"Heute drücken wir auf Neustart", sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) zur neuen Bahn-Strategie. Nicht vor, sondern zurück, geht es allerdings bei den Zielwerten für die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn. Diese wurden nach hinten verschoben. Erst ab 2029 sollen mindestens 70 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich sein, wie Schnieder am Montag bei der Vorstellung seiner Strategie für die Bahn sagte. Die bislang von der Bahn anvisierten Ziele seien "nicht annähernd erreichbar".
Schnieder: 70 Prozent bis 2029 "ambitioniert"
Im Sanierungsprogramm S3, das der scheidende Bahn-Chef Richard Lutz im vergangenen Jahr auf Geheiß von Schnieders Vorgänger Volker Wissing (damals FDP) vorgelegt hatte, wird für die Pünktlichkeit ein Zielkorridor von 75 bis 80 Prozent der Züge bereits im Jahr 2027 genannt. Schnieder verwies insbesondere auf die in den kommenden Jahren geplanten Bauarbeiten im Schienennetz. Vor diesem Hintergrund sei schon das Ziel 70 Prozent bis 2029 "ambitioniert".
Die Zuverlässigkeit stehe im Zentrum seiner Bahn-Strategie, sagte Schnieder. "Da ist die Pünktlichkeit ein ganz wesentlicher Faktor." Er könne aber auch nichts Unmögliches verlangen. "Die Situation ist mehr als schwierig. Da 'rauszukommen ist in meinen Augen eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe." Hauptgrund für die hohe Unzuverlässigkeit ist das marode und überlastete Schienennetz. An dem Konzept der Generalsanierung hält Schnieder in seiner neuen Strategie fest. Es sieht vor, dass bis 2036 mehr als 40 besonders wichtige Strecken grundlegend modernisiert werden.
Mittelfristiges Ziel 80 Prozent Pünktlichkeit
"Mittelfristig" formulierte der Verkehrsminister eine Zielmarke von 80 Prozent Pünktlichkeit, langfristig sollen 90 Prozent der Züge pünktlich sein. Genauere Zeitangaben dazu machte er nicht. Im ersten Halbjahr lag die Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr bei 63,4 Prozent. In den Sommermonaten sackte sie weiter stark ab, auf 56,1 Prozent im Juli und 59,6 Prozent im August.
Offiziell: Evelyn Palla wird neue Bahnchefin
Patrick Schnieder bestätige jetzt auch offiziell, dass die bisherige Chefin der Bahnsparte DB Regio, Evelyn Palla, Nachfolgerin von Richard Lutz an der Spitze der kriselnden Bahn wird. Der Aufsichtsrat muss der Besetzung noch zustimmen. Um die neuen Ziele der Bahn zu erreichen, sei Palla auf dem Chefsessel die beste Kandidatin, so Schnieder.
Palla will den Zugbetrieb im Vergleich zu anderen Beteiligungen des Konzerns wieder stärker in den Mittelpunkt stellen. "Wir räumen auf", versprach sie. Palla ist seit 2019 bei der Deutschen Bahn. Zunächst war sie Finanzvorständin bei DB Fernverkehr, seit 2022 ist sie für den Regionalverkehr mit rund 780.000 Fahrten monatlich – inklusive aller S-Bahnen - verantwortlich. Die 1973 in Bozen geborene Südtirolerin gilt als empathischer als ihr Vorgänger Lutz, auch charismatischer. DB Regio schrieb unter ihr im ersten Halbjahr wieder schwarze Zahlen.
Die neue Bahnchefin wird künftig einem sechsköpfigen Vorstand vorsitzen. Damit fallen in dem Gremium zwei Ressorts weg. Bislang gab es im Konzernvorstand acht Posten, die zurzeit auf sieben Mitglieder aufgeteilt sind. Künftig soll das Ressort Infrastruktur wegfallen, um die Netztochter DB InfraGo stärker vom Mutterkonzern zu entflechten.
Drei Sofortprogramme für ein besseres Reiseerlebnis
Schnieders neue Bahn-Strategie sieht auch drei "Sofortprogramme für ein besseres Reiseerlebnis" vor. Das erste soll zu mehr Sicherheit und Sauberkeit an Bahnhöfen führen. Ziel sei es, "eine objektiv wie subjektiv verbesserte Sicherheit und Sauberkeit durch einen Mix aus Personal und Technik" zu erreichen, heißt es darin, etwa durch Videoüberwachung. Das Sofortprogramm soll ab dem ersten Quartal 2026 greifen.
Für eine bessere Kundenkommunikation soll die Fahrgastapp DB Navigator verbessert werden. "Ziel ist, dass Veränderungen im Reiseverlauf in dem Augenblick weitergegeben werden, wenn diese Informationen innerhalb der DB vorliegen", heißt es in der Strategie. Auch das Angebot im Bordbistro soll sich verbessern.
Mit Material von AFP
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