Um Worte ist Sandro Wagner selten verlegen. Und das war - trotz des medizinischen Notfalls mit einem Heidenheimer Fan, der das ganze Stadion in eine Schockstarre versetzte - auch in den Katakomben der Voith-Arena in Heidenheim so. Seine Mannschaft hatte gerade mit 1:2 (0:0) verloren und einmal mehr enttäuscht.
Wagner: Spieler wollten "zu viel richtig machen"
Mehr als zehn Minuten versuchte der Trainer des FC Augsburg zu erklären, woran es gelegen haben könnte. Immerhin hatte er am Donnerstag noch von einer "geilen" Trainingswoche gesprochen. Doch was immer da einstudiert wurde: In Heidenheim war das auf dem Platz nicht zu sehen.
"Wir wollten den Bock umstoßen", so Wagner nach der Partie. Aber durch einfachere Aktionen Sicherheit zu finden, "das gelingt uns gerade nicht so gut." Seine Spieler hätten "zu viel das Spiel gewinnen, zu viel richtig machen" wollen.
Sportdirektor Weber will "gemeinsamen Weg" weitergehen
Der FCA war Heidenheim, dem bisherigen Tabellenletzten und dem Bundesliga-Klub mit dem kleinsten Etat, auf allen Positionen unterlegen. Erst nach einer Stunde, beim Stand von 0:2, war Augsburg annähernd auf Augenhöhe. Am Ende setzte es die verdiente vierte Niederlage in Serie - die Kritik an Wagner wird spürbar größer.
"Wir gehen ganz normal in die nächste Woche rein", so Sportdirektor Benjamin Weber auf die aufkeimende Trainer-Frage: "Wir haben gemeinsam einen Weg begonnen und den gehen wir auch weiter." Auch die Spieler zeigten sehr selbstkritisch nur auf sich: "Den Trainer würde ich ganz rausnehmen. Wir Spieler müssen uns an die eigene Nase packen", sagte etwa Finn Dahmen.
Spieler starkreden zeigt noch keinen Erfolg
Dennoch lassen einige aktuelle und frühere Aussagen Wagners leichte Zweifel am früheren Co von Bundestrainer Julian Nagelsmann aufkommen: Bei einem Sieg in Heidenheim "wären wir mit sechs Punkten tabellarisch top dagestanden", sagte der 37-Jährige etwa. Na ja, könnte man entgegnen. Sechs Punkte aus fünf Spielen sind zwar besser als drei Zähler, aber "top"?
Die Aussage, er sehe genauso viel Qualität wie beim FC Bayern, wird Wagner natürlich auch immer wieder vorgehalten. Auch wenn es vielleicht nur der Versuch war, die eigenen Spiele stark zu reden, fällt ihm dieser Satz nun auf die Füße.
Schwabl über Kritik an Wagner: "Typisch Deutschland"
Mit seinem früheren Präsidenten Manfred Schwabl von der SpVgg Unterhaching hat Wagner aber immerhin einen prominenten Fürsprecher. In der Bayern1-Kultsendung "Heute im Stadion" sagte Schwabl: "Sandro ist ein brutaler Arbeiter und ein Menschenfänger. Der ist zu allen gleich. Sandro wird natürlich immer ein bisschen beäugt. Und ich muss sagen, das ist jetzt schon wieder typisch Deutschland. Natürlich hat der Sandro ein, zweimal über das Ziel hinausgeschossen, mit Aussagen, dass Augsburg gleich ist von der Spielerqualität mit dem FC Bayern. Aber ich finde, dass Typen, die ein bisschen polarisieren, in Deutschland auch mal nicht schlecht sind."
"Ich glaube, dass der Sandro einen super Weg macht. (...) Man sollte in Deutschland aufpassen, dass man jemanden gleich wieder in die Ecke stellt, wenn einer mal irgendwas raushaut.“ Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching
Durch einfache Dinge zurück in die Erfolgsspur
Wagner scheint jedenfalls zu wissen, was seiner Mannschaft jetzt guttut, damit sie am kommenden Wochenende im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg wieder abliefert: "Wir müssen einfach durch eine gute Trainingswoche, durch einfache Dinge wieder in die Erfolgsspur kommen. Und so ist das im Sport, dann läuft's auch wieder." So viel hat er schon gelernt.
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