Egal welchen Alters, welcher Einkommensschicht oder welcher Herkunft: Mentale Erkrankungen sind weltweit ein massives Problem – treffen kann es dabei jeden. Das geht aus einer aktuellen Auswertung der Weltgesundheitsorganisation WHO hervor, die die UN-Institution am Dienstag in Genf vorgestellt hat. Dem Bericht zufolge kämpfen mehr als eine Milliarde Menschen mit Störungen der mentalen Gesundheit. Das entspricht fast jedem siebten Menschen.
Frauen oftmals von Angstzuständen und Depressionen betroffen, Männer leiden eher unter ADHS
Die häufigsten Störungen sind dabei Angstzustände und Depressionen. Sie machen laut Schätzungen der WHO etwa zwei Drittel aller Fälle aus. Frauen sind davon insgesamt stärker betroffen, bei Männern gebe es mehr Fälle von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Aber auch Essstörungen und Suchtprobleme seien weit verbreitet, ebenso Schizophrenie oder bipolare Störungen.
Psychische Störungen stellten damit die zweithäufigste Ursache für langfristige Behinderungen dar und trügen zum Verlust gesunder Lebensumstände bei. Neben den Nachteilen für Betroffene seien aber auch die wirtschaftlichen Verluste immens, so die WHO. Sie verursachten hohe Behandlungskosten für Betroffene und ihre Familien. So kosteten allein Depressionen und Angstzustände die Weltwirtschaft schätzungsweise 1.000 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Globale Kriege und Konflikt belasten mentale Gesundheit
Die Experten weisen in ihrem Bericht auch darauf hin, dass diese Erkrankungen in allen Ländern und Gesellschaften weit verbreitet sind – über Einkommens- und Altersgruppen hinweg. Besonders bei den 20 bis 29-Jährigen ist den Angaben zufolge die Zahl psychisch Erkrankter in den vergangenen Jahren stark angestiegen.
Zu den Ursachen gehören laut WHO die immer zahlreicheren Konflikte und Kriege weltweit, soziale Ungleichheit, häusliche Gewalt und Mobbing, die Folgen der Coronapandemie – und seit einigen Jahren auch die Auswirkungen von sozialen Medien. Als besorgniserregend bezeichnet es die WHO, dass insbesondere junge Menschen vermehrt Hilfe bei KI-Chatbots wie ChatGPT suchten.
Betreuung und Behandlung psychischer Erkrankungen meist unzureichend
Gleichzeitig beklagt die WHO, dass die gesundheitliche Versorgung praktisch überall zu wünschen übrig lasse. So würden nur neun Prozent der Betroffenen weltweit angemessen versorgt. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus rief die Regierungen in aller Welt deshalb zum Handeln auf. Zwar hätten etliche Länder zuletzt ihre einschlägigen Programme ausgeweitet, aus globaler Sicht reiche das aber nicht aus. "Kein Land kann es sich leisten, das zu vernachlässigen", betonte der WHO-Chef.
Nach den Worten von Tedros sind weitaus größere Investitionen in die psychische Gesundheit erforderlich. "Jede Regierung und jeder Politiker hat die Verantwortung, dringend zu handeln und sicherzustellen, dass die psychische Gesundheitsversorgung nicht als Privileg, sondern als Grundrecht für alle behandelt wird."
Mit Informationen von dpa, kna und epd
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