Symbolbild: In der Oberpfalz durften junge Menschen kürzlich einige Tage lang "Bundeswehrluft" schnuppern. Geht es nach Boris Pistorius (SPD) erhalten sie bald Post. Junge Männer müssen dann einen Fragebogen ausfüllen.
Symbolbild: In der Oberpfalz durften junge Menschen kürzlich einige Tage lang "Bundeswehrluft" schnuppern. Geht es nach Boris Pistorius (SPD) erhalten sie bald Post. Junge Männer müssen dann einen Fragebogen ausfüllen.
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Wehrdienst wird konkreter: Pistorius erläutert Vorstellungen

Wehrdienst wird konkreter: Pistorius erläutert Vorstellungen

Die Pläne für den neuen Wehrdienst werden konkreter. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat die Details bei einem Truppenbesuch erläutert. 2026 könnte es losgehen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Informationen am Mittag am .

Noch im August soll der Gesetzesentwurf für den neuen Wehrdienst vom Kabinett verabschiedet werden. Die Vorbereitungen dafür laufen. Das hat Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gestern bei einem Truppenbesuch in Germersheim (Rheinland-Pfalz) bekräftigt.

In Kraft treten soll das Gesetz bis Januar 2026. Alle jungen Männer und Frauen sollen dann einen Fragebogen erhalten, wenn sie volljährig werden. Für Frauen soll das Ausfüllen freiwillig sein, für Männer Pflicht. Zur Musterung soll eingeladen werden, wer aufgrund der Antworten als geeignet eingeschätzt wird und in der Bundeswehr dienen möchte. Während dieser Rahmen bereits seit längerem bekannt ist, wurde Pistorius gestern im Hinblick auf die Zeit danach in der Öffentlichkeit sehr viel konkreter.

Pistorius: "Sinnstiftende Zeit"

Der Wehrdienst soll sechs Monate dauern. Während der längsten Zeit sollen die Rekruten Grundfertigkeiten erlernen. Dazu zählen die Versorgung Verwundeter genauso, wie die Handhabung von Handwaffen. Die Ausbildung soll sich dabei stark an der bereits existierenden Ausbildung für Heimatschutzkräfte der Bundeswehr orientieren. Ziel sei es, den jungen Menschen zu vermitteln, "wie man eine Kaserne, einen Hafen, einen Flugplatz sichert und kontrolliert, wie man sich im Gefecht bei Tag und bei Nacht richtig bewegt, wie man das allein tut oder im Team", sagte Pistorius. Die Abwehr von Drohnen soll eine große Rolle spielen. Nach den Worten des Ministers sollen die jungen Menschen eine "richtig gute, inhaltsreiche und sinnstiftende Zeit" erleben.

Im Anschluss an diese mehrmonatige Ausbildung soll es für die jungen Soldatinnen und Soldaten für einige Wochen in Einheiten der Teilstreitkräfte, darunter Heer, Marine und Luftwaffe oder Organisationsbereiche der Bundeswehr gehen. Dort sollen sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten vertiefen, "aber", so Pistorius, "was für mich ehrlich gesagt noch wichtiger ist: Sie lernen das echte Leben in der Bundeswehr kennen. Panzerluft schnuppern, Eurofighter senkrecht in den Himmel steigen oder die Korvette durch die Wellen brechen sehen. Die Bundeswehr hat dabei die Chance, sich als vielseitiger, als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und die jungen Leute sehen, welche Möglichkeiten es in der Truppe in den verschiedenen Teilstreitkräften gibt."

Reservisten generieren, Zeitsoldaten werben

Der Minister erhofft sich von diesem Modell zwei Effekte: Einerseits sollen durch den neuen Wehrdienst junge Reservisten für die aktuell alternde Reserve rekrutiert werden. Andererseits sollen vor allem durch die Zeit nach der Heimatschutzausbildung Zeitsoldatinnen und -soldaten gewonnen werden. Zu Zeiten der Wehrpflicht war diese stets ein wichtiges Instrument, um länger dienenden Nachwuchs für die Streitkräfte zu werben.

"Kein Gammeldienst"

Aus dem Reservistenverband kommt ein positives Echo für die Pläne: Fabian Forster, der Landesvorsitzende des Reservistenverbandes in Bayern, begrüßte die angedachten Ausbildungsinhalte für Rekrutinnen und Rekruten im Gespräch mit dem BR: "Mit Abschluss der Ausbildung sind sie vollwertige Soldatinnen und Soldaten und auf eine Verwendung in der aktiven Truppe oder in der Reserve bestens vorbereitet", sagte Forster. Der neue Wehrdienst sei damit "weder Gammeldienst noch Freizeitcamp, sondern ein echter Wehrdienst".

Forster mahnt allerdings, die Rekrutinnen und Rekruten müssten auf ihre Rolle als zukünftige Reservistinnen und Reservisten vorbereitet werden, schließlich ließen sich die erlernten Fähigkeiten nur durch Wehrübungen erhalten. Forster fordert, Reservistinnen und Reservisten sollten mindestens einmal im Jahr zu einer Übung herangezogen werden, für die sie von ihren Arbeitgebern freigestellt werden müssen.

Kapazitäten sollen ausgebaut werden

Wenn es nach Pistorius geht, sollen die etwaigen künftigen Wehrdienstleistenden nach dem neuen Modell bald schon einen wichtigen Teil der Truppe bilden. Ein Start mit rund 5.000 Freiwilligen pro Jahr gilt im Ministerium vor dem Hintergrund der aktuellen Ausbildungs- und Unterbringungskapazitäten als realistisch.

Pistorius will die Kapazitäten aber nach und nach ausbauen. Er zeigte sich überzeugt, perspektivisch pro Jahr durchschnittlich 25.000 bis 30.000 junge Leute für den freiwilligen Wehrdienst zu gewinnen – vorausgesetzt, der Dienst werde "so erfolgreich und attraktiv, wie wir das glauben", sagte Pistorius in Germersheim.

460.000 Soldaten als Ziel

Generalinspekteur Carsten Breuer skizzierte in diesem Zusammenhang den Personalbedarf der Bundeswehr. Aktuell zählt sie rund 182.000 Männer und Frauen. Laut Breuer ist ein Umfang von rund 460.000 Soldaten nötig, wobei diese Zahl die aktive Truppe und die Reserve einschließt. Hintergrund der Überlegungen ist das aggressive Auftreten Russlands unter Wladimir Putin. Deutschland und die NATO-Partner wollen auf eigene militärische Stärke setzen und so Russland von einem Angriff auf das Bündnis abhalten.

Sie interessieren sich für die Wehrpflicht und wollen wissen, wieso sie eigentlich ausgesetzt wurde? Oder, was sie für die Bundeswehr bedeutet hat und wie es jungen Soldaten heute geht? Dann empfehlen wir Ihnen die drei Wehrpflicht-Folgen unseres Podcasts „Die Entscheidung“. Abrufbar sind die Folgen zum Beispiel unter diesem Link.

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