"Space minded", nennt sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) selbst. Was wohl so viel bedeutet wie: mit dem Kopf im All. Wenig abgehoben dagegen, was die Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Bayern und Bremen am Morgen präsentieren. Söder hat sich für diese Dreierallianz auch schon einen Namen einfallen lassen: "Space Connection".
Den verkündet er stolz, nachdem er den "Space Cowboys" in Anlehnung an den Science-Fiction-Film, in dem vier ältere Herren ins All fliegen, verworfen hat. Hier geht es jedenfalls ums Irdische: ums Geld. Und darum, dass sich die Bundesregierung mehr ins Zeug legen soll für den Bereich Raumfahrt. Die Länderchefs fordern die Verdopplung der Gelder. Das nationale Raumfahrtbudget soll auf eine Milliarde, der Anteil Deutschlands bei der Europäischen Raumfahrtagentur ESA auf zwei Milliarden anwachsen.
Oberpfaffenhofen als Mondmissionszentrum
Dass Söder, Andreas Bovenschulte (SPD) für Bremen und Winfried Kretschmann (Bündnis90/Grüne) für Baden-Württemberg das fordern, überrascht nicht: Die Standorte sehen sich als die derzeit wichtigsten im Bereich Raumfahrt. Sie unterstreichen die wirtschaftliche Bedeutung, die stetig zunehme. Bayern ist nach Söders Worten der größte Standort der Space Economy in Deutschland.
Demnach gibt es hier 550 Unternehmen mit 38.000 Beschäftigten, die einen Umsatz von 12 Milliarden Euro erwirtschaften. Hinzu kommen Universitätsstudiengänge, etwa an der TU München und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit seinem Standort in Oberpfaffenhofen, das als eines der größten Forschungseinrichtungen Deutschlands gilt. Hier soll auch das Kommandozentrum zukünftiger Mondmissionen der ESA liegen, sagt Söder.
Warum die Raumfahrt stärken?
Bei der Raumfahrt gehe es um Verteidigung und Sicherheit, um weltraumgestützte Kommunikation und um bessere Klimamodelle für die Klimaforschung, sagen die Ministerpräsidenten. Deutschland hat Satelliten gebaut, die den CO₂-Spiegel in der Atmosphäre messen können oder den Zustand von Wäldern beobachten.
Die Bereiche Kommunikation und Sicherheit überschneiden sich: Europa hätte der Ukraine nach dem Überfall Russlands nicht das bieten können, was der US-Unternehmer Elon Musk über Starlink geboten hat: Nämlich Internet über den Satelliten, wenn Leitungen landesweit gekappt sind. Man wolle sich nicht völlig unabhängig machen von den USA, betont Söder, man wolle weiterhin kooperieren, aber eben auch Unternehmer wie Musk herausfordern. Die Raumfahrt nennt Söder einen Innovationsmotor. Es geht um Hochtechnologie made in Germany, die neben der Technologieführerschaft auch neue Arbeitsplätze schaffen soll.
Die Konkurrenz schläft nicht – sagen die Ministerpräsidenten
Die nächste ESA-Ministerratskonferenz findet im November in Bremen statt. Da werde sich entscheiden, ob Deutschland in Sachen Raumfahrt auf dem Fahrersitz Platz nimmt, sagt Bremens Bürgermeister Bovenschulte. Und als ihm auffällt, dass dieses Bild ein bisschen schräg ist, korrigiert er sich: Er meine natürlich den Pilotensitz. Es ist die Aufforderung an die Bundesregierung, das gewünschte Geld auch in die Hand zu nehmen.
Wo das herkommen könnte? Ideen hat man da schon bei der selbsternannten Space Connection: Das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen, eigentlich gedacht für die Infrastruktur, den die neue Koalition mit den Stimmen der Grünen auf den Weg gebracht hat und der Klimatransformationsfonds wären gut geeignete Instrumente dafür.
Nicht Krieg der Sterne, sondern Finanzdiplomatie
Obwohl eine Erhöhung der Raumfahrtausgaben als nicht ganz unwahrscheinlich gilt: Ob die von den Ministerpräsidenten gewünschten Summen zusammenkommen, lässt sich derzeit noch nicht seriös absehen. Deutschland ist schon jetzt der größte Geldgeber der ESA. Vor Frankreich. Als Söder den Konferenzraum verlässt, verabschiedet er die Journalisten mit einem Star-Wars-Zitat: "Möge die Macht mit Ihnen sein." In den Filmen ein aufmunternder Abschiedssatz, der "viel Glück" bedeutet. Bei den zusätzlichen Raumfahrtgeldern ist es damit nicht getan: Raumfahrtministerin Dorothee Bär (CSU) wird nun wohl versuchen, Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) von der kostspieligen Bedeutung der Raumfahrt zu überzeugen.
Im Video: Mehr Geld für die Raumfahrt - das ist auch Bayerns Ziel
Mehr Geld für die Raumfahrt - das ist das Ziel
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!