Lange – vielleicht noch nie – war Fußballdeutschland vor einer Saison derart am Wohl und Wehe des FC Augsburg interessiert. Die Schwaben gehen in ihre 15. Saison in der Bundesliga. Beim eigenen Anhang sind die Augsburger in den vergangenen Jahren längst in der Gunst massiv gestiegen: Mehr als die Hälfte aller Heimspiele waren in der vergangenen Spielzeit ausverkauft, mit einem Zuschauerschnitt von knapp unter 30.000 verpasste man einen neuen Rekordwert aus der ersten Bundesligasaison der Vereinsgeschichte nur knapp.
Zum ersten Mal Top-Spiel: FC Augsburg – FC Bayern
Dass sich aber nun das gesamte Land für das Wohl und Wehe des FCA interessiert, ist relativ neu – und lässt sich mit einem Blick auf die Anstoßzeit des 2. Spieltags belegen. An diesem trifft der HSV auf den Erzrivalen FC St. Pauli, Bayer Leverkusen auf Werder Bremen, der VfB Stuttgart auf Borussia Mönchengladbach. Das Bundesliga-Top-Spiel am Samstag lautet aber – zum ersten Mal nach 28 Aufeinandertreffen – FC Augsburg gegen FC Bayern.
Das liegt nur bedingt daran, dass die Augsburger dem Branchenkrösus aus dem ca. eine Autostunde entfernten München es für gewöhnlich extrem schwer machen. Viel mehr hat dieses gesteigerte Interesse mit der Personalie Sandro Wagner zu tun, der seit diesem Sommer der Cheftrainer-Posten des FCA bekleidet. In einer ziemlich überraschenden Wendung hatten sich die Augsburger nach der vergangenen Saison, in der sie Platz zwölf belegten und lange um die europäischen Plätze mitspielten, vom beliebten Trainer Jess Thorup getrennt. Wenig später gab der FCA dann die Verpflichtung von bis dato Co-Bundestrainer Sandro Wagner bekannt.
Rap-Musik und Drohnen: Neue Trainingsmethoden beim FCA
Seit fast einem Monat arbeitet Wagner nun in Augsburg. Im Trainingslager sieht man, dass er die Dinge ein wenig anders machen wird. Über dem Platz schwebt eine Drohne, die Taktikanweisungen des Trainers werden auf einer riesigen Videoleinwand gezeigt. Die Einheiten sind nicht selten begleitet von lauter Rap-Musik: Eminem, Kanye West, J. Cole, Kendrick Lamar ballert durch die Boxen, die Stimmung auf dem Platz ist ausgelassen.
Und am Seitenrand steht der neue Chef, mit breiten Beinen, verschränkten Armen und zusammengezogenen Augenbrauen, beobachtend, analysierend. "Es herrscht eine gute Atmosphäre", berichtet Angreifer Samuel Essende über das Trainingslager der Schwaben in Österreich und fügt an: "Wir haben viel trainiert, vor allem im taktischen Bereich."
FC Augsburg investiert: Neue Spieler für die Bundesliga
"Der Trainer möchte uns seine Idee vom Spiel vermitteln. Sowohl defensiv als auch offensiv. Das ist der Schwerpunkt zurzeit", erklärt Elias Saad, der im Sommer für rund zwei Millionen Euro vom FC St. Pauli verpflichtet wurde. Saad ist einer von sechs Neuzugängen, für die der FCA laut Medienberichten knapp unter 15 Millionen Euro ausgegeben haben soll. Bei den Innenverteidigern Chrislain Matsima (rund fünf Millionen / AS Monaco) und Cèdric Zesinger (vier Millionen / VfL Wolfsburg) wurden die Kaufoptionen gezogen. Han-Noah Massengo (drei Millionen / FC Burnley) und Robin Fehllhauer (700.000 Euro / SV Elversberg) kamen zwei Spieler für die Mittelfeldzentrale. Kyliane Dong (20) kam ablösefrei aus Troyes.
Wagner: "Meine DNA ist aktiver Fußball"
Die Transferplanungen sind noch lange nicht abgeschlossen. Gerüchte um mögliche Neuzugänge gibt es reichlich: Derrick Köhn, Ibrahima Sissoko, Elias Jelert, Max Johnston, Fabian Rieder. Der Fokus in dieser lag und liegt in dieser Transferperiode bislang auf der Defensive – die Spielidee von Wagner wird aber zweifelsohne eine offensive sein, das hatte Wagner auch bei seiner offiziellen Vorstellung Anfang Juli betont: "Meine DNA ist aktiver Fußball! Wir messen unseren Erfolg nicht vorrangig an einem Tabellenplatz. Wir wollen Entwicklung sehen und die Fans sollen Spaß an unserem Fußball haben."
Verbotene Vokabel: Europa – wohin geht es für den FCA?
Die Wortkombination "europäisches Geschäft" ist bei den Schwaben derzeit verboten. Überzogene Erwartungen sollen dem neuen Trainer und der Mannschaft das Leben nicht zusätzlich schwermachen. Daher kommen bisweilen die öffentlichen Zielsetzungen recht schwammig daher: "Nach oben" möchte Wagner, der neue Sportdirektor Benjamin Weber möchte "immer gewinnen", Geschäftsführer Michael Ströll sich "weiterentwickeln, auch tabellarisch" – und Neuzugang Saad hat den Plan, "die Bundesliga aufzumischen. Ein Überraschungsteam sein".
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