Nach langer Debatte hat der Bundestag am Freitag das neue Rentenpaket der schwarz-roten Regierung beschlossen. Finden Sie hier Antworten auf wichtige Fragen rund ums Rentensystem.
- Zum Artikel: Bundestag beschließt umstrittenes Rentengesetz
Wie funktioniert das deutsche Rentensystem?
Die gesetzliche Rente in Deutschland funktioniert nach dem Prinzip, dass die arbeitende Generation die Renten der älteren Generation finanziert. Dabei gibt es drei wichtige Kennwerte:
- Regelaltersgrenze: Das ist das Alter, ab dem man die volle Rente bekommen kann. Es gibt Ausnahmen, zum Beispiel wenn man vor dem Regelalter schon 45 Jahre eingezahlt hat oder früher in Rente gehen möchte und dafür Abschläge akzeptiert.
- Rentenbeitragssatz: Das ist der Prozentsatz des beitragspflichtigen Bruttoeinkommens, der in die Rentenkasse eingezahlt wird. Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen sich diesen Beitrag.
- Rentenniveau oder "Sicherungsniveau vor Steuern": Das Verhältnis zwischen dem verfügbaren Durchschnittseinkommen (nach Abzug der Sozialbeiträge) und der aktuellen Standardrente (Durchschnittsverdiener nach 45 Beitragsjahren; nach Abzug der Sozialbeiträge).
Wenn jedes Jahr gleich viele Menschen ins Rentensystem ein- und austreten, blieben diese Werte konstant.
Woran krankt die Rente?
In Deutschland treten seit vielen Jahren mehr Menschen in den Rentenbezug ein, als junge Erwerbstätige nachrücken. Zuwanderung kann diesen Effekt abschwächen, jedoch nicht ausgleichen. Gleichzeitig verlängert sich der Rentenbezug durch die gestiegene Lebenserwartung. So entsteht eine immer größer werdende Lücke. Entsprechend ist in den vergangenen Jahrzehnten zum Beispiel das Sicherungsniveau gefallen und das Renteneintrittsalter gestiegen:
Viele politische Maßnahmen oder Vorschläge zur Rente beinhalten, einen der Kennwerte des Systems zu beeinflussen oder anzupassen.
Was passiert, wenn das Rentenniveau festgesetzt wird?
Das Rentenniveau bildet prinzipiell ab, wie die Versorgungslage durch die gesetzliche Rente ist. Legt man diesen Wert per Gesetz fest, können Rentnerinnen und Rentner nicht mehr unter ein bestimmtes Versorgungsniveau kommen.
Bisher durfte das Niveau laut Gesetz nicht unter 48 Prozent fallen. Das neue Rentenpaket besagt, dass diese Grenze bis 2031 bestehen bleibt und auch darüber hinaus gesetzliche Eingriffe beim Rentenniveau möglich sind.
Parteien wie die Linke, einige Gewerkschaften und Sozialverbände fordern hingegen ein Rentenniveau von rund 53 Prozent. Das solle etwa der wachsenden Gefahr von Altersarmut entgegenwirken.
Durch diese Eingriffe entstehen Mehrkosten, die über einen der anderen Kennwerte ausgeglichen werden müssen – zum Beispiel einen höheren Beitragssatz. Das würde die Menschen zusätzlich belasten, die aktuell oder künftig in die Rente einzahlen. Diese Generationenungerechtigkeit war der größte Kritikpunkt einiger junger Unionspolitiker.
Mehr Arbeitszeit als Lösung? Wann die Deutschen in Rente gehen
Die Bundestagsfraktionen der Grünen brachte in einem Arbeitspapier einen anderen Kennwert ins Spiel: das durchschnittliche Renteneintrittsalter. Das liegt aktuell unter der eigentlichen Regelaltersgrenze. Im Schnitt gehen die Deutschen also früher in Rente, als das System vorsieht. Würde diese Lücke geschlossen und das Renteneintrittsalter steigen, würde das dem Absinken des Rentenniveaus und dem Steigen des Beitragssatzes entgegenwirken.
Allerdings zeigt die Entwicklung der vergangenen Jahre, dass die Lücke bereits kleiner wird und das Renteneintrittsalter auf einem historischen Hoch ist:
Frührente: Welche Rolle spielt sie wirklich?
Im Jahr 2024 fielen rund 60 Prozent der Rentenzugänge in Deutschland (externer Link) in die Kategorie "vorgezogene Altersrenten". Männer (61 Prozent) nutzen diese Option etwas häufiger als Frauen (58 Prozent).
Auffällig ist: Der durchschnittliche Rentenzahlbetrag (Nettorente) je Monat ist in dieser Kategorie höher als in anderen – ein Hinweis darauf, dass vor allem gutverdienende Menschen den früheren Renteneintritt nutzen:
Den Forderungen der Grünen zufolge sollen deshalb Programme wie die "Rente mit 63" künftig nur noch aus gesundheitlichen Gründen in Anspruch genommen werden dürfen.
Was sagt die gesetzliche Rente über das Alterseinkommen?
Im Durchschnitt bekamen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland im Jahr 2024 je Monat 1.154 Euro aus der gesetzlichen Rentenkasse. Wie die Grafik oben aber bereits zeigt, ist die Spannweite groß. Unterschiedlichste Einkommensbiografien fließen in den Durchschnitt ein – von Minirenten aus kleinem Einkommen und wenigen Beitragsjahren bis zu Großverdienern.
Die gesetzliche Rente macht oft nur ein Teil des Einkommens aus, das Menschen im Alter erhalten – hinzukommen in vielen Fällen noch Betriebsrenten oder private Vorsorgen. Ganz abgesehen von denjenigen, die überhaupt nicht am Rentensystem teilnehmen: Beamte, Selbstständige oder berufsständisch Versicherte.
Im Video: Rente & Wehrdienst beschlossen – "Kanzlermehrheit" steht
Friedrich Merz und Boris Pistorius
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