Eine Gesprächsrunde anlässlich des 100-Jähirgen bestehen der Hochschule für Philosophie in München.
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Seit 100 Jahren betreibt der Jesuitenorden die Hochschule für Philosophie in München. Der Anspruch dort: Denken lernen.
Bildrechte: picture alliance / SZ Photo | Catherina Hess
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Seit 100 Jahren betreibt der Jesuitenorden die Hochschule für Philosophie in München. Der Anspruch dort: Denken lernen.

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100 Jahre "Denken lernen" an der Hochschule für Philosophie

100 Jahre "Denken lernen" an der Hochschule für Philosophie

Eine Hochschule, an der ausschließlich Philosophie gelehrt wird - das ist einzigartig im deutschsprachigen Raum. Seit 100 Jahren betreibt der Jesuitenorden die Hochschule für Philosophie in München. Der Anspruch dort: Denken lernen.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Was haben der Redaktionsleiter beim "heute journal" Stefan Leifert, Ulf Poschardt von der Welt-Gruppe und die Multi-Aufsichtsrätin Nathalie von Siemens gemeinsam? Sie sind Alumni der Hochschule für Philosophie München. Diese feierte am Freitag 100-jähriges Bestehen.

Ein Jahrhundert des Wandels

1925 gründeten Jesuiten die Hochschule in der südlich von München gelegenen Gemeinde Pullach. Sie war exklusiv für Jesuitenanwärter. Während der NS-Zeit wurde sie ein Treffpunkt des Widerstands. So lehrte dort unter anderem Alfred Delp. Wegen seines Widerstands gegen das NS-Regime wurde er hingerichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Zahl der Jesuitenanwärter kontinuierlich zurück. 1971 öffnete sich die Hochschule darum auch für Nicht-Jesuiten. Im selben Jahr bezog sie den heutigen Standort in München.

Nicht weit von der Ludwigs-Maximilians-Universität findet man sie heute noch in einem 70er-Jahre-Bau, in der engen Häuserzeile der Kaulbachstraße am Englischen Garten. Alle, die Fragen ans Leben haben, dürfen hier durch die Glastür eintreten.

Prominente Namen auch heute noch

Neben den Philosophiestudierenden trifft man dort auch Studierende der Medizin, Informatik oder Wirtschaft, um hier Philosophie zu lernen. Einen Jesuiten sucht man unter den Bachelorstudierenden vergebens. Dafür kann man ab und zu ehemalige Politiker treffen. Ex-CSU-Chef Erwin Huber schloss im Ruhestand dort noch ein Philosophie-Studium ab.

Die Hochschule verfügt über zehn Professuren und 22 Lehrbeauftragte für rund 520 Studierende. Im Vorlesungsverzeichnis findet sich auch der bekannte Astrophysiker und TV-Wissenschaftsmoderator Harald Lesch.

Ein Ort des gesellschaftlichen Diskurses

Der seit 2011 amtierende Hochschulpräsident Johannes Wallacher verkörpert den Wandel der Einrichtung. Er ist weder Ordensmann noch Theologe, sondern Ökonom und Sozialwissenschaftler. Als Netzwerker treibt er die Öffnung der Hochschule voran.

Sie soll ein Ort des gesellschaftlichen Diskurses sein, zum Beispiel in öffentlichen Gesprächsrunden. "Wir wollen auch public science machen", sagt Wallacher. "Weil es nicht mehr viele Orte in dieser aufgeheizten, polarisierten Gesellschaft gibt, wo man das machen kann. Wir verstehen uns hier auch als Brückenbauer."

2022 wurde die Hochschule in die staatliche Regelfinanzierung aufgenommen. Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) nennt sie einen "Diamanten" in der bayerischen Universitätslandschaft.

Jesuiten und Bildung: Ein Erfolgsmodell

Neben der Hochschule in München betreibt der Männerorden auch Schulen, Seelsorgeeinrichtungen wie St. Michael in der Münchner Fußgängerzone und Exerzitienhäuser, wie zum Beispiel in Nürnberg. Jesuitische Ordensbrüder gibt es auf der ganzen Welt – knapp 15.000 Mitglieder sind es. Sie betreiben 200 Hochschulen und Universitäten. In Zentraleuropa gibt es noch gut 350 Ordensleute. Ihre Zentrale befindet sich gleich neben der Hochschule.

Am Freitag feiert die Hochschule für Philosophie München ihr 100-jähriges Bestehen in einem Festakt. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx zelebriert eine Festmesse zusammen mit dem weltweiten Jesuiten-Chef, dem Generaloberen Arturo Sosa.

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