Die Ausstellung "Fünf Freunde" im Museum Brandhorst
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"Fünf Freunde": Museum Brandhorst mit neuer Super-Schau

"Fünf Freunde": Museum Brandhorst mit neuer Super-Schau

Erst im letzten Jahr zeigte das Museum Brandhorst in München eine spektakuläre Schau über Andy Warhol und Keith Haring. Nun beleuchtet das Haus die "Fünf Freunde" John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Eine Tanzperformance der Merce Cunningham Dance Company aus den 70er Jahren. Die Tänzerinnen und Tänzer scheinen Fortbewegungsarten von Vögeln nachzuahmen: es wird gestakst, gehüpft, getrippelt und gesprungen, immer wieder stehen die Tänzer auf einem Bein, lassen die weiten, farbenprächtigen Röcke flattern, bunte Stoffbahnen über der Bühne erinnern an Segel im Wind. "Telephones and Birds" heißt das Stück. Die Choreographie stammt von Merce Cunningham, die Musik von John Cage, Kostüm und Bühnenbild von Robert Rauschenberg: drei Ikonen der amerikanischen Kunst und drei der fünf Freunde, denen sich die neue Ausstellung im Museum Brandhorst (externer Link) widmet Yilmaz Dziewior, einer der Kuratoren der Schau: "Man kann sagen, dass viele Künstler im Austausch mit anderen stehen, aber die fünf Positionen hier, das ist schon ein sehr spezieller, enger Austausch, es waren teilweise Liebespaare und die Liebe hat sich auch niedergeschlagen in den Kunstwerken, aber auch wie Musik, Tanz und Bildende Kunst eine Beziehung eingehen, das ist schon sehr einmalig."

Enge Beziehungen zwischen Künstlern und den Künsten

Die Ausstellung zeigt Videos der bahnbrechenden Tanzperformances von Cunningham, dazu originale Kostüme und Bühnenbilder, Malerei, Zeichnungen und Skulpturen von Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly. Immer wieder gibt es Querverweise zwischen den Künstlern, sie bearbeiteten dieselben Themen oder fanden zu ähnlichen Stilmitteln: Cage und Rauschenberg arbeiteten beispielsweise mit Stille, bei Cage wird sie zur Pause, bei Rauschenberg zum völlig weißen Bild.

Berühmte Leihgaben aus Köln und New York

Die Münchner Schau ist die erste, die die engen Beziehungen genauer beleuchtet. Zentral etwa das Werk "Bed" von Robert Rauschenberg, eine Art Wandrelief im Hochformat, bestehend aus einer mit dicker Farbe bemalten Bettdecke und einem Kopfkissen. In diesem Bett lag Rauschenberg zusammen mit Cy Twombly. Achim Hochdörfer, Leiter des Museums Brandhorst und Kurator der Ausstellung: "Wenn man sich das Kissen genau anschaut, dann sieht man, dass das zweigeteilt ist: Der untere Teil ist von Rauschenberg, der obere von Twombly bemalt, das heißt, die Präsenz beider Künstler ist auf dem Kissen."

Bildrechte: Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München
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Ausstellungsansicht mit Werken von Jasper Johns (links) und Robert Rauschenberg (rechts)

Es ist das erste Mal, dass die Homosexualität der fünf Künstler in diesem Umfang thematisiert wird. Warum erst jetzt? Die Freunde hatten sich in den späten 40er, frühen 50er Jahren kennengelernt, für Homosexuelle eine sehr repressive Zeit, sagt Yilmaz Dziewior: "Kommunisten und Homosexuelle wurden unter der McCarthy Ära quasi in einen Topf geworfen und verfolgt, sie mussten mit Geld- und Gefängnisstrafen rechnen, es gab außerdem keine Rollenmodelle dafür, es gab keine öffentlich sichtbaren gleichgeschlechtlichen Partnerinnen und Partner und das hat alles dazu beigetragen, dass die fünf selber nicht darüber gesprochen haben und demensprechend auch sich die Kunstgeschichte damit schwergetan hat."

Neue Zeiten, neue Stilmittel

Alle fünf Künstler waren extrem interessiert am Zeitgeschehen, an Fortschritt und neuen Techniken. Merce Cunninghams Choreografie "Herumgehzeit" bezieht sich auf die Phase der ersten Computer, die für ihre Datenverarbeitung so lange brauchten, dass es üblich wurde, während dieser Zeit vor den Computern herumzugehen. Der Tanz ist geprägt von Pausen, von Posen der Entspannung und Dehn-Übungen. "Das Besondere am Tanz von Merce Cunningham ist das experimentelle", sagt Yilmaz Dziewior, "dass er es schafft, Bewegungen auf die Bühne zu bringen, die teilweise sehr vertraut, fast wie Alltagsbewegungen aussehen, aber wenn man genau hinschaut: Man braucht eine unglaubliche Technik, um das zu realisieren."

"Fünf Freunde" zeigt fünf der bedeutendsten Künstler des letzten Jahrhunderts teilweise in ganz neuem Licht. Die Macher der Schau konnten auf den reichen Fundus des eigenen Hauses, aber auch auf die Sammlung des Museums Ludwig in Köln zurückgreifen, hinzu kommen Leihgaben bis aus dem MoMa in New York. Es ist eine Once-In-A-Lifetime-Ausstellung: so kommen die 180 Werke sicher nicht so schnell wieder zusammen.

Die Ausstellung "Fünf Freunde" ist bis 17. August im Museum Brandhorst in München zu sehen.

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