Orangefarbene Roboter prüfen in einer Autostraße im BMW-Werk 1 in München Karosserien auf sogenannte Maßgenauigkeit und Oberflächengüte. Früher wurde diese Tätigkeit von drei bis vier Arbeitern erledigt. "Mit Handschuhen mussten wir das ganze Fahrzeug auf mögliche Fehler abtasten", erklärt der gelernte Kfz-Mechaniker Robert Jambrosic. Die Roboter seien aber präziser und schneller. "Wir haben quasi Unterstützung von dem Roboter bekommen. Ich bin jetzt für die Nacharbeit zuständig."
Meldet der Roboter eine Abweichung von der Norm, dann prüfen Jambrosic und seine Kollegen die entsprechende Stelle und bessern nach. Kann die Maschine die Arbeiter ersetzen? "Nein", sagt Robert Jambrosic. "Die Arbeit bleibt bei mir. Ich muss schlussendlich den Fehler ausbessern. Damit die Karosserie das Band einwandfrei verlässt." Fakt ist: In der Analyse sind die Roboter hier schneller und präziser – und: Sie arbeiten rund um die Uhr.
- Zum Thema: Wenn Roboter zum Barista werden
Wer ist am Ende besser – Mensch oder Maschine?
Für die Automobilhersteller sei es wichtig, perfekte Produkte an den Kunden zu geben. Sebastian Kranz ist Gruppenleiter Karosserie-Rohbau Finishing. Er hat die Roboter eingeführt: Seine Erklärung: "Die Maschine unterstützt uns. Sie kann tausendmal am Tag dasselbe Produkt bewerten, mit demselben Bewertungsmaßstab. Was ein Mensch nicht kann."
Kranz betont, dass den Mitarbeitern dadurch keine Arbeit weggenommen würde: "Wir ändern in diesem Fall die Tätigkeit zu einer höherwertigen." Die Maschine solle den Menschen unterstützen. Sie erledige Arbeiten, die monoton und ermüdend sind.
Allerdings räumt er ein, dass wirtschaftliche Aspekte natürlich eine große Rolle spielen. Auch wenn in seinem Teilbereich wegen der Einführung der Roboter vor zwei Jahren keine Stellen abgebaut worden seien, an anderer Stelle schon.
Der Verband der Automobilindustrie rechnet damit, dass in den nächsten zehn Jahren in der Branche 140.000 Arbeitsplätze wegfallen – nicht nur, aber auch wegen KI. Doch genau beurteilen, wie Künstliche Intelligenz und Roboter die Arbeitswelt konkret verändern, kann im Moment noch niemand.
"Ein Mensch muss von seiner Hände Arbeit leben können"
Anton Losinger ist Bischofsvikar für Bioethik und Sozialpolitik im Bistum Augsburg. Künstliche Intelligenz sieht er erst einmal als Chance. "KI nimmt uns nicht grundsätzlich Arbeitsplätze weg, aber KI führt dazu, dass die Struktur der Arbeit sich insgesamt ändert", sagt Losinger.
Ihm gehe es allerdings generell um eine Wertschätzung für die Arbeit. "Wir haben im Bereich Industrie- und Robotiktechnologie sehr gut bezahlte Jobs. Auf der anderen Seite haben wir auch eine gesellschaftliche Schicht, die nicht gut bezahlt ist." Für Weihbischof Losinger ist das Wichtigste: Ein Mensch muss von seiner Hände Arbeit leben können."
Denn: Auch wenn künstliche Intelligenz und Roboter immer mehr Aufgaben übernehmen werden, wird es immer Menschen brauchen, die sich für gerechte Löhne und Menschlichkeit in der Arbeit einsetzen.
Mehr zum Thema "Arbeit - ohne den Menschen?" in der Sendung STATIONEN in der ARD Mediathek.
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