Fröhlich hoppelt der Känguru-Nachwuchs durchs Gehege im Hofer Zoo, immer unter den Blicken seiner Mama. Doch die ist nicht mehr nur ausschließlich besorgt um ihren Sohn. So langsam sollte der auch mal selbständig werden. Acht Monate ist er nun schon alt, ein paar Kilogramm schwer und eigentlich sollte er bereit sein, endlich auf eigenen Füßen zu stehen.
Wenn der Nachwuchs einfach nicht ausziehen will
Doch der Junior ist ein echter Stubenhocker und lebt, wenn er nicht das Gehege erkundet, noch im Kinderzimmer in Mamas Beutel. Und das, obwohl die Känguru-Mutter eigentlich schon wieder neuen Nachwuchs erwartet. Weil das Söhnchen noch nicht ausziehen will, muss die Mama umorganisieren. Tierpflegerin Sarah Browa weiß, dass Känguru-Mütter echte Multitalente sind. Sie können die Geburt bzw. die Entwicklung der befruchteten Eizelle hinauszögern, erklärt Browa. Da könne das ältere Geschwisterchen noch in der Gebärmutter der Mutter sitzen.
Doch die Tierpflegerin ist überzeugt, dass Mama Känguru den jungen Stubenhocker schon in ein paar Tagen dauerhaft vor die Tür setzen wird. Dann kann sich das nächste Jungtier in ihrem Beutel entwickeln.
Die strenge Matriarchin
Beim Erdmännchen-Nachwuchs ist die Frage der Kinder-Betreuung vom ersten Tag an geklärt. Denn alle kleinen Erdmännchen, die in der Anlage herumtollen, haben die gleiche Mutter. Die heißt Savannah und ist die Chefin des ganzen Clans. So ein paar Dutzend Erdmännchen unter sich zu haben und zu führen, ist nicht ganz unaufwändig. Deshalb verdonnert die Chefin ihre Untergebenen zum Babysitten. Jeder muss mal ran. Ein Betreuungskonzept, um das wohl viele andere Mütter sie beneiden.
Und Savannah geht noch weiter: Sie ist die Einzige, die sich einen Liebhaber halten darf, mit dem sie auch Nachwuchs zeugt. Allen anderen in der Gruppe erlegt sie ein Sexverbot auf. Klingt zwar ein wenig unfair, doch so hat sie die ganze Rasselbande im Griff.
Stinker in Sachen Liebesspiel
Frauen an die Macht! Das haben die Kattas längst eingeführt. Männchen haben bei dieser Primatenart wenig zu melden. In der Rangordnung und deshalb auch beim Fressen sind erst mal alle Weibchen an der Reihe. Die Herren unter diesen speziellen Lemuren müssen hoffen, dass die Damen von den servierten Leckereien beim Füttern was übriglassen oder die Pfleger darauf achten, dass die Männchen nicht zu kurz kommen.
Beim Werben um die Weibchen geben die Katta-Männchen alles und stinken schier zum Himmel vor lauter Begierde: Im Kampf um die Weibchen reiben sie sich ihren geringelten Schwanz an ihren Stinkdrüsen, die an den Unterarmen und im Afterbereich sitzen. Die müffelnden Ringelschwänze wedeln sich die Männchen dann gegenseitig ins Gesicht. Wer am Ende noch aufrecht steht und am meisten Gestank verbreitet hat, ist der Gewinner und darf sich mit dem Weibchen paaren.
Spuck mir ins Auge, Kleines…
Mit Romantik hat auch das Liebesspiel der Alpakas eher wenig zu tun. Hier könnte es stattdessen heißen: Was sich liebt, bespuckt sich. Denn um sich ihrer Zuneigung zu versichern und zu zeigen, dass man sich mag, spucken sich Hengst und Stute gegenseitig an. Wenn sie viel Zeit für die Vorbereitung haben, holen sie die Ladung ganz tief unten aus dem Magen. Dann stinkt das Ganze auch noch ziemlich übel, verrät Tierpfleger Lukas Blinzler. Er hat schon mehrfach so eine Ladung abbekommen.
Da ging's dann aber nicht etwa um Liebesbeweise der Tiere für ihren Pfleger, sondern eher um Protest. Denn die Alpakas bespucken Blinzler regelmäßig, wenn der mit dem Scherapparat kommt, um die Tiere von der Wolle zu befreien. Das finden weder der Hengst noch seine vier Damen besonders toll, vor allem, weil das Gerät so komisch brummt, Spucke, also nicht nur ein Liebesbeweis, sondern auch Mittel der Wahl, wenn es darum geht auszudrücken, dass man als Alpaka schwer genervt ist.
Nicht jeder Neubau kommt gut an
Schwer genervt könnte auch das ein oder andere Webervogel-Männchen sein. Denn die brauchen ein wirklich hohes Frust-Potential. Die Männchen kann man den ganzen Tag beobachten, wie sie durchs Savannenhaus im Zoo fliegen und fleißig kleine Äste und lange Grashalme sammeln. Aus denen bauen sie für ihr Weibchen in tagelanger Arbeit ein kunstvolles Nest, in dem die beiden dann später mal Nachwuchs großziehen können. Das Männchen gibt sich viel Mühe, doch wenn die frisch gebaute Behausung der Liebsten nicht zusagt, kann er das Nest wieder abbauen und muss von vorne anfangen. Denn erst, wenn dem Weibchen das Nest auch hundertprozentig zusagt, zieht es ein, übernimmt die Innendekoration und beginnt dann Eier zu legen.
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