Ein Tisch mit einem kargen Abendbrot, eine Konserve, ein Kanister Wasser, drei Kerzen und eine Verbandstasche mit Flecktarn-Muster
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Wie gut ist Deutschland auf den Verteidigungsfall vorbereitet?
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Was passiert, wenn Deutschland im Krieg ist?

Was passiert, wenn Deutschland im Krieg ist?

Stromausfall, Bundeswehr-Konvois auf den Autobahnen, leere Supermarktregale – der Ernstfall würde unser Leben radikal verändern. Doch eine unbequeme Wahrheit ist: Deutschland ist darauf kaum vorbereitet. Und der Staat kann es nicht allein schaffen.

Über dieses Thema berichtet: Possoch klärt am .

Kein Strom, kein Wasser, keine Züge. Männer zwischen 17 und 60 müssten entscheiden: Bundeswehr oder ziviler Ersatzdienst? Der Staat bestimmt, wo man arbeitet. Was nach Dystopie klingt, könnte im Ernstfall Realität werden. Doch wie gut sind wir darauf vorbereitet?

Deutschland ist nicht bereit

"Man kann gar nicht vorbereitet sein auf einen Verteidigungsfall", sagt Katastrophenforscher Martin Voss im BR24-Interview für "Possoch klärt". "Wir sind nicht vorbereitet auf sowas." Auch Ferdinand Gehringer, sicherheitspolitischer Berater bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, ist deutlich: "Stand heute sind wir noch nicht sehr gut und auch nicht ausreichend vorbereitet."

Der Ernstfall käme schleichend. Deutschland würde zur logistischen Drehscheibe der Nato. Bis zu 800.000 Soldaten könnten durchs Land transportiert werden – mit massiven Auswirkungen auf den Alltag: Züge fallen aus, Straßen werden gesperrt, Flughäfen umfunktioniert.

Wenn der Strom ausfällt

Eine Schwachstelle: unsere Stromversorgung. Cyberangriffe mit Blackouts als Folge gelten zwar als unwahrscheinlich, doch der physische Schutz von Stromanlagen ist unzureichend. Ein Drohnenangriff wäre einfacher und erfolgreicher: keine Züge, kein Geldautomat, kein kontaktloses Bezahlen. Nach 48 Stunden sind die Wasserspeicher leer – und die Pumpen brauchen Strom, um sie zu füllen.

Auch scheinbar banale Dinge wie die Müllabfuhr könnten zum Problem werden. Henning Goersch, Professor für Bevölkerungsschutz, warnt: "Wenn plötzlich ein paar Wochen lang der Müll nicht abgeholt wird, dann kann das Vertrauen in die Maßnahmen der Regierung deutlich unterminiert werden, was dann das ganze Land wiederum schwächt."

Im Video: Was passiert, wenn Deutschland im Krieg ist? Possoch klärt!

Wehrpflicht für alle – Totalverweigerung unmöglich

Mit Ausrufung des Spannungs- oder Verteidigungsfalls wird die Wehrpflicht automatisch reaktiviert [externer Link] – bis zum 60. Lebensjahr. Männer müssten zur Bundeswehr oder zum zivilen Ersatzdienst. Frauen könnten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen verpflichtet werden.

Das Grundgesetz lässt keine Totalverweigerung zu. Der Staat kann sogar bestimmen, wo jemand arbeitet – etwa durch das Arbeitssicherstellungsgesetz. Ärzte würden dorthin geschickt, wo viele Verwundete zu erwarten sind.

"Wir brauchen jede einzelne Person", betont Gehringer. "Jeder hat letztlich eine Rolle – und das schafft der Staat an sich nicht."

Die Isolationsphase: Auf sich allein gestellt

In Krisen gibt es immer eine "Isolationsphase" – die Zeit, in der die Bevölkerung auf sich gestellt ist, bevor staatliche Hilfe kommt. "Je größer das Ereignis, desto länger ist die Isolationsphase", erklärt Goersch. "Und da zeigt meine Forschung, dass wir hier auf einem nicht so guten Niveau sind."

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz empfiehlt jedem, Vorräte für zehn Tage zu Hause zu haben. Goerschs pragmatischer Tipp: "Ich muss mich nicht gesund ernähren in der Katastrophe, sondern ich muss überleben – und das tue ich mit Kalorien. Deswegen lagere ich einfach hochkalorische, lang haltbare Lebensmittel ein."

Re|si|li|enz, die

Keine Panik, aber Bewusstsein – das ist die Devise der Katastrophenforscher. Konkrete Schritte: Wo trifft sich die Familie, wenn Internet und Strom ausfallen? Wer holt die Kinder ab? Gibt es einen Grundstock an Nahrungsmitteln zu Hause?

Resilienzforscher Raffael Kalisch sieht Grund zur Zuversicht: "Wir haben Corona verdammt gut gemeistert. Wir sollten uns klarmachen, was wir in riesigen Krisensituationen geleistet haben und wieviel Kräfte in unserer Gesellschaft stecken."

Die Alternative? "Zu verzweifeln oder gleich von Anfang an aufzugeben", sagt Kalisch, "und das ist keine Option."

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