(Archivbild) Michael A. Roth im August 2020.
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Michael A. Roth: Nürnbergs "Napoleon" wird 90 Jahre alt

Michael A. Roth: Nürnbergs "Napoleon" wird 90 Jahre alt

Michael A. Roth war zweimal Präsident des 1. FC Nürnberg und erlebte mit dem Verein turbulente Zeiten. Über Nürnberg hinaus erlangte er Bekanntheit mit markigen Sprüchen. Nun feiert der Ehrenpräsident des Clubs seinen 90. Geburtstag.

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Bei der 125-Jahr-Feier des 1. FC Nürnberg zeigte sich Michael A. Roth zuletzt in der Öffentlichkeit. Sonst hält er sich mit öffentlichen Auftritten zurück. Am Mittwoch feiert der Ehrenpräsident des Clubs seinen 90. Geburtstag. So ruhig er sich inzwischen verhält, so laut war Roth in seinen aktiven Zeiten.

Acht Trainer in vier Jahren: Der Napoleon vom Valznerweiher

Zweimal stand Roth dem neunfachen Deutschen Meister als Präsident vor. In seiner ersten Amtszeit (1979 bis 1983) stieg der Club direkt in die 2. Fußball-Bundesliga ab. Zwar gelang der direkte Wiederaufstieg, doch langfristig konnte sich der FCN nicht in Deutschlands höchster Spielklasse etablieren. In diesen vier Jahren beschäftigten die Franken acht (!) Trainer. Weil Roth die Übungsleiter scheinbar nach Belieben beschäftigte und wieder entließ, erlangte er in dieser Zeit den Spitznamen "Napoleon vom Valznerweiher".

Der Teppichunternehmer (ARO) war mit dem Ziel angetreten, den Club finanziell zu sanieren, warf aber im Dezember 1983 und damit ein halbes Jahr vor dem erneuten Gang in Liga zwei schon wieder hin. "Ich bin keine Melkkuh, auch mein Engagement hat Grenzen. Als ich keinerlei Dankbarkeit mehr zu spüren bekam, da musste für mich einfach Schluss sein", sagte Roth später rückblickend.

Raus aus den Schulden: Roth krempelt den Club um

Doch elf Jahre später ließ sich Roth auf Drängen des Aufsichtsrats wieder zum Präsidenten wählen. Der Verein, den Roth damals "bankschuldenfrei" an seinen Nachfolger Gerd Schmelzer und dessen Schatzmeister übergeben hat, hatte fast 30 Millionen D-Mark Schulden angesammelt. Er habe seine Reformpläne nur aus der Schublade holen müssen, sagte Roth bei seinem zweiten Amtsantritt.

Roth krempelte den Club komplett um, löste den Profifußball von den übrigen Abteilungen, um die finanziellen Risiken einzuschränken – sollten die Profis tatsächlich dem "Aus" entgegensteuern. Durch Werbeverträgen mit seinem eigenen Unternehmen und persönlichen Bürgschaften senkte er bis Oktober 1995 die Verbindlichkeiten auf "nur" noch 11,6 Millionen D-Mark. Die Banken wollten dem Club keine Kredite mehr gewähren, das Gespenst des möglichen Lizenzentzugs war trotzdem vorerst vertrieben.

Sportlich blieb es aber turbulent. Der Club stieg bis in die Regionalliga ab (1996), startet einen Durchmarsch bis in die Bundesliga (1998) und festigte in den kommenden Jahren dann endgültig seinen Ruf als "Fahrstuhlmannschaft" zwischen erster und zweiter Liga.

Roth: Zwischen "Hirn wegpusten" und DFB-Pokalsieg

Mit Entlassungen hielt sich Roth in seiner zweiten Amtszeit zurück, verbale Ausbrüche blieben aber keine Ausnahme. Nach einer 1:2-Niederlage der Nürnberger in Lübeck im Oktober 2003 polterte er: "Nach dieser Vorstellung muss ich sagen, ich habe eine Pistole samt Waffenschein und würde einigen Spielern am liebsten das Hirn durchpusten." In seiner Wut hatte er das Aufnahmegerät eines Journalisten nicht bemerkt.

Doch auch der größte Vereinserfolg in der jüngeren Vergangenheit des 1. FC Nürnberg fiel in Roths zweite Amtszeit. 2007 gewann der Club mit Trainer Hans Meyer den DFB-Pokal in Berlin. Im Jahr darauf ging es zwar wieder in Liga zwei, doch auch hier gelang der direkte Wiederaufstieg 2009. Danach legte Roth sein Amt nieder. "Ich habe den Club immer schuldenfrei und in der ersten Liga hinterlassen, das ist ja eine Basis. Mir ist am Ende aber vieles zu dumm geworden", sagte Roth 2020 angesichts seines 85. Geburtstags.

Roth-Nachfolger Franz Schäfer war bis 2010 der 29. und damit letzte Club-Präsident. Seitdem wird der Verein von zwei hauptamtlichen Vorständen geführt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatten sich Roth und der Club aber auch voneinander entfremdet. Denn so ganz behagte dem ehemaligen "Napoleon vom Valznerweiher" die Umstrukturierung dann doch nicht. Auch wenn er vielleicht nicht mehr auf den Händen der Spieler getragen wird, wie nach dem DFB-Pokalsieg 2007 – eine Grußkarte zu seinem 90. Geburtstag dürfte es vom FCN aber mindestens geben.

Im Video: Blickpunkt Sport - die Sendung zum 125-jährigen Jubiläum des 1. FC Nürnberg

Jubiläumsfeier (125 Jahre) vor dem Rückrundenspiel der Saison 2024/2025 zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem SV 07 Elversberg (
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Jubiläumsfeier (125 Jahre) vor dem Rückrundenspiel der Saison 2024/2025 zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem SV 07 Elversberg (

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