In Frankreich, inmitten der Pyrenäen, radelt Florian Lipowitz vom oberbayerischen Team Red Bull-Bora-hansgrohe gerade von einem Erfolg zum nächsten. Auch die Kollegen des gebürtigen Schwaben ziehen den Radhelm vor dem 24-Jährigen – zumindest verbal. Sein Teamkollege Primoz Roglic etwa scherzte im Interview mit der ARD: "Es ist großartig. In diesem Alter wusste ich noch nicht einmal, wie man Rad fährt." Roglic, der viermalige Vuelta-Gewinner, liegt schon knapp zweieinhalb Minuten hinter dem Youngster.
Lipowitz ist aktuell Gesamtdritter
Auf der anspruchsvollen Bergetappe der Tour de France nach Luchon-Superbagnères wurde Lipowitz am Samstag Vierter und sicherte sich damit Rang drei in der Gesamtwertung. Und so konnte sich Lipowitz als bester Nachwuchsfahrer der Tour das Weiße Trikot überstreifen – die bislang größte Auszeichnung seiner Karriere. "Ich denke, Frankreich ist ein gutes Pflaster für mich", sagte er am Samstag im französischen Fernsehen mit einem breiten Lächeln im Gesicht. "Ein Traum ist wahr geworden, mit dem weißen Trikot. Ich bin mehr als glücklich." Er habe die Rundfahrt bislang sehr genossen, freue sich über die vielen Menschen, die ihn anfeuern würden.
Roglic sichert Lipowitz seine Unterstützung zu
In den kommenden Tagen warten auf den Shootingstar hohe Berge und heftige Anstiege. Lipowitz ist deshalb auch auf seine Teamkollegen angewiesen: "Sicher" werde er ihn weiter unterstützen, sagte Roglic. "Wir werden als Team das Beste geben", fügte er hinzu. Schon vor der Tour hatte Lipowitz eine Podiumsplatzierung als Ziel definiert. Mit jeder Etappe wird sein Wunsch realistischer.
Remco Evenepoel musste Tour abbrechen
Der Quereinsteiger, der erst vor fünf Jahren die Sportart gewechselt hatte und vom Biathleten zum Radfahrer wurde, liegt 7:53 Minuten hinter Titelverteidiger und Tour-Dominator Tadej Pogacar und 3:40 Minuten hinter dem Dänen Jonas Vingegaard. Den Abstand auf den Viertplatzierten Oscar Onley konnte er am Samstag auf 1:25 Minuten ausbauen.
Profitieren dürfte Lipowitz auch von dem überraschenden Ausfall von Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel. Knapp 100 Kilometer vor dem Ziel in Luchon-Superbagnères stieg der Belgier vom Rad und völlig entkräftet ins Teamauto. Schon früh vor der Kletterpartie zum Col du Tourmalet kam er nicht mehr mit - und fiel ab. Schon bei den beiden vorherigen Pyrenäen-Etappen hatte der Belgier große Probleme gezeigt und Zeit eingebüßt.