Die Klub-WM ist für den FC Bayern München Geschichte, im Viertelfinale war gegen Paris Saint-Germain Schluss. Während auf den schwerverletzten Jamal Musiala in Deutschland jetzt harte Reha-Wochen warten und für den Rest der Mannschaft der heißersehnte Sommerurlaub ansteht, geht es für Max Eberl erst so richtig los. Der FCB-Sportvorstand muss jetzt ackern.
Ganz weit oben auf der To-do-Liste dürfte jetzt die Suche nach einem Musiala-Ersatz stehen. Eine Mammutaufgabe: Der 22-Jährige gilt als Künstler am Ball, als Torgarant, als schnell und charismatisch. Schon vor Musialas Horror-Verletzung war Druck auf dem Kessel in der Säbener Straße - jetzt dürfte dieser Kessel kurz vor dem Explodieren sein.
Woltemade: Vom überteuerten Backup zum Musiala-Ersatz?
Die Bemühungen um Nick Woltemade dürften deshalb aktuell heißlaufen. Zuletzt waren die Verhandlungsgespräche ins Stocken geraten, weil die Vorstellungen über die Ablösesumme beim FC Bayern und bei Woltemades Arbeitgeber VfB Stuttgart weit auseinandergingen. FCB-Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte deshalb leicht reden, als er am Samstag zur Woltemade-Verhandlung befragt wurde: "Ich würde es sehr begrüßen, wenn das dieses Jahr klappt und wenn nicht, dann nächstes Jahr."
Für einen "Backup" bis zu 80 Millionen Euro zu zahlen, halte er für übertrieben. Dies dürfte Hoeneß nach der Musiala-Verletzung nun wohl anders sehen. Denn Woltemade, der als "Backup" für die Offensive gedacht war, könnte plötzlich eine völlig neue Rolle spielen. Der VfB Stuttgart hat jetzt eine deutlich stärkere Position in den Verhandlungen: Die Schwaben wissen um Musialas Verletzung, um Eberls Druck, einen Ersatz zu finden.
Kommt Luis Diaz vom FC Liverpool?
Doch Woltemade ist nicht der einzige Name, der dieser Tage im FC-Bayern-Kosmos rumschwirrt. Seit Montag ist auch Offensivspieler Luis Diaz Gesprächsstoff. Wie die "Bild" berichtet, ist der Kolumbianer bereit, vom FC Liverpool nach München zu wechseln. Verhandlungen mit dem Premier-League-Verein habe es aber noch nicht gegeben. Die Ablöse dürfte bis 60 bis 70 Millionen Euro liegen.
Dreht Thomas Müller noch eine Extrarunde?
Neben Woltemade und Diaz hätte Eberl auch die Möglichkeit, sich in den eigenen Reihen umzuschauen. Für Musiala war am Samstag Thomas Müller auf das Feld gekommen - was die Reporter dazu veranlasst hatte, nach einer spontanen Vertragsverlängerung des Routiniers beim FC Bayern zu fragen. Eigentlich war die Klub-WM nämlich der allerletzte Einsatz für Müller im Vereinstrikot gewesen.
Müller genervt von "geschmacklosen Diskussionen"
Müller war nicht in der Laune, sich auf diese Gedankenspiele einzulassen: "Die Frage ist jetzt so ein bissl... also ich verstehe, dass du sie stellst", sagte Müller zum Reporter. "Und ich sage nicht, dass sie geschmacklos ist." Genau das schien er aber damit sagen zu wollen.
"Ich würde jetzt in der Situation wirklich erstmal die Gedanken Richtung Jamal richten und dass wir aufpassen, dass wir nicht irgendwelche geschmacklosen Diskussionen führen, nachdem sich jemand verletzt hat", wurde der 35-Jährige deutlich. Jeder könne sich seine Gedanken machen. "Aber ich denke, es ist alles gesagt zu dem Thema. Nur, weil man jetzt irgendwelche Gedankenspiele auf den Tisch bringen kann, hat das nichts mit der Realität zu tun."
Eberl zu Müller-Verlängerung: "Thema nicht in unserem Kopf"
Und auch Max Eberl selbst wurde ziemlich deutlich: Die Müller-Lösung scheint aktuell noch weit weg, der Fall Woltemade dürfte in den kommenden Tagen erst Gestalt annehmen - wer also wäre noch eine Option? Auf den Einwurf, es gebe "doch jetzt das Gedankenspiel", mit Müller nochmals zu verlängern, brummte Eberl: "Bevor jemand vor drei Minuten zu mir sagte: Okay, Max, die Frage könnte kommen, war das Thema nicht in unserem Kopf."
Müller ist aber nicht der einzige Spieler, der Musialas Fehlen zumindest abfedern könnte. Pual Wanner ist vom 1. FC Heidenheim zurück, der Plan soll zwar gewesen sein, ihn weiterzuverleihen. Durch den Musiala-Ausfall könnte der 19-Jährige nun aber im FCB wichtige Aufgaben erfüllen - zumindest bis Musiala wieder zurück ist.
Kimmich, Gnabry, Bischof oder Guerreiro als Notlösung?
Ein weiterer FCB-interner Lösungsansatz wäre, Joshua Kimmich weiter vorne agieren zu lassen und das defensive Mittelfeld Joao Palhinha und Leon Goretzka zu überlassen - das Ganze wäre aber wohl eher nur eine Notlösung. In die Kategorie "Notlösung" fallen so auch Serge Gnabry, Tom Bischof oder Raphael Guerreiro.
Fest steht: Max Eberl muss ackern. Denn schon in den vergangenen Wochen wurde diskutiert, ob der FC Bayern seine Strahl- und Anziehungskraft bei Fußball-Weltstars verloren hat. Mit Florian Wirtz und Nico Williams bekam der Verein gleich von zwei Wunschkandidaten und Hochkarätern einen Korb. Ob der FCB bis August noch Transfer-Erfolge erzielen und große Fische an Land ziehen kann, wird sich herausstellen.
Im Audio: Kommentar zur Klub-WM: Zahlt der FCB einen zu hohen Preis?
Jamal Musiala verletzte sich im Viertelfinale der Klub-WM schwer
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