Die Spitze eines Kugelschreibers liegt auf dem Logo der Auskunftei Schufa
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Ab 2026 stellt die Schufa ihre Kriterien um und öffnet ihre "Blackbox": Doch Gewichtung und Korrektur fehlerhafter Daten bleiben problematisch.
Bildrechte: picture alliance / CHROMORANGE | Wolfgang Filser
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Ab 2026 stellt die Schufa ihre Kriterien um und öffnet ihre "Blackbox": Doch Gewichtung und Korrektur fehlerhafter Daten bleiben problematisch.

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Neuer Schufa-Score: Lässt sich die Prüfung jetzt nachvollziehen?

Neuer Schufa-Score: Lässt sich die Prüfung jetzt nachvollziehen?

Ab März 2026 stellt die Schufa ihre Kriterien um und öffnet ihre "Blackbox": Die Auskunftei legt erstmals zwölf Kriterien offen und verspricht Verständlichkeit. Doch Gewichtung und Korrektur fehlerhafter Daten bleiben problematisch.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio am .

Die Schufa entscheidet mit ihrem Bonitätsscore über vieles: die Chancen auf einen Kredit, Konditionen für Ratenzahlungen oder sogar die Frage, ob ein Mietvertrag zustande kommt. Weil Betroffene bisher kaum nachvollziehen konnten, wie ihre Bewertung zustande kommt, wurde die Auskunftei häufig als "Blackbox" kritisiert. Mit einem neuen System will sie nun mehr Transparenz schaffen.

Mehr Transparenz beim Schufa-Score

Ab Ende März 2026 sollen Verbraucherinnen und Verbraucher ihren persönlichen Score kostenfrei online einsehen können – über einen sogenannten Schufa-Account. Wer sich registriert, wird zunächst in eine Warteliste aufgenommen und nach und nach freigeschaltet. Um den Account zu aktivieren, ist anschließend eine Identifizierung nötig: derzeit per Online-Ausweisfunktion, später soll auch eine postalische Lösung möglich sein. Der Zugang startet browserbasiert; eine App ist geplant.

Zwölf Kriterien entscheiden über die Kreditwürdigkeit

Kern des neuen Modells ist ein einziger, vereinheitlichter Score zwischen 100 und 999 Punkten. Je höher die Zahl, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Zahlungsverpflichtungen zuverlässig erfüllt werden. Anders als bisher will die Schufa künftig zwölf Kriterien offenlegen, die in die Bewertung einfließen:

  • Alter der ältesten Kreditkarte
  • Alter der aktuellen Wohnadresse
  • Anzahl von Girokonten und Kreditkarten in den letzten 12 Monaten
  • Kredit mit der längsten Restlaufzeit
  • Anfragen bei Telekommunikations- und Onlinehändlern
  • Alter des ältesten Bankvertrags
  • Bestehender Immobilienkredit oder Bürgschaft
  • Aufgenommene Ratenkredite der vergangenen 12 Monate
  • Status laufender Kredite
  • Vorliegende Identitätsprüfung
  • Jüngster Rahmenkredit (z. B. Disporahmen)
  • Zahlungsstörungen (z. B. nach mehrfacher Mahnung)

Für jedes Kriterium vergibt das System Punkte, die am Ende den Gesamtwert ergeben. Eine unbezahlte Rechnung kann die Bewertung also deutlich drücken, ein lange bestehendes Konto hingegen stabilisieren. Die Schufa spricht von einer Berechnung, die "auch Laien nachvollziehen" können sollen.

Völlige Transparenz gibt es nicht

Ganz transparent wird das System trotzdem nicht. Die Schufa legt zwar offen, welche Faktoren zählen – nicht aber, wie stark sie jeweils gewichtet werden. Ob etwa der Status eines Ratenkredits schwerer ins Gewicht fällt als das Alter der Wohnadresse, bleibt unveröffentlicht. Auch die mathematische Formel hinter dem Score bleibt unter Verschluss. Dadurch ist für Verbraucher klar, was eine Rolle spielt – aber nicht, warum der Score konkret steigt oder fällt. Die Auskunftei verweist auf den Schutz vor Manipulation: Würde die Gewichtung vollständig bekanntgegeben, könnten Profile gezielt "optimiert" werden – zum Beispiel durch strategisches Öffnen oder Schließen von Konten. Sie spricht deshalb von einem "vernünftigen Mittelweg" zwischen Offenheit und Missbrauchsschutz.

Verbraucherschützer widersprechen. Beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) gingen 2024 insgesamt 317 Beschwerden zu Bonitätsbewertungen ein – 79 Prozent davon zur Schufa. Häufig ging es um falsche oder veraltete Daten. "Der Aufwand, fehlerhafte Daten korrigieren zu lassen, kann sehr hoch sein", sagt Dorothea Mohn, Leiterin Finanzmarkt beim vzbv. Sie fordert, Auskunfteien gesetzlich zu verpflichten, die Richtigkeit ihrer Daten nachzuweisen.

Verbraucher sollten genau hinschauen

Wichtig für Betroffene: Der neue Score ersetzt nicht bestehende Rechte. Schon heute können Verbraucher einmal jährlich eine kostenlose Selbstauskunft anfordern. Wer dort Fehler entdeckt – etwa einen längst getilgten Kredit oder einen zu Unrecht gesetzten Mahneintrag –, kann eine Korrektur verlangen. Die Schufa verwaltet Daten zu rund 68 Millionen Menschen in Deutschland. Ob der neue Score das Vertrauen stärkt, wird sich erst nach dem Start zeigen. Entscheidend dürfte sein, ob Verbraucher ihre Daten nicht nur sehen, sondern effektiv berichtigen können – und ob die Grenzen der neuen Transparenz verständlich bleiben.

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