Schild kracht auf Schild, Helme blitzen, Schwerter stoßen blitzschnell zu: Die Archäologische Staatssammlung in München verwandelte sich am Sonntag in ein Amphitheater. Die Gladiatorentruppe familia gladiatoria pulli cornicinis des Experimentalarchäologen Marcus Junkelmann zeigte vor begeistertem Publikum, wie Gladiatoren wirklich gekämpft haben: nach genau definierten Regeln, mit Schiedsrichtern, festgelegter Ausrüstung – und mit jubelnden Fans auf den Rängen. Denn viele Gladiatoren waren Stars mit eigenen Fangruppen.
Nur jeder zehnte Kampf tödlich
Die Schaukämpfe waren der spektakuläre Auftakt zur Ausstellung "Gladiatoren – Helden des Kolosseums", die in der Archäologischen Staatssammlung eröffnet hat. Und sie räumten gleich mit mehreren Mythen auf: Gladiatoren kämpften in der Arena immer nur zu zweit, Massenmetzeleien, wie sie in Hollywood-Filmen gezeigt werden, haben mit der Realität nichts zu tun. Und nur jeder zehnte Kampf endete tödlich: Verwundete oder besiegte Kämpfer wurden häufig verschont. Darüber entschied auch nicht das Publikum – sondern der Veranstalter, der für einen toten Gladiator dem Chef der Kämpfertruppe Entschädigung zahlen musste. Und: Gladiatoren ernährten sich weitgehend vegetarisch.
Spektakuläre Ausstellungsstücke
Die Ausstellung in der Archäologischen Staatssammlung kann mit einigen prächtigen Helmen und Rüstungsteilen aufwarten, die eigens aus Neapel nach München gebracht wurden. Die meisten Ausrüstungsgegenstände von Gladiatoren, die sich erhalten haben, stammen nämlich aus der Gladiatorenschule von Pompeji – und wurden beim Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 nach Christus verschüttet und konserviert. Carlotta Caruso, die vom Museo Nazionale in Rom für die Eröffnung der Ausstellung nach München gekommen ist, weist besonders auf die reiche Dekoration an manchen Helmen hin: "Eigentlich ist das verrückt", sagt Caruso, "weil das Publikum das gar nicht sehen konnte. Die war nur für die Gladiatoren da, um sich wichtig zu fühlen, und beschützt – oft waren nämlich Gottheiten abgebildet."
Bavarian gladiator
Auch in Bayern gab es Gladiatorenkämpfe. Der Archäologe Bernd Steidl hat für die Staatssammlung die Ausstellung mit konzipiert. Er sagt, ganz sicher gab es in Augsburg, der Hauptstadt der Provinz Raetien, die im Süden Bayerns lag, ein Amphitheater, in dem solche Spiele stattfanden – auch wenn man es noch nicht gefunden hat. Entdeckt hat man dafür die Spuren eines hölzernen Amphitheaters in Künzing im Landkreis Deggendorf, wo sich in der Antike das Kastell Quintanis befand. Dort sind vermutlich fahrende Gladiatorentruppen aufgetreten. Allerdings war die Arena nur wenige Jahrzehnte in Benutzung und wurde dann aufgegeben – warum, weiß man nicht. Wer mehr über die Lebensweise der Gladiatoren erfahren will – die Ausstellung in der Archäologischen Staatssammlung in München läuft bis zum 3. Mai 2026.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
