Ausflugsgäste machen am Samstagmorgen Selfies von der Marienbrücke mit Schloss Neuschwanstein im Hintergrund.
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Ausflugsgäste machen am Samstagmorgen Selfies von der Marienbrücke mit Schloss Neuschwanstein im Hintergrund.
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"Ritterschlag": Jubel über Welterbe-Titel für Märchenschlösser

"Ritterschlag": Jubel über Welterbe-Titel für Märchenschlösser

"Universellen Wert für die gesamte Weltgemeinschaft" bescheinigt die Unesco den Schlössern König Ludwigs II. In Bayern ist die Freude groß über die Entscheidung. Ministerpräsident Söder spricht gar von einem "wahr gewordenen Märchen".

Über dieses Thema berichtet: BR24 Informationen am Nachmittag am .

"Ein unglaublicher Moment der Freude und der Erleichterung" – mit diesen Worten hat der bayerische Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) auf die Entscheidung der Unesco in Paris reagiert. Sein Ministerium ist für die Welterbe-Stätten in Bayern zuständig und hatte die Federführung bei der Bewerbung der Schlösser von "Märchenkönig" Ludwig II. als Weltkulturerbe. "Es ist schön für Deutschland. Es ist herausragend für Bayern. Wir freuen uns unbändig", sagte Blume dem BR.

Staatsregierung in Unesco-Euphorie

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einem "wahr gewordenen Märchen". Die Entscheidung der Unesco würdige die bayerische Geschichte, Kultur und Baukunst. "Das ist ein weltweiter Ritterschlag für Schloss Neuschwanstein, Schloss Herrenchiemsee, Schloss Linderhof und das Königshaus am Schachen." Gerade Neuschwanstein sei Bayerns Wahrzeichen schlechthin. "Beim Anblick des Schlosses denken weltweit manche vielleicht an Disney – aber nein: Neuschwanstein ist und bleibt das Original aus Bayern", so der Landesvater.

Heimatminister Albert Füracker (CSU) erklärte, die Schlösser seien nun auf einem Niveau mit weltbekannten Stätten wie Schloss Versailles, der Akropolis oder der Chinesischen Mauer. Die Ministerin für Tourismus, Michaela Kaniber (CSU), bezeichnete die Schlösser als "gelebte Träume, Spiegel einer Zeit voller Fantasie, Kunst und Sehnsucht".

Söder: Wollen kulturelles Erbe bewahren

Söder mahnte aber auch, dass die Anerkennung durch die Unesco ein wichtiger Auftrag sei: "Wir wollen unser kulturelles Erbe bewahren und für kommende Generationen erhalten. Deswegen investiert der Freistaat viel Geld in Erhalt und Restaurierung unseres kulturellen Erbes."

Die Aufnahme der Königsschlösser in die Unesco-Welterbeliste sei eine große Ehre für die Bayerische Schlösserverwaltung, ergänzte deren Präsident Hermann Auer. Er dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die "tagtäglich und über viele Jahrzehnte mit Herzblut und Fachwissen zum Erhalt und zur lebendigen Vermittlung dieser einzigartigen Denkmäler beitragen".

Gute Stimmung auch in Berlin: Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Serap Güler, zeigte sich erfreut und lobte zugleich den hohen Denkmalpflege-Standard in Bayern.

Riesige Freude beim Public Viewing in Schwangau

Großer Jubel brandete auch beim Public Viewing im schwäbischen Schwangau auf, als das Welterbe-Komitee am Nachmittag die Entscheidung verkündete. Bis zu 100 Menschen hatten dort teils mehrere Stunden ausgeharrt. "Wir freuen uns ganz riesig und sind auch sehr stolz, dass unser Schwangauer Schloss jetzt Welterbe ist", sagte der Schwangauer Bürgermeister Stefan Rinke nach der Bekanntgabe.

Unesco würdigt "bemerkenswert gut erhaltene" Schlösser

Das Welterbe-Komitee der Unesco hatte bei seiner Tagung in Paris entschieden, die Schlösser Ludwigs II. in das Welterbe-Verzeichnis aufzunehmen. Damit bescheinigen die Experten den Bauwerken "außergewöhnlichen universellen Wert für die gesamte Weltgemeinschaft".

Die UN-Organisation begründet ihre Entscheidung unter anderem damit, dass die Gebäude und ihre umliegenden Anlagen "vielseitige architektonische und künstlerische Stilrichtungen abbilden" und dabei in ihrer Zeit auf einem "hohen künstlerischen und technologischen Niveau" errichtet worden seien. Dazu seien sie heute "bemerkenswert gut erhalten".

Fast 1,7 Millionen Besucher im vergangenen Jahr

Nach Angaben des bayerischen Heimatministeriums besuchten 2024 rund eine Million Menschen allein Schloss Neuschwanstein. Nach Schloss Linderhof mit seiner kunstvollen Innenausstattung kamen rund 350.000 Besucher, Herrenchiemsee mit seinen imposanten Gärten lockte rund 310.000 Menschen an.

Die Geschäftsführerin der Chiemsee-Alpenland Tourismus GmbH, Christina Pfaffinger, hofft noch auf eine Steigerung. Man rechne mit einer "Zunahme an Übernachtungsgästen und damit einer positiven Auswirkung auf den Wirtschaftsfaktor Tourismus". Gerade in der Nebensaison hoffe man auf mehr Belebung, "da kulturaffine und auch internationale Gäste oft abseits der Hauptreisezeiten unterwegs sind".

Unesco empfiehlt "Abschwächung des Massentourismus"

Dennoch empfiehlt die Unesco mit der Aufnahme in die Welterbeliste für die Ludwig-Schlösser die Entwicklung einer "umfassenden Besucherstrategie als Priorität zur Abschwächung des Massentourismus". Auch die Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker (CSU) nannte die Auszeichnung "eine große Ehre, aber auch eine Aufgabe". Man müsse auf "die Lebensqualität der eigenen Bevölkerung achten" und eine Strategie des "nachhaltigen Qualitäts- statt Quantitäts-Tourismus" verfolgen.

Im Video: Welterbe-Titel für Ludwigs Märchenschlösser

Schloss Neuschwanstein
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Schloss Neuschwanstein

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