"Das hat er": Mit diesen Worten reagierte die Sprecherin des Weißen Hauses auf die Frage, ob Kremlchef Wladimir Putin ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Gespräch mit Donald Trump "versprochen" habe. Fakt ist: Aus Russland gibt es bislang keine offizielle Bestätigung. Eine Begegnung mit Selenskyj wird vom Kreml zwar nicht ausgeschlossen, aber als äußerst sorgfältig vorzubereiten bezeichnet, wie Außenminister Sergej Lawrow betonte.
Trotz unklarer Zusage kursieren inzwischen vier mögliche Orte, darunter auch ein Vorschlag aus Moskau.
Moskau
Putin brachte wohl die russische Hauptstadt in einem Telefonat mit Trump ins Spiel. Selenskyj, der während des Anrufs im Weißen Haus war, lehnte dies ab. Verständlich: Er müsste bei einer Ankunft mit Festnahme oder Anschlägen rechnen. Russland könnte im Gegenzug darauf verweisen, dass gegen Putin ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) wegen Kriegsverbrechen vorliegt, was die Suche nach neutralem Boden erschwert.
Genf
Der schweizerische Außenminister Ignazio Cassis erklärte, sein Land wolle Putin "Immunität" gewähren, sollte er ins Land kommen und an einer "Friedenskonferenz" zur Ukraine teilnehmen. "Wir haben die rechtliche Situation geklärt", eine Konferenz könne in kürzester Zeit organisiert werden. Cassis: "Wir können das trotz des Haftbefehls gegen Putin tun, wegen unserer speziellen Rolle und der Rolle Genfs als europäischer Uno-Hauptsitz."
Die Schweiz betont gerne ihre Neutralität und kann auf zahlreiche Gipfeltreffen verweisen. Putin traf in Genf im Jahr 2021 mit dem damaligen US-Präsidenten Joe Biden zusammen. Genf wurde bereits von den Europäern, die die Ukraine unterstützen, offensiv als Verhandlungsort beworben, so etwa von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Das dürfte für Putin aber eher weniger ein Argument sein.
Wien
Österreich brachte sich am Dienstag selbst ins Spiel. Bundeskanzler Christian Stocker verwies in einer Erklärung auf die "lange Tradition" der Hauptstadt Wien als "Ort des Dialogs" und als Sitz internationaler Organisationen. Sollten Friedensverhandlungen in Wien stattfinden, werde die Bundesregierung mit dem Internationalen Strafgerichtshof in Kontakt treten, um Putin eine Teilnahme zu ermöglichen.
Österreich ist nicht Mitglied der Nato und gibt sich demonstrativ neutral. Wien verzichtet auf militärische Hilfe für Kiew, unterstützt die Ukrainer jedoch finanziell. Auf der anderen Seite pflegte Putin über Jahre ein enges Verhältnis zu Österreich - symbolisch das Foto mit Ex-Außenministerin Karin Kneissl beim Tanz. Doch zuletzt trübten Streitigkeiten über Gasgeschäfte die Beziehungen.
Budapest
Als Favorit gilt zurzeit Budapest: Die ungarische Hauptstadt sei bei einem Gespräch Trumps mit Ministerpräsident Viktor Orbán vorgeschlagen worden - laut Finanzdienst Bloomberg offenbar für ein Dreiertreffen. Ob Putin und Selenskyj hier zuvor auch alleine sprechen sollen, ist ungewiss. Orbán soll Interesse gezeigt haben.
Trump schätzt bekanntlich den ungarischen Ministerpräsidenten, der auch ein gutes Verhältnis zu Putin pflegt. Orbán ist ein scharfer Kritiker der Europäischen Union, deren Mitglied Ungarn ist. Regelmäßig blockiert er Sanktionen gegen Russland und Hilfen für die Ukraine. Für Selenskyj wäre Budapest ein schwieriger Auftritt, da sein Verhältnis zu Orbán angespannt ist.
Fazit: Dass Putin angeblich zu einem Treffen mit Selenskyj bereit ist, weiß die Welt nur aus Trumps Worten. Ob es wirklich zustande kommt, ist ungewiss - ebenso, ob die vier gehandelten Verhandlungsorte infrage kämen. Wahrscheinlicher erscheint, ein erneutes Treffen der Delegationen in der Türkei oder auch Saudi-Arabien. Bei Gesprächen in Istanbul wurden bis auf Gefangenenaustausche bislang keine greifbaren Fortschritte erzielt. Putin telefonierte am Mittwoch jedenfalls mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, am Vortag hatte er den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman kontaktiert.
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