Pater Rupert Mayer ist vor allem für seinen Widerstand im Nationalsozialismus bekannt. Der Geistliche war auch in der Bahnhofsseelsorge tätig.
Pater Rupert Mayer ist vor allem für seinen Widerstand im Nationalsozialismus bekannt. Der Geistliche war auch in der Bahnhofsseelsorge tätig.
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Pater Rupert Mayer ist vor allem für seinen Widerstand im Nationalsozialismus bekannt. Der Geistliche war auch in der Bahnhofsseelsorge tätig.
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Pater Rupert Mayer ist vor allem für seinen Widerstand im Nationalsozialismus bekannt. Der Geistliche war auch in der Bahnhofsseelsorge tätig.

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Bahnhofsseelsorger - in der Nachfolge von Pater Rupert Mayer

Bahnhofsseelsorger - in der Nachfolge von Pater Rupert Mayer

Ab 1925 kümmerte sich der Jesuitenpater Rupert Mayer um Reisende, Obdachlose und Bettler am Münchner Hauptbahnhof. Zwei Seelsorger führen heute sein Erbe fort. Vor 80 Jahren starb der NS-Widerstandskämpfer an einem Gehirnschlag.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Bekannt ist der katholische Ordensmann Pater Rupert Mayer vor allem als Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus. Der Jesuit erklärte öffentlich, dass die NSDAP für einen Katholik nicht wählbar sein könne. Wegen seiner regimekritischen Äußerungen wurde Mayer mehrmals inhaftiert. Der Jesuitenpater, der vor 80 Jahren während einer Messe an einem Gehirnschlag starb, stellte sein Leben in den Dienst von Menschen in Not.

Rupert Mayer: Seit 1925 am Münchner Hauptbahnhof

Ab 1925 kümmerte sich Rupert Mayer um Bedürftige am Münchner Hauptbahnhof und feierte mit ihnen Gottesdienste. Die Bahnhofsmessen von damals gibt es heute zwar nicht mehr, dafür sind seit anderthalb Jahren wieder zwei katholische Seelsorger am Münchner Hauptbahnhof unterwegs und kümmern sich um Reisende, Pendler, Obdachlose und Bettler. Einer von ihnen ist Pfarrer Eugen Strasser-Langenfeld.

Am Gleis 11 spricht ihn ein Ukrainer an: Valerius ist Rentner und hat seine Wohnung in der Ukraine gekündigt, um mit dem Geld seinen Bruder zu unterstützen. Nun ist er obdachlos. Pater Strasser-Langenfeld trifft Valerius regelmäßig: "In seiner Situation braucht es einfach das regelmäßige Gespräch. Das ist für ihn eine große Hilfe." Das ergibt sich aber nicht sofort mit allen. "Über den Blickkontakt oder das Grüßen entsteht dann langsam Kontakt", sagt Pfarrer Eugen Strasser-Langenfeld.

In der Nachfolge von Pater Rupert Mayer

Seit eineinhalb Jahren ist der Priester Bahnhofsseelsorger in München. Vorher war er 17 Jahre lang Stadtpfarrer in Bad Reichenhall, betreute dort 2006 Betroffene und Opfer des Einsturzes der Eishalle, 2015 kam die Flüchtlingskrise. Dann wurde er Pfarrer im wohlhabenden Münchner Stadtviertel Grünwald. Seit vergangenem Jahr ist er in der Bahnhofsseelsorge. "Gott will begegnen und ein Angebot machen. Das soll im Gespräch spürbar werden", sagt Strasser-Langenfeld. "So wie Jesus den Menschen begegnet, so begegnet Gott ihnen. Wir sind in dieser Nachfolge." Der Seelsorger spricht eine Gruppe Trachtler aus dem oberbayerischen Strasslach an, sie warten auf ihren Zug: Spontan gibt er ihnen einen Reisesegen mit auf den Weg.

Pater Rupert Mayer ist ein Vorbild für den Bahnhofsseelsorger. Seine Sonntagsgottesdienste feierte um 4 Uhr morgens, für Wochenendausflügler, die sonst keine Sonntagsmesse feiern hätten können. "Mit der Zeit kamen die Leute, die früh arbeiten mussten und noch in die Messe gehen wollten", erklärt Strasser-Langenfeld. Natürlich kamen auch Kriegsversehrte und Obdachlose. Eine Holz-Statue erinnert seit Kurzem am Hauptbahnhof an Pater Rupert Mayer.

Am Brennpunkt Freundlichkeit und Wärme verbreiten

Eugen Strasser-Langenfeld durchstreift regelmäßig das Bahnhofsviertel. Ein Büro hat der Pfarrer nicht, für ein privates Gespräch geht er mit Hilfesuchenden ins Foyer des Pater-Rupert-Mayer-Hauses, der Verwaltungszentrale der Münchner Caritas gegenüber vom Bahnhof - keine 200 Meter vom Bahnhof entfernt und seit fünf Jahren ein Anlaufpunkt für Alkohol- und Drogenabhängige. Hier gibt es Aufenthaltsräume und eine Sozialberatung.

Die Menschen können duschen, einen Kaffee oder Tee trinken und sich auch Post dorthin schicken lassen. "Ich habe nicht den Anspruch, dass ich ihre Probleme lösen kann. Aber ich habe den Anspruch, dass die Menschen durch die Begegnung etwas spüren, was sie oft in der Gesellschaft nicht mehr spüren: Würde, Ansehen, Zeit, dass sie ernst genommen werden. Das kann vielleicht zu einer Heilung beitragen", sagt der Pfarrer. Ihm sei es wichtig, an einem sozialen Brennpunkt Freundlichkeit und menschliche Wärme zu verbreiten.

Manchmal betet Pfarrer Eugen Strasser-Langenfeld auch mit Menschen. "Es gibt Situationen, in denen mir Menschen etwas erzählen und ich ihnen dann anbiete: Darf ich für Sie beten? Nach ein paar Tagen oder Wochen kommen sie wieder und sagen: Können Sie wieder für mich beten? Das hat mir das letzte Mal geholfen."

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