Eine alte Frau mit Geldmünzen in der Hand. (Symbolbild)
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Viele Menschen im Ruhestand müssen mit wenig Geld auskommen – die Einkommensschere zwischen Arm und Reich wächst weiter. (Symbolbild)
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Jeder fünfte Ruheständler lebt knapp an der Armutsgrenze

Jeder fünfte Ruheständler lebt knapp an der Armutsgrenze

Jede fünfte Person im Ruhestand verfügt in Deutschland über maximal 1.400 Euro Nettoeinkommen im Monat. Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander, Sozialverbände warnen vor zunehmender Altersarmut.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Nachrichten am .

Jeder Fünfte im Ruhestand muss in Deutschland mit maximal 1.400 Euro netto pro Monat zurechtkommen. Dieser Wert ist dicht an der statistischen Armutsgrenze, die in Deutschland zuletzt bei 1.378 Euro netto im Monat lag.

Das Einkommen von Menschen ab 65 Jahren im Ruhestand lag zuletzt bei durchschnittlich 1.990 Euro monatlich, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Doch die Schere zwischen Arm und Reich geht auch bei Rentnern und Pensionären weit auseinander. Zugleich sind immer mehr alte Menschen auf Grundsicherung angewiesen. Sozialverbände warnen in der Debatte um Rentenreformen vor wachsender Altersarmut. 

Unterschiedliche Einkommenslagen

Laut der Statistik haben weitere 20 Prozent der Ruheständler mehr als 1.400 Euro, aber höchstens rund 1.790 Euro im Monat zur Verfügung. Die einkommensstärksten 20 Prozent der Menschen im Ruhestand konnten monatlich über mehr als rund 2.870 Euro netto verfügen. Generell kommen die Einkommen der Ruheständler zu 92 Prozent aus Alterseinkünften, Vermögen und Erwerbstätigkeit spielen kaum eine Rolle. 

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Joachim Rock, sagte dem Evangelischen Pressedienst, in Zukunft würden mehr Menschen im Alter mit weniger Geld auskommen müssen, wenn nicht gegengesteuert werde. Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, sah in den Zahlen sowohl die Stärken des deutschen Rentensystems verdeutlicht als auch die Risiken, die mit einigen derzeit diskutierten Reformvorschlägen einhergingen.

Rock sagte, in den nächsten Jahren würden viele gebrochene Erwerbsbiografien sichtbar werden, wenn Arbeitnehmer der Nachwendezeit in den Ruhestand träten. Zudem bestehe die Altersvorsorge der heutigen Rentner- und Pensionärsgeneration zum Teil aus Wohneigentum. Kommende Generationen hätten diese Möglichkeit kaum.

Einkommen der Ruheständler steigt – aber langsamer als in der Gesamtbevölkerung

Betrachtet hat das Bundesamt Rentnerinnen und Rentner sowie Pensionäre und Pensionärinnen im Alter von mindestens 65 Jahren. Das sind rund 16,3 Millionen Menschen. Die Berechnungen fußen auf der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) 2024 und beziehen sich auf das sogenannte Nettoäquivalenzeinkommen. Es ist ein bedarfsgewichtetes Pro-Kopf-Einkommen, das das Einkommen von Menschen vergleichbar macht, die in unterschiedlich zusammengesetzten Haushalten leben.

Die Zahlen zeigen auch, dass die Einkünfte der Ruheständler in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind, aber weniger als die der Gesamtbevölkerung. So betrug 2021 das mittlere Einkommen der Rentner und Pensionäre 1.820 Euro monatlich und wuchs bis 2024 um neun Prozent. Das Einkommen der Gesamtbevölkerung kletterte in dem Zeitraum jedoch um elf Prozent und auf zuletzt im Mittel 2.300 Euro. 

Das plant die Regierung

Auch angesichts der hohen Kosten für die Rente fordert Kanzler Friedrich Merz (CDU) Reformen. Seiner Ansicht nach sind die Sozialsysteme nicht mehr finanzierbar. So will die Bundesregierung mit der "Aktivrente" die Rentenkasse entlasten. Rentner sollen bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei dazuverdienen können und damit motiviert werden, freiwillig länger zu arbeiten. 

Der Deutschen Rentenversicherungen zufolge gingen Ende 2023 schon 1,46 Millionen Rentner einer Beschäftigung nach – Tendenz steigend.

Der Sozialverband Deutschland warnt hingegen vor Einschnitten. So müsse etwa ein "echter Freibetrag" in der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung eingeführt werden, fordert die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier. Die Aktivrente werde die Schere zwischen Arm und Reich dagegen weiter öffnen. "Denn sie wird aller Voraussicht nach Menschen mit höheren Renten, die noch in der Lage sind hinzuzuverdienen, ein steuerfreies Plus ermöglichen".

Deutliche Rentenlücke zwischen Frauen und Männern

Die Statistik zeigt ferner, dass Frauen im Ruhestand mit deutlich weniger Geld auskommen müssen als Männer. Frauen ab 65 Jahren in Rente oder Pension erhielten demnach im Schnitt brutto rund 1.720 Euro im Monat. Bei Männern waren es rund 2.320 Euro. Die Alterseinkünfte von Frauen waren damit im Schnitt gut ein Viertel niedriger als die der Männer. Ein Grund sei die niedrigere Erwerbstätigkeit von Frauen. Klammere man Hinterbliebenenrenten und -pensionen aus, wachse die Rentenlücke sogar auf 36,9 Prozent. 

Mit Informationen von epd, KNA und dpa.

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