Menschen haben sich dunkle Felle und furchteinflößende Masken angezogen mit langen Hörnern
Menschen haben sich dunkle Felle und furchteinflößende Masken angezogen mit langen Hörnern
Bild
Krampusbrauch in Schleching - der Verein "Geigelstoa Pass" möchte mit dem Dorflauf das Brauchtum bewahren
Bildrechte: BR/Julia Ley
Schlagwörter
Bildrechte: BR/Julia Ley
Videobeitrag

Krampusbrauch in Schleching - der Verein "Geigelstoa Pass" möchte mit dem Dorflauf das Brauchtum bewahren

Aktualisiert am
Videobeitrag
Erschien zuerst am
>

Krampus, Perchten, Klausen – diese Gestalten sind unterwegs

Krampus, Perchten, Klausen – diese Gestalten sind unterwegs

Sie können furchteinflößend sein, aber genauso Glücksbringer oder faszinierende Gestalten: die verschiedenen Figuren, die nach dem alten Brauchtum in Bayern in den dunklen Nächten unterwegs sind. Auch mehr junge Menschen interessieren sich dafür.

Über dieses Thema berichtet: Capriccio am .

Die Perchten gehören zu den ältesten Winterbräuchen des Alpenraums, auch wenn sich ihr Ursprung nicht mehr genau bestimmen lässt. Schon etwa 500 n. Chr. gab es bei römisch-germanischen Neujahrs- und Weihnachtsfesten lärmende Umzüge mit Masken, die dämonische Weiber, heidnische Göttinnen und zahme Tiere darstellen sollten. Zurück kam die Perchtenkultur dann mit der Säkularisation. Die Perchtenläufe finden im Alpenraum und im Bayerischen Wald hauptsächlich in der Nachweihnachtszeit bis Heilig Drei König statt.

Masken als Merkmal der Perchten

Die furchteinflößenden Holzmasken sind handgeschnitzt und deshalb auch alles andere als billig. Sie entstehen aus Kiefern-, Linden- oder Zirbenholz, daran werden dann noch Schafs- oder Geißbockhörner angebracht, was sie auch ziemlich schwer macht. Bis zu zehn Kilogramm können die Unikate wiegen. Sie kosten wegen der vielen Arbeitsstunden für ihre Herstellung oft mehrere Tausend Euro.

Anschauen kann man sich solche Masken zum Beispiel im "Maskeum" in Kirchseeon im Landkreis Ebersberg. Im Jahr 2022 wurde der Kirchseeoner Perchtenlauf zum "Immateriellen Kulturerbe Bayern" ernannt, inzwischen nahm ihn die Unesco sogar ins Register "Gutes Praxisbeispiel" auf.

Wer ist gut, wer ist böse?

Auch wenn die Perchten in zwei verschiedene Charaktere unterteilt werden können: die einen, die nach der Sage den Winter und die bösen Geister des Winters mit ihren umgehängten Glocken austreiben sollen – und die schönen, die Licht, Sonne und Fruchtbarkeit ins Land bringen sollen. Trotz des oft schaurigen Aussehens gelten sie also als Glücks- und Segensbringer im neuen Jahr.

Dagegen ist der Krampus eindeutig als negative Figur konnotiert. Wenn er gemeinsam mit dem Nikolaus in Erscheinung tritt, dann symbolisieren die beiden den Gegensatz von Gut und Böse. Während der Heilige Nikolaus den Kindern Geschenke mitbringt, soll der Krampus sie einschüchtern – vor allem die vorlauten, frechen müssen büßen.

Der Krampus als Höllengeselle

Die Gestalt des Krampus stammt bereits aus der vorchristlichen Zeit. Er ist in einen schweren Mantel gehüllt. Mit sich trägt er eine Kette, durch die er zeigt, dass er an die Hölle gekettet ist. Außerdem hat er eine Rute zum Zuschlagen dabei. Auch einen Korb oder Sack trägt er mit sich, um gefallene Seelen einzusammeln. Man kann ihn mit dem in Norddeutschland eher verbreiteten Knecht Ruprecht vergleichen, der jedoch einzeln auftritt, während es Krampusse (Bairisch: Kramperl oder Pass) zu mehreren herumtreibt.

Dass es aber auch hier wieder Überschneidungen gibt, zeigt das Beispiel Bad Reichenhall, wo am 5. und 6. Dezember der Nikolaus, Engel und Kramperl gemeinsam durch die Innenstadt ziehen. Letztere mit zotteligen Fellkostümen und handgeschnitzten Holzmasken, den "Loavn", wie sie hier genannt werden. Also eine Ähnlichkeit zu den Perchten ist nicht von der Hand zu weisen.

Speziell im Allgäu: Klausen und Bärbele

Das Klausentreiben wiederum gibt es speziell im alemannischen Alpenraum, entspricht aber dem Krampuslauf in anderen Regionen. Auch hier soll der Brauch bereits seit mehr als 2.000 Jahren existieren. Die Klausen haben meistens Fell- und Ledermasken im Gesicht und machten mit Schellen- und Kettelgerassel einst Jagd auf böse Geister. In vielen Orten im Allgäu ist es nach wie vor sehr traditionell. Es gibt oft gar keine organisierte Veranstaltung, sondern die Klausen gehen nach einer "Dorfrunde" in Rudeln von Haus zu Haus. Dort gibt´s dann Brotzeit und Getränke für sie.

Die Bärbele sind das weibliche Pendant der Klausen. Sie jagen schon am St. Barbaratag, dem 4. Dezember, mit Schürzen und moosbeklebten Masken verkleidet durch die Straßen.

Interesse nimmt stetig zu

Dort wo dieses Brauchtum noch aktiv gelebt wird, erfährt es mehr Zulauf. Joanna Maurer vom Klausen- und Bärbeleverein Westallgäu berichtet, dass sich vor allem 16- bis 18-Jährige verstärkt dafür interessieren, was auch daran liegen könnte, dass der "Showcharakter" der Veranstaltungen vor allem für Eltern und Kinder spannend ist. Thomas Schiedrich vom Klausen- und Bärbeleverein Immenstadt wiederum erwähnt die stark gestiegenen Zuschauerzahlen: Bei den dreitägigen Veranstaltungen gingen sie in den vergangenen rund 15 Jahren von 500 auf jetzt 5.000 bis 7.000 nach oben.

"Es ist ein Event geworden und das gibt es im Alpenraum nur noch in etwa 15 Dörfern", erklärt Schiedrich. Die größte Veranstaltung findet jährlich in Sonthofen statt.

Dieser Artikel ist erstmals am 29.11.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!