Die europäischen Nato-Staaten planen massive Militärhilfen für die Ukraine und wollen dafür entsprechendes Rüstungsmaterial von den USA kaufen. Eine führende Rolle soll dabei Deutschland einnehmen. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kündigte an, dass Deutschland zwei Patriot-Systeme für rund zwei Milliarden Euro von den USA abkaufen werden.
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Pistorius appelliert an europäische Nato-Verbündete
Deutschland werde seinen Teil leisten, sagte Pistorius nach dem Treffen mit US-Verteidigungsminister Pete Hegseth in Washington den ARD-"Tagesthemen". Pistorius appellierte gleichzeitig an die europäischen Nato-Verbündeten, sich am Kauf von US-Waffen für die Ukraine zu beteiligen. "Klar ist, und das ist ein Appell an alle anderen europäischen Mitgliedstaaten der Nato: Hier müssen alle gewissermaßen ihre Portemonnaies öffnen." Es gehe darum, schnell die Summen zusammenzukriegen, die zunächst vor allem für die Stärkung der Luftverteidigung nötig seien. Hier stehe die Ukraine gewaltig unter Druck. "Also sind jetzt alle gefordert, hier Farbe zu bekennen."
Das Patriot-Luftverteidigungssystem kann Raketen im Flug abschießen, es ist aber sehr teuer. Außerdem ist mit einer Lieferung erst in mehreren Monaten zu rechnen. Daher wird erwogen, zunächst zwei Patriot-Systeme aus dem Bundeswehrbestand an die Ukraine weiterzugeben, um sie später durch die US-Produkte zu ersetzen.
Selenskyj dankt Trump für mehr Waffen und Druck auf Moskau
Die Ukraine reagierte verhalten auf die Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump, Waffen zum Kauf anzubieten. "Vielen Dank für die Bereitschaft, die Ukraine zu unterstützen und weiterhin zusammenzuarbeiten, um das Morden zu beenden und einen dauerhaften und gerechten Frieden zu schaffen", schrieb der ukrainische Präsident Selenskyj nach einem Telefonat mit Trump auf der Plattform X. Es sei Russland, das zu Friedensgesprächen gezwungen werden müsse. "Und genau das geschieht gerade."
Russland sieht in Waffenlieferung Fortsetzung des Krieges
Russland dagegen sieht den geplanten Ankauf von amerikanischen Waffen durch Nato-Staaten für die Ukraine nicht als Signal für Friedensbemühungen. Solche Entscheidungen nehme die ukrainische Seite als Zeichen für eine Fortsetzung des Krieges wahr, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Russland werde sich auch noch Zeit nehmen, die Erklärungen Trumps zu analysieren.
Vizeaußenminister Alexander Gruschko sagte, die Waffenlieferungen der Nato-Staaten an die Ukraine zeugten davon, dass die Allianz an einer Fortsetzung der Kampfhandlungen interessiert sei. Moskau hatte immer wieder ein Ende der Waffenlieferungen als Voraussetzung für eine Waffenruhe genannt.
Kiews Bürgermeister kritisiert Trumps 50-Tages-Ultimatum
Außer dem Großangebot an Waffen hatte Trump Zölle von 100 Prozent für die Unterstützer Moskaus angekündigt, falls es bei den Bemühungen um ein Ende des russischen Angriffskrieges nicht innerhalb von 50 Tagen eine Übereinkunft gibt.
Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, kritisierte diese 50-Tages-Frist. Einerseits freue er sich über die Welle der Unterstützung aus den USA, andererseits aber verstehe er nicht den Grund, Putin 50 Tage Zeit zu geben, sagte Klitschko in der ARD-Talkshow "Maischberger".
Mit Informationen von dpa
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