Seit einem Monat irrt Emil, der Jung-Elch, der zu einem Internet-Star geworden ist, durch Niederösterreich. Von Polen über Tschechien hat es ihn auf seiner Wanderung zu weit in den Süden verschlagen. Doch da ist es ihm eigentlich viel zu warm, denn die Wohlfühltemperaturen für Elche liegen bei - 30 bis + 15 Grad. Bei Temperaturen über 25 Grad leiden die Tiere unter Hitzestress. "Ab zurück in den Norden", müsste deshalb eigentlich die Devise für Emil heißen.
Elch sorgte zuletzt immer wieder für Verkehrsprobleme
Doch der Elch marschiert, statt in den Norden, eher quer Richtung Westen, Richtung Oberösterreich. Dabei durchstreift er immer wieder besiedeltes Gebiet und war schon in Städten, wie St. Pölten und Melk. Das Problem: Emil sorgt oft für einen Massenauflauf und für Verkehrsbehinderungen. Autos fahren plötzlich langsamer und halten an, wenn Emil gesichtet wird. Menschen versammeln sich am Straßenrand. Wegen Emil wurde schon einmal eine Autobahnauffahrt gesperrt und sogar die wichtige Zugstrecke Wien-St. Pölten-Linz.
Oberösterreich will Emil betäuben
Oberösterreich wollte dem Ganzen ein Ende setzen. Die Landesregierung in Linz teilte mit, dass man Emil genau beobachten werde. Dafür sei eine "Soko-Elch" aus Experten gebildet worden. Sobald sich Emil in Oberösterreich auf eine stark befahrene Straße oder auf Bahngleise begibt, werde man ihn betäuben und an die tschechische Grenze bringen. Denn im Nationalpark Šumava im Böhmerwald gäbe es eine Elchpopulation.
Schonzeit für Elche gilt das ganze Jahr
Am 19. September war es dann so weit. Elch Emil überquerte die Gebietsgrenze und wurde im oberösterreichischen Kronstorf gesichtet, knapp 40 Kilometer südöstlich von Linz. Doch da gab es bereits Kritik am geplanten Betäubungsschuss. Der österreichische Verwaltungsrechtler Hans Peter Lehofer machte bei "Bluesky" darauf aufmerksam, dass für Elche das ganze Jahr über Schonzeit gilt. Das heißt, sie dürfen nicht gejagt und nicht eingefangen werden, nur bei einer unmittelbaren Gefahr für das Leben oder die Gesundheit von Menschen.
Oberösterreich scheint einzulenken
Tierschutz Austria schaltete sich ein und verkündete am 19.9. per Pressemitteilung, dass es keine Betäubung und keinen Abtransport von Emil geben werde. Man habe dem Land Oberösterreich eine Zusammenarbeit angeboten, sodass der Elch unbehelligt weiterziehen könne. Die zuständige Landesrätin für Land- und Forstwirtschaft, Michaela Langer-Weninger (ÖVP), bestätigte das gegenüber der österreichischen Zeitung "Der Standard": "Der tierische Gast ist herzlich willkommen bei uns", so die Landesrätin. Der Elch dürfe Oberösterreich erst einmal in Ruhe erkunden.
Die von vielen erwartete Nachricht "Elch Emil betäubt und weggebracht" wird es wohl vorerst nicht geben. Doch weitere andere Schlagzeilen über das berühmteste Huftier Österreichs dürften mit Sicherheit nicht lange auf sich warten lassen.
Im Audio (9.9.): Elch auf Abwegen: Wie Emil die ÖBB stoppte und das Netz erobert
Elch Emil auf Abwegen: Der Jung-Elch sorgt in Niederösterreich für Aufsehen – und legt sogar die Westbahn zeitweise lahm.
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