Bei der Nordischen Ski-WM im März hatte das norwegische Skisprung-Team für einen handfesten Skandal gesorgt. Weil sie Anzüge manipuliert hatten, waren Athleten suspendiert, Trainer gefeuert und neue Kontrollen und Regeln eingeführt worden. Die finale Entscheidung der FIS, ob die suspendierten Athleten wieder an Wettkämpfen teilnehmen dürfen, ist noch nicht gefällt, da ging das Chaos schon wieder in die nächste Runde.
Denn die Regeln, die nach dem Anzugskandal eingeführt worden waren, haben beim Start der Sommersaison zu mehreren Disqualifikationen geführt. Bei der Qualifikation zum Auftaktspringen im französischen Courchevel wurde am Samstag unter anderem der Norweger Kristoffer Eriksen Sundal vom Wettkampf ausgeschlossen.
Benjamin Ostvold und finnische Skispringer hatten keine Starterlaubnis
Nach Angaben der norwegischen Nachrichtenagentur NTB und der Zeitung "Dagbladet" lag das an einem zu großen Anzug. Sundal war bereits einer derjenigen Norweger gewesen, die bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim suspendiert wurden.
Schon vorab hatten unter anderem Sundals Teamkollege Benjamin Ostvold und mehrere finnische Skispringer in Courchevel keine Starterlaubnis erhalten - auch das wegen zu großer Anzüge. Ostvold versicherte in einer Mitteilung, dass man auf keine Weise versucht habe, die Grenzen auszutesten. Sein Anzug sei lediglich etwas zu groß an den Oberarmen gewesen.
Marius Lindvik siegte, Philipp Raimund starker Zweiter
Bei dem Springen in Courchevel waren auch Weltmeister Marius Lindvik und Johann André Forfang, die nach dem Manipulationsskandal zwischenzeitlich suspendiert worden waren, wieder am Start.
Lindvik konnte das erste Springen des Sommer-Grand-Prix für sich entscheiden. Bei seinem ersten Wettkampf seit der vorläufigen Sperre setzte er sich mit zwei 126-Meter-Sprüngen vor Philipp Raimund (121,5/128,5 Meter) und Sakaturo Kobayashi (Japan, 127/125 Meter) an die Spitze. Einige der deutschen Top-Springer - darunter Andreas Wellinger - waren hingegen nicht am Start.
Urteil der FIS könnte am Montag offiziell werden
Es ist nach wie vor unklar, welche Folgen der WM-Skandal für die Norweger haben wird. Ein Urteil der von der FIS eingesetzten Ethikkommission soll es in den kommenden Tagen geben.
Auf die Frage, wann dieses Urteil komme, sagte Forfang in Courchevel zum "Dagbladet": "Das kann ich nicht kommentieren." Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete jüngst unter Berufung auf die FIS, dass das Urteil am Montagmorgen den Betroffenen zugehe. Am Montagmittag will der Weltverband demnach ein Statement dazu abgeben.
Im Video: "Skurrile Situation" - Wellinger äußert sich zum Anzugskandal
Andreas Wellinger