ARCHIV - 12.04.2022, Niedersachsen, Hannover: Hühner stehen in einem Stall eines Betriebes mit Eiern aus Freilandhaltung in der Region Hannover. (zu dpa: «Vogelgrippe im Kreis Vechta - fast 150.000 Tiere betroffen») Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
ARCHIV - 12.04.2022, Niedersachsen, Hannover: Hühner stehen in einem Stall eines Betriebes mit Eiern aus Freilandhaltung in der Region Hannover. (zu dpa: «Vogelgrippe im Kreis Vechta - fast 150.000 Tiere betroffen») Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Vogelgrippe: Werden Eier und Geflügel teurer?

Vogelgrippe: Werden Eier und Geflügel teurer?

Die Zahl der Vogelgrippe-Ausbrüche in Geflügelbetrieben steigt weiter. Mehr als 500.000 Nutztiere wurden in Norddeutschland gekeult. Infizierte Wild-Vögel werden täglich gefunden. Wie wirkt sich das auf Preise und Angebot bei Eiern und Geflügel aus?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Der Landesverband der Bayerischen Geflügelwirtschaft rechnet mit steigenden Preisen bei Eiern und Geflügel wegen der Vogelgrippe. Sein Vorsitzender Robert Schmack hat im Gespräch mit BR24 gesagt, dass er eine Erhöhung um 50 Prozent für möglich hält. Die Sorge: Werden ganze Bestände auf Betrieben getötet, weil dort das Virus ausgebrochen ist, könnte das zu Engpässen bei der Versorgung von Geflügelprodukten führen. Dadurch könnten die Preise ansteigen. Doch ist das realistisch?

Wo steht Deutschland beim Eierverbrauch?

Der Eierverbrauch in Deutschland lag im Jahr 2024 laut Bundesamt für Statistik bei 249 Eiern pro Person und Jahr. Tendenz steigend. Die Bundesanstalt für Ernährung meldet insgesamt einen Eierverbrauch von 20,8 Milliarden Eiern für Deutschland.

Als Gründe für die Beliebtheit von Eiern nennt die Bundesanstalt unter anderem ein sparsames Verbraucherverhalten: Das Ei sei "im Zuge der Inflation ein günstiges, preisstabiles Nahrungsmittel geblieben."

Werden Eier vor Weihnachten knapp?

An Weihnachten backen viele Menschen besonders viel. Deshalb werden auch vor Weihnachten die weitaus meisten Eier verkauft - deutlich mehr als vor Ostern beispielsweise. Sowohl der Handelsverband als auch die Verbraucherzentrale können bislang keine nennenswerte Verknappung wegen der Vogelgrippe verzeichnen.

Warum sind Eier so preisstabil?

Dass Geflügel- und Eierpreise bisher nicht gewaltig gestiegen sind, liegt an langfristigen Kontrakten des Handels mit Großerzeugern, so Margit Beck, die Eierexpertin der "Marktinfo Eier und Geflügel" (MEG). Im Supermarkt kosten derzeit 10 Eier aus Bodenhaltung, der meistverkauften Haltungsform, etwa 2,20 Euro. Zehn Bioeier liegen derzeit bei etwa 3,50 Euro. Da gibt es bislang kaum Bewegung aufgrund der Vogelgrippe.

Wie ist die Situation beim Geflügel?

Anders als bei Schweinefleisch oder Rindfleisch steigt der Verzehr von Geflügel in Deutschland. Für 2024 melden die Statistiker einen Höchstwert von 13,6 Kilogramm pro Einwohner. Das war ein halbes Kilogramm mehr als ein Jahr zuvor. Das Bundeslandwirtschaftsministerium sieht aber auch hier bislang keine Verknappung wegen der Maßnahmen gegen die Vogelgrippe – also Keulungen auf Betrieben. Deutschland sei gut mit Geflügel und Eiern versorgt. Es sind bislang keine besonderen Preissteigerungen zu erkennen, diese wären laut einem Sprecher von Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) auch nicht gerechtfertigt.

Wie schaut es mit der Martinsgans oder der Weihnachtsente aus?

Auch das Großgeflügel wie die Gans oder die Ente kaufen die Deutschen vor allem um Weihnachten. Doch hier ist der deutsche Selbstversorgungsgrad besonders niedrig. Er liegt laut Verbraucherzentrale bei etwa 20 Prozent. Im Jahr 2023 importierte Deutschland rund 12.100 Tonnen Gänsefleisch - hauptsächlich aus osteuropäischen EU-Staaten: rund 78,5  Prozent aus Polen (9.500 Tonnen) und etwa 19,5 Prozent aus Ungarn (2.400 Tonnen). Aus gewerblicher Schlachtung in Deutschland stammt nur ein kleiner Teil des Angebots, nämlich knapp 2.300 Tonnen. Ein breiter Ausbruch der Vogelgrippe auch in Osteuropa, könnte hier für eine Verknappung und höhere Preise sorgen, so ein Sprecher des Handelsverbandes Bayern, allerdings nicht kurzfristig.

Wie geht’s weiter, wenn sich die Vogelgrippe stärker ausbreitet?

Die Nutztiere, die bislang getötet werden mussten, sind nur ein Bruchteil des Bestandes in ganz Deutschland. Bei der letzten Erhebung 2023 wurden bundesweit 167,3 Millionen Geflügeltiere in insgesamt 42.690 landwirtschaftlichen Betrieben gezählt. Dem stehen mehr als 500.000 getötete Tiere im Zuge der Vogelgrippe gegenüber. So sind die Auswirkungen der Vogelgrippe bislang verhältnismäßig gering und können laut Marktexperten und Handel ausgeglichen werden. Wenn aber auch in Bayern Großbestände gekeult werden müssten, könnte sich die Situation ändern. Doch noch ist die Situation auf dem Markt ruhig, sagt Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern. Und er sagt deutlich: "Klare Entwarnung, was Preise und Verfügbarkeit von Eiern und Geflügel anlangt."

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