Aus einem Laptop heraus baut sich eine digitale Chatbot-Oberfläche auf.
Aus einem Laptop heraus baut sich eine digitale Chatbot-Oberfläche auf.
Bild
KI und Demographie: Geht uns die Arbeit aus?
Bildrechte: stock.adobe.com/Antony Weerut
Schlagwörter
Bildrechte: stock.adobe.com/Antony Weerut
Audiobeitrag

KI und Demographie: Geht uns die Arbeit aus?

Audiobeitrag
>

KI und Demographie: Geht uns die Arbeit aus?

KI und Demographie: Geht uns die Arbeit aus?

Auf den ersten Blick tut sich am Arbeitsmarkt nicht viel: Die Arbeitslosenrate liegt kaum verändert bei 6,2 Prozent. Doch zwei Trends dürften die künftige Entwicklung maßgeblich bestimmen: die Künstliche Intelligenz sowie der demographische Wandel.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Es ist eine Meldung, die aufhorchen lässt: Der US-Konzern Amazon will 14.000 Stellen in der Verwaltung abbauen – wegen des verstärkten Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI). Das passt zu Untersuchungen, wonach es weniger Stellenanzeigen für Positionen mit Routine-Tätigkeiten gibt, die von KI schneller erledigt werden können. Dazu kommt: Längst werden auch Jobs abgebaut, die vor wenigen Jahren noch äußerst gefragt waren, wie beispielsweise Programmierer.

Sind die Ängste vor Jobverlusten übertrieben?

Die KI als Jobkiller? Diese Sorge hält die stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Ronja Kemmer für übertrieben – sie vertrat die Union schon vor Jahren in einer ersten Enquete-Kommission des Bundestags zu den Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz. Die Diskussion um die Folgen von KI erinnere sie an Diskussionen früherer Jahrzehnte um die Folgen von Automatisierung oder den Einsatz von Robotern. Stets habe es die Sorge vor Arbeitsplatzverlust gegeben – ob durch den Einsatz von Computern in Büros oder den Einsatz von Robotern in Fabriken. Unterm Strich aber seien Jobverluste an der einen Stelle durch neue Jobs an anderer Stelle ausgeglichen worden.

Klar ist: Berufsbilder werden sich verändern

Darauf deuten auch Studien zu den Folgen der digitalen Transformation hin. Professor Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg zieht daraus eine zweifache Schlussfolgerung: "Künstliche Intelligenz kann heute mehr und mehr Tätigkeiten übernehmen, die bisher Menschen ausgeübt haben. Aber mit KI entstehen auch neue Geschäftsmodelle sowie neue Tätigkeiten." Außerdem werde die KI-Technologie in bestehende Jobs aufgenommen, so dass sich zwar Berufsbilder ändern können, ohne dass die jeweiligen Berufe aber komplett wegfallen.

Die CDU-Politikerin Kemmer geht noch einen Schritt weiter: "Ich würde das deutlich chancenorientierter sehen: Unternehmen, die KI einsetzen, sind am Ende wettbewerbsfähiger." Damit könnten sie bestehende Arbeitsplätze erhalten und vielleicht sogar neue Arbeitsplätze schaffen. Gerade angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage sei der Einsatz neuer Technologien wie KI wichtig, um den Standort zu stärken.

Laut einer Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft von Mitte des Jahres setzt derzeit gut ein Drittel der Unternehmen KI ein, vor allem unternehmensnahe Dienstleister und der Maschinenbau. Der Befragung zufolge nutzen Unternehmen die KI, um komplexe Aufgaben zu erledigen und die Qualität der Arbeit zu verbessern. Aber auch, um den Mangel an Fachkräften abzufedern. Denn das ist das andere große Thema am deutschen Arbeitsmarkt.

KI als Ersatz für fehlende Arbeitskräfte?

Allein aus Altersgründen werden der deutschen Wirtschaft in den kommenden 15 Jahren rund sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen. Auf diese Entwicklung weist Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) hin. Die Frage sei daher nicht, ob KI Arbeitsplätze wegnehme, sondern vielmehr, "ob wir es in den kommenden Jahren schaffen, alles zu automatisieren und digitalisieren, was wir nur können." Ohne den Einsatz von KI drohe aufgrund des demographischen Wandels ein Wohlstandsverlust, der auch für die Stabilität der Demokratie gefährlich werden könne.

Der Arbeitsmarktökonom Enzo Weber ist da skeptischer: "Am Ende wird man den Arbeitskräftemangel nicht wegdigitalisieren können." Die Politik müsse vielmehr alle Hebel in Bewegung setzen, um das drohende Schrumpfen der Zahl der Arbeitskräfte aufgrund des demographischen Wandels zu verhindern: "Also: Zugewanderte besser integrieren, die Erwerbskarrieren von Frauen stärken, Ältere länger im Erwerbsleben halten", so Weber.

Entscheidender Faktor: Weiterqualifikation

Als gemeinsame Aufgabe von Politik und Wirtschaft nennen Weber und Digitalminister Mehring Bildung und Weiterbildung. Insbesondere Menschen, die in Berufen arbeiten, die durch die KI unter Druck geraten, müssten so qualifiziert werden, dass sie neue Berufsperspektiven bekommen. In den Worten von Mehring: "Wir wollen die Menschen fit machen für einen neuen von KI dominierten Arbeitsmarkt."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!