(Symbolbild) "Anti-Trump": Kann Leo XIV. die Welt ändern?
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"Woke-marxistisch": Ist Papst Leo XIV. der "Anti-Trump"?

"Woke-marxistisch": Ist Papst Leo XIV. der "Anti-Trump"?

In den USA echauffieren sich Trump-Anhänger über den neuen Papst. Zu "woke", zu "marxistisch". Für den Papst-Experten Andreas Englisch ist Leo XIV. tatsächlich so etwas wie ein "Anti-Trump". Was kann er in der Welt verändern? Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: Possoch klärt am .

Leo XIV. sticht in seinem Heimatland USA in die ultrakonservative Bubble. Die Rechtsaußen-Aktivistin Laura Loomer bezeichnete ihn als "woke marxistisch". Und auf dem US-Präsidenten Donald Trump eher gewogenen Fernsehsendern mokierten sich Moderatoren darüber, dass Leo bei seiner Antrittsrede nicht Englisch gesprochen hat.

Experte: Ein "durch und durch politischer Papst"

Ist Papst Leo XIV. der Anti-Trump? Papst-Experte Andreas Englisch bezeichnet ihn im BR24-Interview für "Possoch klärt" als einen "durch und durch politischen Papst", der die Kirche für Frieden und soziale Gerechtigkeit einsetzen wolle.

Die Bezeichnung "Anti-Trump" sei mehr als gerechtfertigt; weil Leo den US-Präsidenten in der Vergangenheit kritisiert habe und sich für die Ausgegrenzten einsetze, also auch für die Opfer der US-Migrationspolitik. Auch Vatikan-Insiderin Gudrun Sailer sieht in Leo eine Gegenfigur zu Donald Trump: "Dieser Papst ist so kosmopolitisch, so international bereist und belesen, wie wir noch nie einen Papst vor ihm gehabt haben."

US-Regierung und Papst: Wer nützt hier wem?

Kann Leo Donald Trump tatsächlich etwas entgegensetzen? Für den USA-Experten Sascha Lohmann von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) ist Leo ein "potenzieller Gegenspieler im Bereich der Symbolpolitik", was politisch sehr wirkmächtig sein könne. Ein Papst habe weltweit moralische Strahlkraft, deswegen würde die Trump-Administration öffentliche Auseinandersetzungen mit dem Papst vermeiden wollen.

Auch, weil Katholiken in den USA 20 Prozent der Wählerschaft ausmachten – und überdies mit Vizepräsident JD Vance und Außenminister Marco Rubio zwei praktizierende Katholiken in der US-Regierung seien. Leo gewährte Vance und Rubio Anfang der Woche eine Privataudienz, und auch Trump zeige eine Faszination für das Papst-Amt.

Die US-Regierung versuche, Papst Leo für ihre Agenda einzuspannen. Man erhoffe sich Rückendeckung für konservative Familienpolitik und auch für die umstrittenen Strafzölle, die Trump mit dem Schutz der Arbeiterschaft rechtfertigt – ein Thema, das auch Leo XIV. wichtig sei. Der Papst hat allerdings das Interesse der Menschen weltweit im Blick, und nicht allein das Wohl der USA. Konflikte zwischen dem Weißen Haus und dem Vatikan seien zu erwarten, sagt Lohmann, "und es wird interessant sein, wie öffentlichkeitswirksam diese ausgetragen werden."

Im Video: Kann Leo XIV. die Welt ändern? Possoch klärt!

"Papst kann Themen setzen"

Außenpolitik-Expertin Kira Vinke betont die Wirkmacht eines Papstes, wenn es darum geht, Themen zu setzen. "Bei der Bekämpfung von Armut und Hunger kann das sehr große Wirkung entfalten", sagt die Expertin der Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP).

Auch bei den UN-Klimaverhandlungen seien vatikanische Delegationen aktiv, die Verbindungen zu katholisch geprägten Ländern aufbauen. Dies habe bereits beim Abschluss des Pariser Klimaschutzabkommens eine wichtige Rolle gespielt. Zudem würden katholische Hilfswerke an Bedeutung gewinnen, gerade wenn amerikanische Institutionen wie USAID ihre Arbeit einstellen.

KI und die Macht der Sprache

Papst-Kennerin Gudrun Sailer weist auf zwei weitere große Themen auf Leos Agenda hin: Zum einen Künstliche Intelligenz und ihre potenziellen Folgen für Arbeiter und die Gesellschaft, zum anderen die Macht der Sprache. Der Papst habe erkannt, dass Sprache die Realität forme und Kriege bereits mit Worten beginnen könnten; insofern sei ihm die "Abrüstung der Sprache" ein Anliegen.

Also, kann Leo XIV. die Welt ändern? Andreas Englisch ist pragmatisch: "Er wird es versuchen – wenn ihm mehr gelingt als seinem Vorgänger, wäre das schon ein großer Erfolg." Sailer betont, dass ein Papst nie allein die Welt retten könne, "aber zusammen mit anderen, wenn es ihm gelingt, viele ins Boot zu holen." DGAP-Expertin Kira Vinke ist optimistisch: "Es gibt immer Anlass zur Hoffnung, wenn Menschen willens sind, für die Hoffnung zu arbeiten."

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