Mark Tildens Spielzeugroboter "Roboquad" von 2007 sieht aus wie eine Krabbe mit Periskop-Kopf. "Keepon" von BeatBots erscheint wie ein quietschgelbes Küken ohne Schnabel. Und selbst gängige Staubsaugerroboter ahmen Tiere nach: Ihre runde Scheibenform ist dem Trilobit nachempfunden, einem Urzeitkrebs, der vor Millionen von Jahren auf dem Meeresboden nach Nahrung suchte, so wie die Staubsaugerroboter von Heute in unseren Wohnungen nach Staub.
Während die Scheibenform vor allem praktische Gründe hat – keine scharfen Kanten und so flach, dass sie auch unters Sofa passen – hat die Tierform so vieler Roboter noch andere Gründe: Sie soll die Akzeptanz von Robotern fördern, sagt Kuratorin Caroline Fuchs: "Weil wir Menschen Haustiere gewohnt sind und dann eher gewillt sind, Roboter in unserem Haushalt aufzunehmen und mit ihnen zu interagieren."
Da ist etwa "Aibo", ein Spielzeugroboter in Hundeform von Sony aus dem Jahr 1999. Aibo konnte bellen, mit dem Schwanz wedeln, Beine und Ohren bewegen und sorgte damit bei Markteinführung für einen Verkaufsrekord. Und der pinguinartige "Lovot" von 2018 hat sogar sein eigenes Stühlchen – mit Lüftungsschlitz in der Lehne.
Hunde, Krabben, Küken: Roboter in Tierform
Die Neue Sammlung ist kein Technik-, sondern ein Designmuseum, deshalb geht es in der neuen Dauerausstellung vor allem um das Aussehen von Robotern: Wie stellen wir Menschen uns Roboter vor, was sollen sie können und wie haben sich die Vorstellungen von unseren mechanischen Gefährten über die letzten Jahrzehnte verändert?
Antworten darauf geben in der Ausstellung nicht nur echte, sondern auch Spielzeug-Roboter und Plakate mit Roboterfiguren etwa aus japanischen Mangas. "Man sieht es an den Spielzeugfiguren ganz gut: Das sind Spielzeuge aus den 60er- bis 80er-Jahren und die sind fast alle eckig", erklärt Kuratorin Caroline Fuchs. "Die Roboter sehen alle aus wie kleine Fernseherköpfe und sie haben eine Fernsehbauch, das ist alles rechteckig oder quadratisch." Die echten Roboter würden häufig aussehen wie Lebewesen, entweder wie Tiere oder auch heute häufig wie Menschen. "Da hat man eine ganz andere Ästhetik", so Fuchs.
Auswahl einiger der Roboter und Roboter-Spielfiguren in der neuen Dauerausstellung "Robotic Worlds" in der Pinakothek der Moderne in München
Beispiel Pepper: rundlicher Kopf, große Augen, gerade mal so groß wie ein Kind und vor allem: ein Tablet in Höhe des Brustkorbs, auf dem ein Herz pulsiert. Peppers Designer haben 2014 wirklich alles dafür getan, ihren Schützling nicht nur lebendig und menschlich, sondern auch besonders lieb und nett wirken zu lassen. Aber Pepper weckt nicht nur Gefühle, durch Analyse der Gesichtszüge und der Stimmlage seines Gegenübers kann er Gefühle auch erkennen. Eines aber konnte Pepper 2014 noch nicht: auf zwei Beinen laufen. Das ist eine der neuesten Entwicklungen der Robotik. Voraussetzung dafür war die E-Skin, eine Roboterhaut aus tausenden Sensoren. Professor Gordon Cheng von der TU München, einer der Pioniere der Robotik: "Die Haut gibt uns viele Informationen selbst darüber, wie wir auf einem Stuhl sitzen, wie wir aufstehen müssen. Alles, was wir tun, jeden Schritt, den wir machen, braucht taktiles Feedback. In der westlichen Kultur umarmen wir einander: ohne Haut, würden wir den anderen dabei zerdrücken. Ganz klar: Wenn man Roboter ins tägliche Leben bringen will, brauchen sie eine Haut."
Wie auch immer sich die Menschen Roboter auch vorgestellt haben, es zeigt sich, dass die Natur doch das beste Vorbild ist.
"Robotic Worlds" ist Teil der Neugestaltung zum 100. Jubiläum der Neuen Sammlung und befindet sich bis auf weiteres im Untergeschoss der Pinakothek der Moderne in München.
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