Zwei Füße sind in einer Dusche zu sehen. Von oben kommt Wasser, das in den Abfluss fließt.
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Grauwasser auf der Dusche kann aufbereitet und wiederverwendet werden: Doch wie wirtschaftlich ist das?
Bildrechte: picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer
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Grauwasser auf der Dusche kann aufbereitet und wiederverwendet werden: Doch wie wirtschaftlich ist das?

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Wasserverschwendung: Nutzen wir Grau- und Brauchwasser genug?

Wasserverschwendung: Nutzen wir Grau- und Brauchwasser genug?

Wasser ist ein wichtiges Gut. Bei BR24 kritisieren die User, dass Trinkwasser oft zum Blumengießen, beim Autowaschen oder für die Klospülung verschwendet würde. Sie fordern, mehr Brauch- und Grauwasser zu nutzen. Das sagen Experten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio am .

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In der Kommentarspalte bei BR24 haben Nutzer ihr Unverständnis darüber geäußert, wie sehr in der Gesellschaft Wasser verschwendet werde. So schrieb etwa "Nillo": "Wir haben kein Trinkwasserproblem, wir machen uns eines. Solang wir unsere Fäkalien mit Trinkwasser wegspülen, Sportplätze und Gärten mit hochwertigem Trinkwasser gießen, und so weiter, müssen wir uns wirklich keine Gedanken um zu wenig Trinkwasser machen." Einige User forderten etwa die Nutzung von "erneuerbarem Wasser". So schrieb etwa "Andi1971", man müsste "verstärkt Brauchwasser verwenden oder Grauwasser, bevor es Schwarzwasser wird".

Wozu kann man Brauchwasser verwenden?

"Brauchwasser ist Wasser, das man im Haus oder gewerblich nutzt, ohne es zu verzehren", erklärt Klaus-Jürgen Edelhäuser, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Man könne es etwa zum Gießen im Garten, für die Toilettenspülung oder für Waschmaschinen verwenden, nicht jedoch zum Kochen, Zähneputzen oder zum Trinken. Brauchwasser sei nicht so rein wie Trinkwasser und könne etwa aus Regenwasser, Flusswasser oder Grauwasser gewonnen werden.

"Grauwasser ist Wasser, das im Haus schon mal benutzt, danach gereinigt und wiederverwendet werden kann", so Edelhäuser. Es handele sich demnach zum Beispiel um Wasser, das zum Duschen verwendet wurde und dann in einer Aufbereitungsanlage gereinigt wurde, sodass es im Anschluss zum Beispiel zur Toilettenspülung oder Gartenbewässerung genutzt werden könne.

Das Potenzial von Brauch- und Grauwasser

"Das Potenzial von Grauwasser wird derzeit kaum genutzt." Zwar könne etwa die Hälfte des häuslichen Wasserverbrauchs theoretisch wiederverwendet werden, allerdings sei die Nutzung in der Praxis allerdings sehr aufwendig. "Der wirtschaftliche Effekt von Grauwasser ist nicht sehr groß", so Weyand.

Auch ein Sprecher des Bayerischen Landesamts für Umwelt antwortet auf BR-Anfrage, dass die Implementierung von Grauwasser-Nutzungsanlagen durch die zusätzlichen Leitungen und die notwendige Aufbereitung, insbesondere im Baubestand, aufwendig und kostenintensiv sei. "Insofern sprechen vor allem wirtschaftliche Gründe gegen eine verstärkte Nutzung von Grauwasser."

Grauwasseranlagen aus ökonomischer Sicht

Doch was ist, wenn sowieso gebaut wird? In der Kommentarspalte forderte der Nutzer "koarli": "Bei Neu- und Umbauten bzw. Renovierungen sollte es Pflicht sein, Grauwassernutzung einzuführen."

"Aufgrund strenger hygienischer Vorgaben darf Grauwasser keinesfalls in die Trinkwasserleitungen geraten", sagt Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft auf BR-Anfrage.

Der Aufwand für die Installation eines doppelten Rohrsystems sei in Bestandsbauen viel zu hoch und käme, wenn überhaupt, für Neubauten infrage, erklärt Weyand. Die Kosten für Zusätze gegen Bakterien, Filter und die Pflicht der regelmäßigen Wartung würden allerdings auch dort dafür sorgen, dass sich Grauwasseranlagen aus ökonomischer Sicht meist nicht lohnen würden. Eine Pflicht hält Weyand daher nicht für sinnvoll: Aufgrund der Wirtschaftlichkeitsfrage sollte diese Entscheidung den Eigentümern selbst überlassen bleiben.

Beim Thema Wassersparen sei es hilfreicher, individuell kleine Maßnahmen umzusetzen. So würde er dazu raten zu duschen, statt zu baden. Auch eine effiziente Toilettenspülung würde bereits einen Minderungseffekt erzielen.

Brauchwassernetze: Sinnvoll oder Utopie?

Beim Thema Brauchwasser sei etwa eine Zisterne eine Möglichkeit. Diese sammelt Regenwasser, das dann für die Klospülung oder die Waschmaschine verwendet werden könne, so Klaus-Jürgen Edelhäuser von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Viele Kommunen würden hierfür auch Zuschüsse gewähren.

Große Brauchwassernetze für ganze Städte seien, aufgrund der Kosten, eher nicht denkbar, da sind sich die Experten einig. Wenn es aber, etwa rund um eine Neubausiedlung, in einem Gebiet viel Brauchwasser gebe, zum Beispiel durch eine Industrieanlage oder oberflächennahe Wasservorkommen, könne es zumindest denkbar sein, für die Siedlung ein eigenes Brauchwassernetz zu installieren, so Edelhäuser.

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