Staatsminister Florian Hahn (CSU) in der Münchner Runde am 1.10.25
Staatsminister Florian Hahn (CSU) in der Münchner Runde am 1.10.25
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Als "absoluten Missstand" bezeichnete Staatsminister Florian Hahn (CSU) die Tatsache, dass die Bundeswehr nicht über bewaffnete Drohnen verfügt.
Bildrechte: BR/Sofie Onnasch
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Als "absoluten Missstand" bezeichnete Staatsminister Florian Hahn (CSU) die Tatsache, dass die Bundeswehr nicht über bewaffnete Drohnen verfügt.

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"Der Angst Raum geben": Wie Politik und Kirche Putin einschätzen

"Der Angst Raum geben": Wie Politik und Kirche Putin einschätzen

Mutmaßlich feindliche Drohnen über NATO-Gebiet, russische Kampfjets über Estland: Experten glauben, dass Putin die Reaktion der NATO austestet. Über den Umgang damit hat die Münchner Runde diskutiert – mit unterschiedlichen Ansätzen.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Anna-Nicole Heinrich ist Präses der 13. Synode der Evangelischen Kirche Deutschland. Sie ist den ganzen Sommer durch Deutschland gereist. Auch, um zu erfahren, wie Kinder und Jugendliche mit der weltpolitischen Lage und der Debatte um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht umgehen. "Ich habe mit Siebtklässlern gesprochen und hätte nie gedacht, was die sich schon für Gedanken über die eigene Zukunft machen", sagte Heinrich in der Münchner Runde im BR Fernsehen.

Was sie durch die Gespräche mit den Schülern gelernt habe: Es dürfe nicht nur darum gehen, mit der gegenwärtigen Situation umzugehen, sondern man müsse auch ein positives Zukunftsszenario aufzeigen. Als Beispiel nannte sie die Debatte um die Wehrfähigkeit in Deutschland. Die würde nicht nur der militärischen Aufrüstung dienen, sondern damit würde man auch einen Beitrag für den Wirtschaftsstandort leisten, so Heinrich.

Staatsminister Hahn (CSU) kritisiert "absoluten Missstand"

Florian Hahn (CSU), Staatsminister im Auswärtigen Amt, setzt klar auf Aufrüstung. Angesichts der jüngsten Provokationen, unter anderem der Drohnenflüge über NATO-Gebiet, hinter denen Sicherheitsexperten Russland vermuten, forderte er Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) dazu auf, bewaffnete Drohnen "schnell zu beschaffen".

Die CSU hat das stets gefordert, jedoch gab es dafür nie eine Mehrheit im Bundestag. "Jetzt haben wir das Problem, dass wir einen absoluten Missstand haben", kritisierte Hahn. Das Geld sei zwar da, Minister Pistorius müsse nun aber schauen, dass bewaffnete Drohnensysteme schnell beschafft werden können. Man habe keine Zeit. Offensichtlich meine es Putin ernst, warnte Hahn.

Gürpinar (Die Linke) warnt davor, Putin zu überschätzen

Anders sah das Ates Gürpinar, stellvertretender Bundesvorsitzender der Partei "Die Linke". Zwar bezeichnete auch er Putin als jemanden, "der den Weltfrieden durchaus in Frage stellt". Er warnte aber davor, Putin zu überschätzen. Jemand wie Putin, der dreieinhalb Jahre brauche, um in der Ukraine einige Hunderte Kilometer vorzurücken, wolle nicht als Nächstes das stärkste Militärbündnis der Welt angreifen, prognostizierte Gürpinar.

Politikwissenschaftler Neumann sieht "hybride Kriegssituation"

Peter Neumann, Politikwissenschaftler am King’s College London, warnte ebenfalls davor, zu viel Angst vor Putin zu haben: "Angst ist kein nützlicher Zustand." Sie führe dazu, dass die Menschen die tatsächliche Bedrohung durch Putin nicht ernst nehmen und ihr Verhalten nicht ändern würden. Neumann sprach dabei von einer "hybriden Kriegssituation", in der man mittlerweile lebe. "Nicht mehr Frieden, aber auch noch nicht Krieg", sagte Neumann. Es brauche Achtsamkeit, um einerseits resilient gegenüber abstrakten Gefahren zu sein. Trotzdem müsse man das Leben "mehr oder weniger normal" weiterleben können, so Neumann.

Präses Heinrich: "Der Angst Raum geben"

Für Anna-Nicole Heinrich ist das Thema Angst die ganze Zeit präsent – allein durch sachliche Nachrichtenbeiträge über Drohnensichtungen. Entscheidend sei es, der Angst Raum zu geben. Die Kirche müsse Räume schaffen, Ängste auszusprechen. Denn sonst drohe die Gefahr, mit den eigenen Gedanken sprachlos in den eigenen Filterblasen zu verschwinden.

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