Die Nachricht schlug am Donnerstagabend wie eine Bombe ein: Der FC Bayern will laut übereinstimmenden Medienberichten Nick Woltemade verpflichten. Zudem sei man sich mit dem Spieler schon über einen Vertrag bis 2030 einig. Vom Rekordmeister gab es am Donnerstagabend keine Stellungnahme. Präsident Herbert Hainer sagte am Rande des Basketballfinals gegenüber BR24Sport lediglich: "Nick Woltemade hat eine sehr, sehr gute Entwicklung hinter sich und das freut uns für den deutschen Fußball." Beim FC Bayern freue man sich "über jeden guten deutschen Fußballer." Ein Dementi klingt anders.
Woltemade ein "sehr interessanter Spieler" für den FC Bayern
Damit reihte sich Hainer nahtlos in die ersten öffentlichen Aussagen der Münchner Verantwortlichen ein. Schon Sportdirektor Christoph Freund hatte Woltemade am Dienstag als "sehr interessanten Spieler" bezeichnet.
Geht es nach dem FC Bayern, liegt Woltemades Zukunft an der Säbener Straße, doch zuvor warten harte Verhandlungen mit dem VfB Stuttgart. Deren Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle hatte vor einigen Tagen in der "Stuttgarter Zeitung" einem Woltemade-Wechsel einen Riegel vorgeschoben: "Wir gehen mit Nick in die nächste Saison. Punkt."
Im Falle eines Wechsels könnte Wehrle diesen Gesichtsverlust nur mit einem entsprechenden Transfererlös verargumentieren. Der Marktwert des 23-Jährigen soll bei 30 Millionen Euro liegen. Woltemade hat aber noch einen Vertrag bis 2028, in dem wohl keine Ausstiegsklausel verankert ist. Eine Summe um die 50 bis 60 Millionen ist nicht unrealistisch.
FC Bayern und junge Talente: Eine schwierige Geschichte
Woltemade ist nicht das erste vielversprechende Talent, das den Weg in die bayerische Landeshauptstadt finden würde. Seine Vorgänger wurden selten glücklich. Woltemade könnte bei seinem Noch-Teamkollegen Alexander Nübel nachfragen. Der heute 28-Jährige wechselte 2020 vom FC Schalke 04 nach München - übrigens nach einer sehr guten U21-EM 2019. Dort sollte er Manuel Neuer beerben. Das hat er bis heute nicht geschafft und ist nach einer Leihe nach Monaco aktuell zum zweiten Mal nach Stuttgart verliehen. In München heißt der Neuer-Vertreter inzwischen Jonas Urbig. Auch wenn Nübel seinen Vertrag bis 2029 verlängerte, ist seine Zukunft beim FC Bayern alles andere als sicher.
Auch Jan-Fiete Arp kam 2019 mit einigen Vorschusslorbeeren vom Hamburger SV zum FC Bayern. Dort bestritt er aber mehr Spiele für die zweite Mannschaft in der 3. Liga als für die Profis. Nach zwei Jahren wechselte er nach Kiel. Auch Sinan Kurt konnte sich in München nicht durchsetzen. Die drei Millionen Ablöse konnte er nie rechtfertigen und bestritt in zwei Jahren nur ein Spiel für die Profis.
Sie alle kamen mit der Perspektive "entwicklungsfähiger Backup" nach München. Der FC Bayern wurde am Ende aber zum Karriereknick.
Droht Woltemade Reservistenrollen beim FC Bayern?
Das könnte auch Woltemade drohen, denn auf den ersten Blick benötigen die Münchner die Dienste des 23-Jährigen nicht wirklich. Woltemade ist vielseitig einsetzbar, kann als Stürmer oder hinter der Spitze - wie aktuell bei der U21-EM - spielen. Beide Positionen sind in München aber besetzt. Im Sturm ist Harry Kane gesetzt. Auf der Zehnerposition wirbelt Jamal Musiala. Nur falls der Nationalspieler auf den Flügel wechselt, wo sich die Münchner sowieso schwer tun, einen Neuzugang zu präsentieren, wäre wieder Platz für Woltemade.
Qualitativ wäre Woltemade, der perfekte Backup für Harry Kane. Doch Trainer Vincent Kompany ist nicht gerade bekannt für große Rotationen. Das zeigt auch die aktuelle Klub-WM. Ein Spieler in so jungem Alter braucht aber Spielzeit. Ob er die in München bekommt und wie sich das auf seine Entwicklung auswirkt, bleibt abzuwarten. Ein Wechsel nach München wäre für Woltemade zumindest nicht ohne Risiko.
Nick Woltemade