kaufen konnten, mussten die Eltern schon erben. Wohneigentum für alle, die derzeit Mitte 40 oder jünger sind, ist in Ballungsräumen - also auch da, wo die Arbeit ist - schwer zu erwerben. Zwar können sich viele jungen Menschen eine Arbeitsstelle aussuchen und auch die Bedingungen so konfigurieren, dass es für ihr Leben passt. Doch gleichzeitig wächst die Unsicherheit.
Keine Sorge: Selbstvorsorge
Wer nicht selbst vorsorgt, dem wird die Rente in 40 Jahren nichts bringen, sagen Experten. Albrecht von Lucke, Politikwissenschaftler und Jahrgang 1967 - also fast noch ein Babyboomer -, sieht die Jugend von heute als die Leidtragenden, denn ihre Eltern und Großeltern hätten durch ihr Konsumverhalten eine ökologische Problematik hinterlassen. "Diese Generation muss sich vergegenwärtigen, dass möglicherweise in Europa wieder ein Krieg möglich ist", bringt es Politologe von Lucke im neuen "Possoch klärt" (Video oben, Link unten) für BR24 auf den Punkt. Beschäftigen diese Themen die Jugend?
Im Video: Generation Lost – Ist die Jugend noch zu retten?
Krieg und Krisen auch bei TikTok
Social Media spült auch Krieg und Krisen in die Timeline. Das beschäftige die Jugend sehr wohl, so Sozialforscher Kilian Hampel: "Ganz oben auf der Sorgenliste steht der Krieg in Europa und in Nahost - und damit verbunden eine drohende Kriegsangst im eigenen Land in den nächsten Jahren." In seiner Studie "Jugend in Deutschland 2025" (externer Link) sieht Hampel als Co-Autor die unter 25-Jährigen auch durch die anhaltenden Preissteigerungen beunruhigt. Immer mehr junge Menschen seien verschuldet. Aber die gute Nachricht: Die Jugend selbst sieht sich nicht grundsätzlich als Opfer, sagt Hampel.
Die Jugend hat bessere Verhandlungschancen
Auch die Kluft, die durch die Bildung der Eltern entsteht, nehme zu, so Albrecht von Lucke. Es sei ein riesiger Unterschied, ob man in einem Akademikerhaushalt mit Platz und Bildungschance aufwachse oder als Flüchtlingskind in einer Großfamilie auf engstem Raum. Gleichzeitig hätten die Jungen auch eine Chance, weil die Boomer-Generation viele Arbeitsplätze frei macht: Deshalb hat beispielsweise die junge Generation ausgesprochen gute Verhandlungspositionen, wenn sie in der Wirtschaft ihre Konditionen verhandelt. Das ist ein Unterschied gegenüber anderen Generationen.
Alte wählen Alte
Laut dem Deutschen Jugendinstitut sind fast 60 Prozent der Wahlberechtigten älter als 50 Jahre. Gleichzeitig liegt das Durchschnittalter der Bundestagsabgeordneten aktuell bei 47,1 Jahren. Die älteste Fraktion stellt mit rund 50,7 Jahren die AfD. 25 Abgeordnete sind zwischen 1996 und 2001 geboren. Das zeigt die Abgeordneten-Statistik des Bundestags (externer Link).
Die Generation Ü50 trifft politische Entscheidungen für ein Deutschland, das zunehmend aus Rentnerinnen und Rentnern besteht: 23 Prozent der Wählerinnen und Wähler sind über 70 Jahre alt. Auch in kommunalen Parlamenten sind eher ältere und gebildete Menschen zu finden. Denn etwa Stadtrat oder Stadträtin sein kostet (Familien-) Zeit und damit Geld.
Junge Menschen in die Politische Beteiligung
Pia Jaeger vom Deutschen Jugendinstitut unterstreicht deswegen, wie wichtig es sei, junge Menschen bei Gesetzgebungsverfahren zu beteiligen - beispielsweise durch das Instrument von Jugendparlament oder Zukunftsrat. Und die Generation Z dürfe nicht müde werden, bei Eltern und Großeltern zu anzumahnen: Lebt "enkeltauglich!" Albrecht von Lucke sagt: "Die Jungen können und müssen sich solidarisieren mit denen unter den Älteren, die eigentlich das Beste für ihre Kinder und Enkelkinder wünschen."
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