Talente auf der Bank des FC Bayern: Lennart Karl (links) beim Testspiel in Zürich.
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Wenig Nachwuchsprofis: Berechtigte Kritik am FC Bayern Campus?

Wenig Nachwuchsprofis: Berechtigte Kritik am FC Bayern Campus?

Der FC Bayern steht mit seinem Nachwuchsleistungszentrum immer wieder in der Kritik. Der FC Bayern Campus brächte zu wenig Talente für die Profimannschaft hervor, so der Vorwurf. Michael Reschke kann die Kritik nicht nachvollziehen.

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In der dritten Minute der Nachspielzeit brachte Trainer Vincent Kompany Toptalent Lennart Karl dann doch im Supercup am Samstag. Da musste der 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart nur noch über die Zeit gebracht werden. Karl war mit der kurzen Ausführung eines Eckballs betraut, danach war sein Arbeitstag schon wieder beendet. Wenig Spielzeit für den 17-Jährigen, der in der Saison-Vorbereitung auf sich aufmerksam machen konnte.

Wenig Einsatzzeiten für die FC-Bayern-Youngster

Trainer Vincent Kompany scheint mehr den etablierten Spielern zu vertrauen. In der abgelaufenen Saison bekamen die Youngster sehr wenig Einsatzzeiten. Dabei lautet das neue Credo in München doch: weniger teure Transfers, mehr Talenteförderung. Er sei selbst Jugendspieler gewesen, weicht Trainer Vincent Kompany immer wieder aus, wenn er darauf angesprochen wird. "Es ist auch normal, dass nicht jeder ohne Umwege sofort bei den Profis ankommt", so der Belgier,

Er ist nicht der erste Trainer beim Rekordmeister, der für seinen Umgang mit dem eigenen Nachwuchs kritisiert wird. Die BR24-User fragen sich, ob man beim FC Bayern nicht mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum in die erste Mannschaft integrieren müsse, oder wie es der User "Lausi" drastisch ausdrückt: "Warum haben die Bayern überhaupt einen Nachwuchscampus? Nur als Alibi, damit man die Anforderung der DFL erfüllt?"

Weinzierl über FC Bayern Campus: "Eine der besten Talentschmieden überhaupt"

Seit 2017 steht der FC Bayern Campus im Münchner Norden in der Fröttmaninger Heide - mit Blick auf die Arena. Dorthin und damit zu den Profis des Rekordmeisters haben es trotzdem die wenigsten Nachwuchskicker geschafft. Kritik, gegen die sich Markus Weinzierl wehrt. "Unsere Akademie hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der besten Talentschmieden überhaupt entwickelt. Fast jeder zweite Absolvent bei uns wird Profi! Das ist ein unfassbar guter Wert", schwärmt der Sportliche Leiter des FC Bayern Campus in einem vereinseigenen Interview.

Auch Michael Reschke kann die Vorwürfe gegen die Münchner Nachwuchsakademie im Interview mit BR24Sport nicht nachvollziehen. Er glaubt nicht, dass man die Qualität eines NLZ nur anhand der Durchlässigkeit zur eigenen ersten Mannschaft bewerten könne. "Wenn ich verfolge, wie viele Spieler aus dem Bayern-Campus in der 1. oder 2. Bundesliga oder im Ausland spielen, hat man schon den Eindruck, dass da gute Arbeit geleistet wird." Talente wie Malik Tillmann oder Joshua Zirkzee generierten Millionensummen. Einige Nachwuchsprofis wie Kenan Yildiz oder Angelo Stiller verlor man aber ablösefrei.

Reschke: "Musst außergewöhnlich als Talent sein, um es schaffen zu können"

Es sei "einfacher, nachher den Sprung in die Stammmannschaft von Heidenheim oder St. Pauli oder selbst von Werder Bremen oder FC Augsburg zu schaffen, als bei Bayern München", findet Reschke und stellt fest: "Du musst außergewöhnlich sein als Talent, um es bei den Bayern schaffen zu können." Spielerberater Jörg Neblung sieht diese Problematik nicht nur beim Rekordmeister. "Unsere deutschen Talente brauchen etwas länger und sind nach der U19 eben noch nicht in der Lage, in einen Champions-League-Kader reinzudribbeln", sagt der Berater von Ex-1860-Torhüter Stefan Ortega Moreno im Gespräch mit BR24Sport.

Reschke weiß, wovon er spricht. Der 67-jährige Fußballfachmann war von 2014 bis 2017 Technischer Direktor beim FC Bayern. In einer Zeit, in der Pep Guardiola das Sagen hatte, der damals wenige Nachwuchsspieler zum Einsatz brachte. Dabei sei der Spanier auf Anraten von Hermann Gerland immer offen gewesen, Nachwuchsprofis mittrainieren zu lassen, berichtet Reschke. "Wir hatten damals eine sehr starke Mannschaft, waren alle drei Jahre im Champions-League-Halbfinale, sind dreimal Deutscher Meister geworden. (...) Da war es für Nachwuchsspieler brutal schwer. Da war auch dieses Ausnahmetalent nicht dabei."

FC Bayern will auf Karl und Kusi-Asare setzen

Anders als aktuell. Mit Lennart Karl und Jonah Kusi-Asare will der FC Bayern dem Nachwuchs diesmal eine richtige Chance geben. Michael Reschke begrüßt diesen Schritt. Nachwuchsspielern wichtige Spielminuten zu geben, wenn Spiele schon entschieden sind, habe man auch als Trainer beim Rekordmeister, findet der Experte. "Da kann man sich Gedanken machen, ob man als Klub diesen Weg stärker forciert und auch in die DNA des Trainerprofils reinschreibt."

Es liegt nun auch an Trainer Kompany, das umzusetzen.

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