Die deutsche Raumfahrtministerin Dorothee Bär (CSU) wird das Ratstreffen der europäischen Raumfahrtminister in Bremen eröffnen. Es findet alle drei Jahre statt und hier wird entschieden, welche Raumfahrtprojekte Europa in den kommenden Jahren umsetzen will.
Außerdem geht es ums Geld: Jedes Mitgliedsland der ESA bestimmt, mit wieviel Geld es sich an Projekten beteiligt. Ergebnis ist dann das europäische Gesamtbudget für die Raumfahrt, in den nächsten drei Jahren. Beim letzten ESA-Ministerrat 2022 in Paris kamen insgesamt 16,9 Milliarden Euro zusammen, wovon 3,5 Milliarden Euro aus Deutschland stammten.
ESA nennt Bayern "Epizentrum der Weltraumfahrt"
Der Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, Josef Aschbacher, stellt dem Freistaat ein freundliches Zeugnis aus: "Bayern ist wirklich das Epizentrum der Weltraumfahrt, zumindest in Deutschland, wenn nicht gar in Europa." Sicherlich erfreut das den Raumfahrt-Fan und bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) genauso wie die aktuellen Zahlen: Etwa 50.000 Menschen arbeiten direkt in der bayerischen Luft- und Raumfahrtbranche. Laut Wirtschaftsministerium gibt es in Bayern 550 Raumfahrtfirmen, mit einem Umsatz von 14,7 Milliarden Euro im Jahr 2024.
Dieses Volumen habe sich im Vergleich zum Jahr 2014 nahezu verdoppelt. Auf eine gewisse wirtschaftliche Kompensation durch die Raumfahrtindustrie hofft auch die schwächelnde Automobilbranche. So hat etwa der Coburger Autozulieferer Brose gerade bekannt gegeben, dass er in Würzburg künftig Kleinsatelliten bauen und so den Standort retten will.
Potenzial und Nachholbedarf
Der Ministerrat in Bremen steht auch unter existenziellen Vorzeichen: Europa war bis vor wenigen Jahren weltweit führend in der kommerziellen Raumfahrt. Wegen neuer privater Anbieter wie SpaceX, neuer staatlicher Akteure wie etwa China und Indien, aber auch eigener Versäumnisse ist Europa inzwischen wirtschaftlich und technologisch ins Hintertreffen geraten. Um in der weltweit wachsenden Raumfahrtbranche noch eine Rolle zu spielen, müsse auch die ESA wachsen.
Generaldirektor Aschbacher sieht aber nicht nur Nachholbedarf, sondern auch großes Potenzial: "Europas Anteil am weltweiten Raumfahrtmarkt liegt etwa bei 10 Prozent. Auf der anderen Seite ist Europas Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung insgesamt bei 20 Prozent." Diese Lücke gelte es zu schließen. Entsprechend fordert Aschbacher von den Mitgliedsstaaten ein ESA-Budget für die nächsten drei Jahre von etwa 22 Milliarden Euro.
Investitionen: Alle schauen auf Deutschland
Kleinere ESA-Staaten schauen beim Budget auch und besonders nach Deutschland. Mit rund 21 Prozent ist es der größte ESA-Partner. Das Bundministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt schreibt in einer Presseerklärung: "Mit Rekordinvestitionen wird die Bundesregierung dort [in Bremen] deutlich machen, welche strategische Bedeutung die Raumfahrt für Deutschland hat."
Mit welchen konkreten Zahlungszusagen Raumfahrtministerin Bär nach Bremen reisen wird, sagt sie nicht öffentlich. In Branchenkreisen kursiert die Zahl 5,2 Milliarden Euro. In einem Drei-Länder-Papier haben die Bundesländer mit der größten Raumfahrtindustrie, Bremen, Baden-Württemberg und Bayern, gefordert, den deutschen Beitrag auf sechs Milliarden Euro aufzustocken. Bayern würde von solchen Raumfahrt-Investitionen besonders profitieren: Mit Aufträgen von etwa zwei bis drei Milliarden Euro rechnet Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW).
Das Potenzial ist da
Und so warten Weltraumpolitiker und Raumfahrtbranche am Freitag gespannt auf das finale Beschlusspapier der Ministerkonferenz, in der das ESA-Budget für die kommenden drei Jahre bekannt gegeben wird. Der Betrag macht dann Prognosen möglich, welchen Stellenwert die europäische Raumfahrt künftig in der Welt haben wird und welche Zukunft der Raumfahrtstandort Bayern erwarten kann.
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