Rückläufige Lebensmittelspenden und zu wenige Ehrenamtliche machen den Tafeln zu schaffen: Viele der Einrichtungen in Deutschland müssen nach Angaben des Bundesvorsitzenden der Tafeln, Andreas Steppuhn, deshalb Hilfesuchende abweisen. Rund ein Viertel der Tafeln habe temporäre Aufnahmestopps verhängt oder führe Wartelisten.
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Steppuhn: 1,5 Millionen Menschen kommen regelmäßig zur Tafel
"Es ist leider so, dass wir nicht alle Menschen bedienen können, die zu den Tafeln kommen wollen", sagte der Vorsitzende der Hilfsorganisation im Interview von Radio Horeb (externer Link, möglicherweise Bezahlschranke). Gründe dafür seien rückläufige Lebensmittelspenden und zu wenige Ehrenamtliche.
Steppuhn zufolge suchen derzeit rund 1,5 Millionen Menschen regelmäßig die Tafeln auf – mit Schwankungen und regionalen Unterschieden. Doch weil "nicht so viele Lebensmittel vorhanden sind und weil eben halt auch nicht so viele ehrenamtliche Menschen da sind, die das Ganze dann machen", gebe es nach oben "auch ganz natürliche Grenzen". Mittlerweile würden sich rund 75.000 Menschen ehrenamtlich bei den insgesamt 975 Tafeln in Deutschland engagieren, so Steppuhn.
Auch Lebensmittelproduzenten werden angefragt
Einen Grund für den Rückgang bei den Lebensmittelspenden sieht der Tafel Deutschland-Vorsitzende bei der Digitalisierung in den Discountern und Lebensmittelsupermärkten. Dadurch werde nachhaltiger gewirtschaftet und es gebe weniger Überproduktionen, erklärt Steppuhn. "Das heißt also, es wird immer nur noch das nachbestellt, was tatsächlich fehlt." Steppuhn betont: Daran gebe es vonseiten der Tafeln auch keine Kritik.
Als Konsequenz wende man sich daher direkt auch an die Lebensmittelhersteller, "um da noch Ware zu akquirieren". Inzwischen sei "der komplette Lebensmittelhandel dabei, die Tafeln zu unterstützen". Die Tafeln seien jedoch nur als Zusatzangebot zu verstehen, ergänzt Steppuhn.
Appell an die Politik
Für die Bekämpfung von Armut "ist die Politik und der Staat zuständig und nicht die Tafeln". Die Organisation stelle fest, dass Armut in Deutschland zunehme. Steppuhn erklärt: "Was wir von der Politik erwarten, ist, dass Armut wirksam bekämpft wird. Und dazu gehört eine vernünftige Sozial- und Rentenpolitik."
Mit Informationen von dpa
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