Paralympicssieger Josia Topf (Archivfoto)
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Josia Topf holte nicht nur wie hier bei den Paralympics 2024 in Paris eine Goldmedaille. (Archivfoto)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jens Büttner
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Josia Topf holte nicht nur wie hier bei den Paralympics 2024 in Paris eine Goldmedaille. (Archivfoto)

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Josia Topf: Mit Schmerzen zum besten deutschen Paraschwimmer

Josia Topf: Mit Schmerzen zum besten deutschen Paraschwimmer

Der Ausnahme-Para-Schwimmer Josia Topf hat sich die Medaillen bei der Schwimm-WM in Singapur erkämpft – mit Schmerzen. Denn nur mit dem Kopf kann er am Zeitnehmer anschlagen. Jetzt ist der Erlanger wieder zu Hause und erholt sich.

Über dieses Thema berichtet: BR24 TV am .

50 Meter Freistil-Schwimmen in 42,85 Sekunden – das hat bei der Para-Schwimm-Weltmeisterschaft nur einer geschafft: der Erlanger Josia Topf. Der von Geburt an Behinderte lebt ohne Arme und mit unterschiedlich langen Beinen. Im Wettkampf schießt er pfeilschnell an seinen Konkurrenten vorbei und knallt am Bahnende mit dem Kopf auf den Zeitnehmer. "Das geht bei mir schlicht nur mit diesem Körperteil", beschreibt Topf im BR24-Gespräch die Situation, die eine von vier Medaillen bei der WM besiegelte.

Doppelbilder und Dizzyness

Danach sei er ganz schön dizzy, also wie benebelt, gewesen und habe einen Gratulanten in Doppelbildern gesehen. "Kopfschmerztabletten sind bei so einem Großereignis wie zuletzt bei der Schwimm-WM in Singapur meine besten Freunde", schildert der 22-jährige Jurastudent. Ob sich an dieser Art des Anschlagens für ihn jemals etwas ändern wird, kann Josia Topf heute noch nicht sagen. Er hoffe, dass sich Organisatoren und Entscheider auf Ideen und Vorschläge einließen, die jedem Para-Schwimmer die gleichen Chancen, aber auch weniger Schmerzen einbringen.

Erfolge erstmal sacken lassen

Josia Topf hat vier Medaillen aus Singapur mit nach Hause gebracht: zweimal Gold, jeweils einmal Silber und Bronze. So ganz angekommen ist dieser Erfolg aber noch nicht bei dem Ausnahme-Para-Schwimmer. Aktuell sucht er noch einen Platz für die Medaillen. Der ist wegen unzähliger anderer an den Wänden derzeit Mangelware. Die Trophäen liegen schön drapiert im Wohnzimmer. Nebendran der junge Athlet in einem Sessel.

Jetlag, die körperliche Anstrengung des Wettkampfes, Termine, Empfänge, in zwei Wochen Semesterbeginn und eine Hausarbeit im Kreuz – das alles erschöpft Topf im Moment noch. "Es war mehr so, als wäre man teilweise auf Autopilot gewesen in Singapur", schildert der 22-Jährige seinen mentalen und physischen Wettkampfmodus. Sobald der Pfiff erklungen ist, habe er funktioniert. Für die vier Medaillen habe er "eine richtige Brandrodung" in seinem Körper vorgenommen, um an alle möglichen Energiereserven zu kommen, so Topf im BR24-Interview. Das habe sich ausgezahlt, den Rest müsse er erstmal sacken lassen.

Ohne Schwimmen geht's nicht

Sogar das Seepferdchen, das Josia Topf als Kind in Herzogenaurach abgelegt hatte, hängt an der Wand. Damit hat alles begonnen, erinnert sich der heute 22-jährige Ausnahmesportler. Seit dem Tag habe er gemerkt, was Schwimmen für seinen sichtbar behinderten Körper und gegen seine damit verbundenen Schmerzen bewirke, schwärmt Topf. Er habe einen deutlich besseren Tonus, weniger Beschwerden und mehr Lebensqualität, so der Erlanger. Dafür steige er gerne jeden Morgen um 6 Uhr ins Schwimmbecken, um zu trainieren. "Es wird nie ein neues Zuhause, einen Urlaub oder irgendeine andere Lebenssituation geben, in der nicht ein Schwimmbecken in der Nähe ist – Schwimmen ist mein Leben!"

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