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Gewalt im Amateurfußball: "Jeder Fall ist einer zu viel"

Gewalt im Amateurfußball: "Jeder Fall ist einer zu viel"

Die Gewalt im Amateurfußball scheint zuzunehmen. Jüngst sorgte eine Morddrohung gegen einen zwölfjährigen Schiedsrichter für Schlagzeilen. Doch stimmt dieser Eindruck wirklich und wie aussagekräftig ist die Gewalt-Statistik des DFB?

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zählt über 2,3 Millionen Menschen, die Wochenende für Wochenende im Amateurfußball aktiv sind. Die meisten Spiele laufen friedlich ab, doch in letzter Zeit scheint die Gewalt auf und neben dem Fußballplatz mehr zu werden. Die Berichte von Spielabbrüchen im Freizeitsport nehmen zu. Besonders schockiert der jüngste Fall einer Morddrohung gegen einen erst zwölfjährigen Unparteiischen.

Morddrohung gegen Zwölfjährigen: "Schadet dem Ansehen des Fußballs"

Nach einem D-Jugend-Spiel in Altenerding soll ein Spieler der SG FC Fraunberg dem Nachwuchs-Schiedsrichter gedroht haben: "Ich gehe mit dir auf dieselbe Schule. Am Montag brauchst du dich gar nicht zu verstecken – nach der Schule bist du tot." Ein Fall, der den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) und seinen Präsidenten Christoph Kern auch noch einen Monat danach beschäftigt. "Wenn solche Vorfälle passieren, schadet das dem Ansehen des Fußballs", wird Kern in "Blickpunkt Sport" im BR Fernsehen deutlich. Der Verband hat Ermittlungen eingeleitet.

Der ebenfalls zwölfjährige mutmaßliche Täter und sein Opfer wurden aus dem Spielbetrieb genommen. Strafrechtlich kann er aufgrund seines Alters nicht belangt werden. Es gehe nun darum, eine Rückkehr in den Sport zu ermöglichen, sagt Kern. "Fehler kann man machen, das ist ein gravierender Fehler. (..) Aber am Ende muss der Weg, wie es wieder zurückgeht, für uns im Vordergrund stehen."

Rückgang der Gewalt laut Statistik

Doch Kern betont, dass es sich dabei um Einzelfälle handele. "Jede verbale Gewalt, jede tätliche Gewalt ist zu viel. Aber in Bayern organisieren wir 200.000 Spiele in der Saison und hatten im letzten Jahr noch nicht mal 300 Vorfälle." Das deckt sich mit der Statistik, die der Deutsche Fußball-Bund zu Spielabbrüchen im Amateurfußball erhebt. Demnach wurden im vergangenen Jahr deutschlandweit 829 Spiele abgebrochen und damit neun Prozent weniger als im Vorjahr. Das bedeutet im zweiten Jahr in Folge einen Rückgang. Von rund 1,3 Millionen Spielen waren damit 0,06 Prozent von einem Abbruch aufgrund von Gewalt oder Diskriminierung betroffen.

Kritik an Statistik: "Zahlen bilden nicht die Realität ab"

Der Journalist Hubertus Koch, der sich für einen Podcast mit dem Thema Gewalt im Amateurfußball beschäftigt hat, hält wenig von dieser Statistik: "Ich finde es schwierig, dass man sich auf Zahlen bezieht, von denen man weiß, dass sie sehr defizitär erhoben werden. Die Zahlen bilden nicht die Realität ab. Der DFB weiß das auch." Tatsächlich findet nicht jeder Vorfall den Weg in die Statistik. Dafür muss dieser gemeldet werden. Gerade Schiedsrichter hätten oftmals Angst vor einer möglichen Rache und würden deshalb nicht alles melden, so die Vermutung.

Stopp-Konzept und Schiripatenschaften sollen helfen

Im Sommer 2024 hat der DFB ein sogenanntes "Stopp-Konzept" ins Leben gerufen. Mit diesem können Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter die Partie kurzzeitig unterbrechen. Beide Mannschaften müssen nach einem entsprechenden Zeichen des Schiedsrichters dann im eigenen Strafraum bleiben. So soll Gewalt vorgebeugt werden. Der ehemalige Weltklasse-Schiedsrichter Felix Brych begrüßt das Programm in "Blickpunkt Sport", "wenn man merkt, es heizt sich alles auf, kurz Durchschnaufen für zwei, drei Minuten".

Der BFV setzt neben dem vom DFB initiierten Patenschaften-Programm für, bei dem ein erfahrener Schiri den Nachwuchs-Schiedsrichter unterstützt, auch das Tandem-Prinzip ein. "Es gibt einen Schiri, der mitpfeift wie so ein Tandem, damit sie auch am Platz sind. Damit die Kommunikation mit den Spielern auch erprobt wird. Auch das ist etwas Besonderes", erklärt Brych. Auch Psychologen kämen zum Einsatz, erläutert BFV-Präsident Kern und ergänzt: "Wir haben Vertrauensschiedsrichter in allen Schiedsrichtergruppen eingeführt, wir unterstützen sie bei Sportgerichtsverfahren. Wir stellen ihnen einen Verbandsanwalt zur Seite, der die Ermittlungen übernimmt."

Oberstes Ziel sei es aber, die 1,7 Millionen Mitglieder, "zu bewegen, dass die Hemmschwelle etwas höher sitzt, dass wir Tugenden wie Respekt und Fairplay voranstellen können". Damit die "Einzelfälle" in Zukunft weiter sinken.

Im Video: BFV-Präsident Christoph Kern und Felix Brych in Blickpunkt Sport

Felix Brych, Christoph Kern
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Felix Brych, Christoph Kern

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